Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
vermittelt haben, wissen es nicht besser. Sie wurden selbst irregeführt und sind zu Marionetten ihres Glaubens geworden. Es gilt, sich zu lösen von allen Vorgaben. Die Ehrfurcht vor etwas ist der Angst gleichzusetzen. Angst verschließt den Quell. Somit gehen viele Menschen zugrunde, weil ihnen die Kraft fehlt und sie von anderen Menschen ihrer Kraft beraubt werden. Denn, hat der Mensch keinen Zugang zum ursprünglichen Quell, so nimmt er sich die Kraft von seinem Mitmenschen. Und das ist Ursache von Krieg, Hass, Neid und all den zerstörerischen Eigenschaften.“
„Ist das der Grund, warum – du verfolgt wirst?“ Die Augen des Sohnes trübten ein wenig.
„Mein Sohn“, erwidert der Vater langsam. „Ich habe dich zu mir geholt, um dich in diese Geheimnisse einzuweihen. Ich werde verfolgt von den Hohepriester des Rates. Sie wollen meinen Tod, damit ihr Glaube nicht zerstört werden kann. Ich werde verfolgt von der Regierung; sie geht mit den Priestern einen gemeinsamen Weg.“
„Sie wollen deinen Tod?“ Erschrocken sieht der Sohn seinen Vater an. „Nur weil du ein Geheimnis kennst?“
„Dieses Geheimnis, mein Sohn“, erwidert der Vater, „ist ein Schlüssel. Ich habe dich hier her gebracht, damit Ben Shudah dich aufnimmt in seine Behausung und dich in die Geheimnisse einweiht, denn das, was du erfahren hast, ist nur ein geringer Teil von dem, was du noch erfahren wirst.“
„Und du, Vater?“
„Ich muss weiterziehen, mein Sohn.“ Der Vater legt seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. „Sie werden bald hier sein.“
„Vater!“ Der Sohn springt auf. „Ich werde dich nicht alleine lassen!“
„Ich werde wiederkommen“, lächelt der Vater. „Und dann bist du eingeweiht in das Leben, in den Tod und in das Geheimnis der Existenz.“
„Wie lange werden wir uns nicht mehr sehen?“ Der Sohn muss sich den aufkommenden Tränen beherrschen.
„Ben Shudah wird dir diese Antwort geben“, erwidert der Vater. „Ich versuche zu verhindern, dass die drei Säulen, welche den Quell anzapfen, nicht noch mächtiger werden.“
„Wo befinden sich diese drei Säulen, Vater?“ Ratlos über diese plötzliche Situation, mit der er nicht gerechnet hat, schaut er von seinem Vater auf Ben Shudah.
„In der anderen Welt“, erwidert Ben Shudah. „Sie befinden sich in der anderen Welt und eine Säule beginnt, sich zu materialisieren.“
Der Sohn atmet tief durch. „Wie – materialisieren?“
„Sie nimmt Gestalt an“, antwortet Ben Shudah. „Sie verbindet sich mit der Erde…“
An dieser Stelle erwachte Chrissie, bereits graute der Tag.
Wie jeden Morgen, so auch an diesem setzte sie sich an den Schreibtisch und hielt das Geträumte Wort für Wort fest. Ein Dokument, das mit jeder Zeile unschätzbar wertvoller wurde. Nachdem sie geendet hatte, lehnte sie sich ermattet zurück.
„Theodor“, flüsterte sie. „Hilf mir, meine Tante zu finden. Ich spüre Gefahr, sehr viel Gefahr.“
Für einen Moment schloss sie ihre Augen und ihr war, als würde sie einen kühlen Hauch im Nacken verspüren...
*
A m nächsten Morgen fühlte Henriece sich wie neu geboren – doch die Falten waren die alten geblieben.
Seit langem verspürte er wieder Appetit. Sein Magen knurrte sogar. Der Duft von frischen Brötchen und frischem Kaffee stieg ihm schon auf der Treppe entgegen.
Als er den Frühstückssaal betrat, befanden sich nur wenige Gäste darin. Keiner von ihnen sah Frank Garden ähnlich – und doch war er unter ihnen. Die Verkleidung war einfach zu perfekt!
Am Fenster zur Straße sah er dann Judy sitzen. Sie lächelte ihm schon von weitem zu.
„Sie sehen gut aus!“, begrüßte sie ihn. „Bitte, setzen Sie sich doch.“ Freundlich deutete sie auf den Stuhl gegenüber. Somit hatte er Garden im Rücken, der sich ein Grinsen nicht unterdrücken konnte.
Judy wusste gut zu schauspielern. Sie ließ es ihm nicht einmal anmerken, dass sie hin und wieder mit Garden Blicke austauschte.
„Haben Sie gut geschlafen?“, fragte sie ihn lächelnd.
„Ich wünsche Ihnen auch einen guten Morgen“, erwiderte er und sah sie längere Zeit an ohne ihr eine Antwort zu geben. Am liebsten hätte er sofort mit ihr eine Zeremonie zur Rückführung in alte Leben abgehalten – doch das musste er jetzt erst einmal einfädeln.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte sie in besorgtem Tonfall.
„Eigentlich müsste ich jetzt sagen, ja“, erwiderte er gelassen. „Doch ganz im Gegenteil! Es ist alles in bester Ordnung. So gut wie
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