Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
heute Nacht habe ich schon seit langem nicht mehr geschlafen.“
„Hm. An was das wohl liegt?“ Judy strahlte ihn regelrecht an. „Ich habe über Ihr Anliegen nachgedacht“, sagte sie dann.
„Und?“ Erwartungsvoll sah er sie an.
„Ja, wenn Sie wollen, gleich nach dem Frühstück. – Ich bin schon ganz neugierig.“ Ihr Lächeln verschwand von einem Moment auf den anderen. „Ich – habe heute Nacht von Ihnen geträumt.“
„Wissen Sie den Traum noch?“ Henriece war aufs Äußerste angespannt.
„Nur noch vage“, erwiderte sie leise. „Doch an eines kann ich mich ganz genau erinnern. Ich sah uns beide in einer kleinen Kirche. In einem kleinen Bergdorf.“
Henriece horchte auf. „Eine kleine Kirche in einem Bergdorf?“
„Ja – aber das muss im Mittelalter gewesen sein – der Kleidung nach.“
„Wie alt war ich denn da?“ Er versuchte ruhig zu erscheinen, was ihm einiges an Beherrschung abverlangte.
„Sie waren vielleicht Mitte zwanzig und ich so alt, wie ich jetzt bin.“
„Hm – wie alt sind Sie denn?“, hakte er sofort nach.
„Oh – habe ich das noch gar nicht gesagt? Für wie alt schätzen Sie mich denn?“
„Im Raten bin ich nicht so gut“, tat Henriece verlegen. „Vielleicht Mitte bis Ende Zwanzig?“
„Nicht schlecht! Achtundzwanzig.“
„Und die Kirche“, kam Henriece auf den Traum zurück. „Können Sie sich da noch an Details erinnern?“ Sein Blick versank in ihren tiefbraunen Augen.
„Genau nicht“, antwortete sie. „Ich kann mich aber an ein kleines altes Haus erinnern, das nicht weit der Kirche entfernt stand.“
„Harbourn“, entfuhr es ihm.
„Ja! Der Name war gefallen.“ Staunend sah sie ihn an.
Henriece lehnte sich zurück, ohne ihre Augen aus dem Blickfeld zu nehmen. „Harbourn“, wiederholte er. „Von hier ungefähr fünf Stunden mit dem Auto.“
„Ist das eine Stadt?“
„Ein kleines Bergdorf“, erwiderte Henriece. „Oberhalb der Stadt Melbourn.“
„Ich habe Sie noch gar nicht gefragt, woher Sie kommen“, sagte Judy darauf, und stützte ihren Kopf in ihren Händen ab. „Viel haben wir schon geredet, aber woher wir kommen, das haben wir irgendwie verschwitzt.“
„Ich bin aus Melbourn“, erwiderte Henriece. Hörbar tief sog er die Luft in sich ein. „Wir scheinen uns näher zu stehen, als wir zu glauben wagen“, sagte er dann. Zwar war er innerlich etwas aufgewühlt – aber auch misstrauisch.
Ich muss wissen, wer die Begleitung war, ging es ihm durch den Kopf. „Darf ich Sie etwas fragen?“, fragte er dann.
„Aber immer doch.“ Sie lächelte dabei.
Henriece senkte seinen Blick. „Als Sie die Cathédrale de la Major verlassen hatten, sah ich Sie mit einem älteren Herrn.“
Das Zucken in ihren Augen war ihm nicht entgangen. „Sie haben mich beobachtet?“ Ihre weißen Zähne blitzten hervor, als sie ihn breit anlächelte.
„Nicht beobachtet – nur gesehen.“
„Dieser ältere Herr...“ Judy flüsterte nur noch, „darf ich Ihnen diese Antwort noch etwas vorenthalten?“
„Judy“, erwiderte Henriece eindringlich. „Uns beide scheint etwas zu verbinden, das für mich sehr wichtig sein kann.“ Kurz entschlossen holte Henriece seinen Ausweis aus seiner Innentasche. „Sie müssen etwas erfahren, das ich Ihnen nicht vorenthalten kann.“ Er schob seinen Ausweis über den Tisch.
Verwundert nahm sie ihn entgegen – Sekunden darauf schreckte sie hoch und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an.
„Ich bin kein Rentner“, sagte er. „Ich bin ein paar Jahre jünger als sie.“
„Was – ist – mit – Ihnen – passiert?“ stammelte sie.
Langsam beugte er sich vor. Wieder bohrte er seinen Blick in ihren. „Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das erzählen soll“, erwiderte er langsam. „Etwas verbindet uns. Ihr Traum beweist es mir.“
„Haben Sie denn kein Vertrauen?“, empörte sie sich.
„Vertrauen“, wiederholte Henriece. „Wem oder was vertrauen Sie?“
„Ich?“ Sie lächelte. „Meinen Instinkten. Und die sagen mir, dass wir für etwas – für was auch immer – bestimmt sind?“
„Von wem bestimmt?“, hakte er sofort nach und steckte seinen Ausweis wieder in die Tasche. Judy kam ihm merkwürdig vor. Etwas stimmt einfach nicht, mahnte er sich zur Vorsicht.
„Hm“, tat sie. „Von – ihm?“ Ihr Blick zeigte demonstrativ nach oben.
„Glauben Sie an Gott?“ Henrieces sprach wieder gelassener.
„Ja, natürlich“, kam es selbstverständlich zurück.
„An welchen Gott glauben Sie
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