Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
sich, nachdem Josua gestorben war, dass die Kinder Israels von Gott erbaten u.s.w.« Dann lässt er diesem Buche als Anhang das Buch Ruth so folgen: »Und es begab sich in diesen Tagen, wo die Richter Recht sprachen, dass eine Hungersnoth in jenem Lande war.« In derselben Weise lässt er dann das I. Buch Samuelis folgen, und von da macht er den gewohnten Uebergang zu dem zweiten und knüpft daran, ehe die Geschichte David's beendet, das I. Buch der Könige, in dem er die Geschichte David's fortsetzt und endlich nach diesem das II. Buch, was mit derselben Formel anfängt.
Auch der Zusammenhang und die Folge der Erzählungen ergiebt, dass nur Einer sie verfasst, der ein bestimmtes Ziel sich vorgesetzt gehabt. Denn er fängt mit dem ersten Ursprung des jüdischen Volkes an; dann folgt der Reihe nach, bei welcher Gelegenheit und zu welcher Zeit Moses Gesetze gegeben und ihnen Vieles geweissagt; dann, wie sie nach Mosis Prophezeiung das versprochene Land erobert (Deut. VII.) und dann die Gesetze verlassen haben (Deut. XXXI. 16), und wie dann viel Uebel gekommen (daselbst 17); wie sie dann Könige wählen gewollt (Deut. XVII. 14), die auch je nach ihrer Gesetzesbeobachtung glücklich oder unglücklich regiert haben (Deut. XXVIII. 36. und letzter Vers), bis der Verfasser zuletzt den Untergang des Reiches, wie Moses ihn vorausgesagt, erzählt. Alles Uebrige, was auf die Bestätigung des Gesetzes keinen Bezug hat, hat der Verfasser entweder ganz mit Stillschweigen übergangen, oder er verweist den Leser an andere Geschichtschreiber. So zielen alle diese Bücher dahin ab, die Sprüche und Gebote Mosis zu erzählen und durch den Ausgang der Dinge zu bestätigen. In Betracht dieser drei Umstände, nämlich des einfachen Inhalts all dieser Bücher, ihrer Verbindung, und dass sie von einem Andern viele Jahrhunderte nach den Ereignissen verfasst worden, schliesse ich, wie gesagt, dass sie alle von einem Verfasser herrühren.
Wer dies gewesen, kann ich nicht so bestimmt nachweisen; allein ich vermuthe, dass es Hezra selbst gewesen ist. Mancherlei nicht unerhebliche Umstände lassen mich dies annehmen. Denn da der Verfasser, den wir nunmehr als einen einzigen kennen, die Erzählung bis zur Freiheit Jojachims fortführt und noch hinzufügt, er habe, so lange er (d.h. Jojachim oder des Sohnes von Nebukadnezar; denn die Worte sind zweideutig) gelebt, an des Königs Tafel mit gesessen, so folgt, dass es Niemand vor Hezra gewesen sein kann. Nun sagt aber die Bibel von Niemand, der damals berühmt gewesen, ausser Hezra (Hezra VII. 10), dass er seine Arbeit auf die Erforschung des Gesetzes Gottes und dessen Vervollständigung verwendet, und dass er ein gewandter Schriftsteller (Hezra VII. 6) im Gesetze Mosis gewesen. Ich kann deshalb nur vermuthen, dass Hezra diese Bücher verfasst hat. Ferner erhellt aus diesem Zeugniss über Hezra, dass er nicht allein seine Arbeit auf die Erforschung des Gesetzes Gottes verwendet, sondern auch auf dessen Zusammenstellung, und auch Nehem. VIII. 9 heisst es: »dass sie gelesen haben das Buch des Gesetzes Gottes mit der Erklärung, und dass sie ihren Verstand angestrengt und die Schrift verstanden haben.« Da aber in dem Buch Mosis nicht blos das Buch Gottes oder sein grösster Theil enthalten ist, sondern auch Vieles zu dessen näherer Erläuterung, so vermuthe ich, dass dieses Buch das von Hezra geschriebene Buch des Gesetzes Gottes ist, mit der Zusammenstellung und Erläuterung, die sie damals gelesen haben. Dass aber darin Vieles in Klammern zu mehrerer Erläuterung eingeschaltet worden ist, davon habe Ich zwei Beispiele bei Gelegenheit der Erklärung des Ausspruchs Aben Hezra's gegeben, und dieser Art finden sich noch mehrere; so z.B. II. 9: »Und in Sehir wohnten früher die Horiten; aber die Söhne Esau's vertrieben sie und verjagten sie aus ihrem Anblick und haben an deren Stelle gewohnt, wie Israel gethan im Lande seiner Erbschaft, was Gott ihm gegeben hat.« Er erläutert nämlich v. 3 und 4 dieses Kapitels, dass sie den Berg Sehir, der an die Söhne Esau's durch Erbschaft gekommen war, nicht als einen unbewohnten in Besitz genommen haben, sondern dass sie ihn und die Horiten, welche ihn vorher bewohnt, mit Krieg überzogen und zuletzt diese, wie die Israeliten nach dem Tode Mosis die Kananiter, vertrieben und vertilgt haben. Auch werden die Verse 6, 7, 8 und 9 des Kap. X. den Worten Mosis eingeschoben; denn Jedermann sieht, dass Vers 8, welcher anfängt: »Zu jener Zeit trennte Gott
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