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Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baruch de Spinoza
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vom Stamme Jehuda waren, aber nicht die Namen der Gerichtsbarkeit des Argobus und des Landes der Riesen, deshalb musste er erklären, welche Orte es waren, die von Alters her so genannt wurden, und den Grund angeben, weshalb zu seiner Zeit sie den Namen des Jair führten, der zum Stamm Juda und nicht Manasse gehörte (Chronik II. 21,22).
     
    Damit habe ich die Meinung von Aben Hezra und die Stellen der Bücher Mosis erläutert, die er zur Bestätigung anführt. Allein er hat nicht Alles und nicht das Wichtigste bemerkt, da in diesen Büchern noch andere und bedeutendere Stellen hierfür vorhanden sind. Erstens spricht nämlich der Verfasser dieser Bücher von Moses nicht nur in der dritten Person, sondern giebt auch oft Zeugniss über ihn. So: »Gott hat mit Moses gesprochen.« »Gott sprach mit Moses von Angesicht zu Angesicht.« »Moses war der Demüthigste aller Menschen« (Num. XII. 3). »Moses war erzürnt über die Heerführer« (Num. XXXI. 14). »Moses ein göttlicher Mann« (Deut. XXXIII. 1). »Moses, der Knecht Gottes, ist gestorben.« »Niemals ist in Israel ein Prophet wie Moses erstanden« u.s.w. Dagegen spricht und erzählt Moses seine Handlungen in erster Person in dem Buche, wo das Gesetz, was Moses dem Volke erklärt, und was er geschrieben hatte, beschrieben wird; es heisst da.: »Gott hat mit mir gesprochen« (Deut. II. 1, 17 u.s.w.). »Ich habe Gott gebeten« u.s.w. Nur am Ende des Buches, nachdem er die Worte des Moses berichtet, fährt der Verfasser wieder in der dritten Person von ihm zu erzählen fort, wie Moses dieses Gesetz (das er nämlich erklärt hatte) dem Volke schriftlich übergeben, es zum letzen Male ermahnt und er dann sein Leben ausgehaucht habe. Dies Alles, die Art des Ausdrucks, die Zeugnisse und der Zusammenhang der ganzen Erzählung beweist, dass diese Bücher von jemand Anderem als Moses geschrieben worden sind.
     
    Dazu kommt zweitens , dass diese Erzählung nicht blos berichtet, wie Moses gestorben, begraben, und die Juden dreissig Tage in Trauer versetzt worden; sondern dass es auch darin nach Vergleichung des Moses mit allen späteren Propheten heisst, er habe sie alle übertroffen. Die Worte sind: »Niemals hat es einen Propheten in Israel wie Moses gegeben, der Gott von Angesicht zu Angesicht geschaut hat.« Ein solches Zeugniss kann weder Moses noch Jemand, der ihm unmittelbar gefolgt ist, ausstellen, sondern nur Jemand, der viele Jahrhunderte später gelebt hat, zumal der Verfasser wie von einer vergangenen Zeit spricht, nämlich: »Niemals hat es einen Propheten gegeben«; und ebenso sagt er von dem Begräbniss: »Niemand hat ein solches bis auf diesen Tag gesehen.«
     
    Es ist drittens zu erwähnen, dass mehrere Orte nicht mit den Namen, die sie bei Lebzeiten Mosis hatten, benannt werden, sondern mit anderen, die ihnen viel später beigelegt worden sind. So heisst es, »dass Abraham die Feinde bis gen Dan verfolgt habe« (Gen. XIV. 14:), welchen Namen die Stadt erst lange nach Josua's Tode erhielt (Richter. XVIII. 29).
     
    Manchmal wird viertens die Erzählung über die Zeit von Mosis Leben hinausgeführt. So heisst es Exod. XVI. 34, dass die Kinder Israels das Manna vierzig Jahre gegessen, bis sie in bewohnte Gegenden gekommen, und bis sie an die Grenzen des Landes Kanaan gelangt, also bis zu der Zeit, worüber im Buch Josua V. 12 gesprochen wird. Ebenso heisst es Gen. XXXVI. 31: »Das sind die Könige, die in Edom regiert haben, bevor ein König über die Kinder Israel's herrschte.« Offenbar meint hier der Verfasser, dass die Idumäer Könige gehabt, ehe David sie unterwarf und Statthalter in Idumäa einsetzte (2. Samuel VIII. 14).
     
    Aus alledem erhellt klarer wie die Mittagsonne, dass die fünf Bücher Mosis nicht von Diesem, sondern von Jemand geschrieben worden sind, der viele Jahrhunderte nach Moses gelebt hat. Aber wenn es dem Leser beliebt, so kann man auch die Bücher, welche Moses selbst verfasst und die in den sogenannten Büchern Mosis erwähnt werden, hinzunehmen; auch aus ihnen ergiebt sich, dass es andere als diese gewesen sind. Erstens erhellt ans Exod. XVII. 14, dass Moses auf Befehl Gottes den Krieg gegen Hamalek geschrieben hat; aber in welchem Buche, ergiebt diese Stelle nicht; dagegen wird Num. XXI. 12 ein Buch erwähnt, was: »Von den Kriegen Gottes« hiess, und in diesem sind ohne Zweifel dieser Krieg gegen Hamalek und ausserdem alle Lagerabsteckungen erzählt wurden, die nach Versicherung des Verfassers der Bücher Mosis Num. XXXIII. 2

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