Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Einflüssen Theodors gestanden war, dessen war sich Chrissie mittlerweile bewusst. Jedoch, warum ihre Mutter und ihr Vater sterben mussten, das konnte sie sich nicht beantworten.
Mitternacht war längst vorüber, die erste Müdigkeit überwunden, als sie sich erschöpft in der Gewissheit ins Bett legte, weitere Mosaiksteine von Theodor zu erfahren...
Donnergrollen, Blitzgewirr; der herabprasselnde Regen erschwert den nächtlichen Reitern den Ritt durch die Gassen von Heliopolis. Zwei Dromedare und ein Kamel sind der einzige Besitz, welchen der Kaufmann hat. Der zweite Reiter ist sein zwanzigjähriger Sohn, mit dem er von Stadt zu Stadt reist und Handel betreibt. Vor einem großen Zelt machen sie Halt, steigen ab und betreten es. Ein alter, sehr alter Mann kommt ihnen mit leuchtenden Augen entgegen.
„Seid gegrüßt, ihr Reisende der Nacht“, empfängt er die Beiden, die sich ihrem durchnässten Turban entledigen. Der Ältere, der Vater, ein stämmiger kräftiger Mann mit schwarzem langen Haar und dichten gepflegten Vollbart, der jüngere, der Sohn, ein gut aussehender Jüngling mit stahlblauen Augen.
„Ich grüße dich, mein alter Methusalem.“ Der Vater küsst ihn links und rechts an der Wange, der Sohn gibt ihm ehrfürchtig die Hand. „Die Reise war lang, die letzten Hügel von Regen und Gewitter erschwert. Hast du uns Trockenes und etwas Warmes?“
„Folgt mir, ihr seid meine Gäste diese Nacht. Fühlt euch wie zu Hause.“ Der alte Mann führt sie durch das riesige Zelt hindurch in eine farbenprächtige Kabine. Inmitten steht eine Badewanne.
Wohl duftendes Wasser erfrischt den Raum. „Ich bereite etwas zu essen“, sagt er zu den Beiden und geht.
„Vater“, spricht der Jüngling leise. „Das ist Ben Shudah, der Weise?“
„Ja, mein Sohn“, bestätigt der Vater und entledigt sich seinen Kleidern. Muskulös und durchtrainiert entblößt sich sein Körper. Einige Narben weisen auf wohl gewonnene Kämpfe hin. Auch der Jüngling zieht sich aus; sein Körper nicht ganz so muskulös, dafür aber zäh und sehnig.
„Ben Shudah kennt die Geheimnisse des Lebens, mein Sohn“, sagt der Vater, nachdem er sich einen Platz in dem warmen, nach Nelken duftenden Wasser ausgesucht hat. „Du sollst heute noch erfahren, wie sich das Leben gestaltet“, setzt er hinzu.
„Das Leben, Vater“, erwidert der Sohn, der sich seinem Vater gegenüber setzt, „ist doch atmen, schlafen, essen und sich bewegen.“
Der Vater lächelt. „Was geschieht, wenn du atmest? Was geschieht, wenn du schläfst? Was geschieht, wenn du isst? Was geschieht, wenn du dich bewegst?“
„Wenn ich atme“, antwortet der Sohn, „dann bekommt mein Körper Luft. Wenn ich schlafe, erholt sich mein Körper. Wenn ich esse, werde ich satt, wenn ich mich bewege, tu ich etwas.“ Verwundert sieht der Sohn seinen Vater an, der ihn unentwegt anlächelt.
„Stimmt was nicht mit mir, Vater?“, fragt er und schaut an sich hinab.
„Das ist alles wahr, was du sagst, mein Sohn“, erwidert der Vater. „Bitte, schließe deine Augen.“
Der Sohn tat, wie ihm befohlen.
„Was siehst du jetzt?“
„Nichts.“
„Dann bitte ich dich, denke an deine Schwester“, fordert er ihn darauf auf.
„Ja, ich denke an sie und ich sehe sie“, erwidert der Sohn immer noch sehr verwundert.
„Du siehst sie?“ Der Vater klatscht plötzlich in die Hände. Erschrocken öffnet der Sohn seine Augen. „Und jetzt?“, fragt der Vater.
„Jetzt ist sie weg“, antwortet der Sohn, dessen Verwunderung zunimmt.
„Ist sie denn da?“, fragt der Vater.
„Nein, Vater, natürlich nicht.“
„Hast du Hunger?“ Der Vater lächelt immer noch.
„Ja, ein herzhaftes Stück Fleisch würde mir sehr schmecken.“
„Denke an dieses Stück Fleisch“, wird er aufgefordert.
„Mir läuft das Wasser im Mund zusammen“, sagt der Sohn und schluckt.
„Nun, das Leben besteht aus atmen, schlafen, essen und bewegen“, sagt der Vater. „Als du an deine Schwester gedacht hast, hast du da geschlafen? Musstest du da besonders atmen? Musstest du essen oder dich bewegen?“
Der Sohn lacht. „Nein, natürlich nicht.“
„Mit was konntest du denn an deine Schwester oder an das herzhafte Stück Fleisch denken?“ Der Vater beginnt, sich mit der Seife, die am Rand des Bades lag, zu waschen.
„Mit meinem Kopf natürlich“, erwidert der Sohn und greift ebenfalls nach der Seife neben sich.
„Deine Schwester“, erwidert der Vater, „warum kannst du an sie
Weitere Kostenlose Bücher