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Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baruch de Spinoza
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Gesetze bekannt machte, sie auch niedergeschrieben hätte; allein deshalb dürfen wir noch nicht behaupten, dass er es gethan habe; denn ich habe oben gezeigt, dass man in solchen Fällen nur das annehmen darf, was ans der Bibel selbst sich ergiebt oder was aus ihren alleinigen Grundlagen sich als begründete Folge ableiten lässt, aber nicht, was blos der Vernunft entspricht. Ueberdem nöthigt auch die Vernunft uns dazu nicht; denn vielleicht hat der Rath der Aeltesten die Erlasse Mosis dem Volke schriftlich mitgetheilt; diese hat dann der Verfasser gesammelt und der Geschichte des Lebens Mosis einverleibt.
     
    So viel über die fünf Bücher Mosis; es ist Zeit, nun auch die übrigen zu prüfen. Bei dem Buch Josua's ergeben ähnliche Gründe, dass es nicht von ihm selbst verfasst ist; denn ein Anderer ist es, der von Josua bezeugt, dass sein Ruf auf der ganzen Erde verbreitet gewesen sei (Kap. VII. 1); dass er keines von den Geboten Mosis weggelassen (VIII. letzter Vers und XI. 15), dass er alt geworden, Alle zur Versammlung berufen und endlich den Geist aufgegeben habe. Endlich wird auch Einiges erzählt, was sich erst nach seinem Tode ereignet hat; nämlich dass nach seinem Tode die Israeliten Gott so lange verehrt, als die alten Männer, die ihn gekannt, gelebt hätten. Auch XVI. 10 heisst es, dass (Ephraim und Manasse) »den in Gazer wohnenden Kananiter nicht vertrieben, sondern (fügt er hinzu) dieser habe zwischen dem Euphrat bis heutigen Tages gewohnt und sei zinspflichtig gewesen.« Dies ist dasselbe, was im Buch der Richter Kap. 1 erzählt wird, und auch der Ausdruck: »bis auf den heutigen Tag« zeigt, dass der Verfasser einen alten Vorfall erzählt. Aehnlich ist es mit dem Text XV. letzter Vers, über die Kinder Jehuda's und die Geschichte von Kaleb, XV. 14. Auch der Fall, welcher XXII. 10 u. f. von den drittehalb Stämmen erzählt wird, welche einen Altar jenseit des Jordan erbauten, scheint sich nach Josua's Tode ereignet zu haben; denn in der ganzen Erzählung wird Josua nicht genannt; das Volk allein berathschlagt, ob es den Krieg führen soll, sendet Gesandte, erwartet deren Antwort und beschliesst zuletzt. Endlich folgt aus X. 14 klar, dass dieses Buch erst viele Jahrhunderte nach Josua geschrieben worden. Denn es heisst: »kein andrer Tag wie dieser ist vorher oder später gewesen, wo Jemand Gott (so) gehorcht hätte« u.s.w. Hat daher Josua je ein Buch geschrieben, so war es gewiss das, was X. 13 bei demselben Vorfall erwähnt wird. - Was aber das Buch der Richter anlangt, so wird wohl Niemand mit gesundem Verstande glauben, dass die Richter selbst es verfasst; denn die Nachschrift der ganzen Geschichte im Kap. 21 zeigt deutlich, dass das ganze nur von einem Verfasser geschrieben worden. Ferner sagt derselbe wiederholt, dass zu jenen Zeiten kein König in Israel gewesen, und also ist es offenbar, nachdem die Könige zur Herrschaft gekommen, geschrieben. - Auch bei den Büchern Samuel's brauche ich mich nicht lange aufzuhalten, da sich die Erzählung über sein Leben hinaus erstreckt. Nur das Eine will ich bemerken, dass auch dieses Buch viele Jahrhunderte nach Samuel geschrieben worden ist, da 1. IX. 6 der Verfasser in Klammern sagt: »vor Alters sagte Jeder in Israel, wenn er ging, Gott zu befragen: Wohlan, gehen wir zu dem Sehenden! Denn wer heute Prophet, hiess vor Alters ein Sehender.« - Endlich ergeben die Bücher der Könige , dass sie aus den Büchern von Salomo's Thaten (1. Könige XI. 5), aus der Chronik der Könige von Jehuda (IX. 19, 29) und aus der Chronik der Könige Israels ausgezogen worden sind. Alle bisher genannten Bücher sind daher von Anderen verfasst, und die in ihnen enthaltenen Vorfalle werden als vergangene erzählt. Giebt man auf die Verbindung und den Inhalt all dieser Bücher Acht, so ersieht man leicht, dass sie alle von einem Geschichtschreiber verfasst worden, welcher die alte Geschichte der Juden vom Anfang bis zur ersten Zerstörung der Stadt schreiben wollte; denn diese Bücher stehen in einem solchen Zusammenhange, dass dies allein beweist, wie sie nur die Erzählung eines Verfassers enthalten. Sobald die Erzählung von Mosis Leben aufhört, geht er mit den Worten zur Geschichte von Josua über: »Und es begab sich, dass, nachdem Moses, der Knecht Gottes, gestorben, Gott zu Josua sagte u.s.w.« Und nachdem diese Erzählung mit dem Tode Josua's geendet hat, beginnt er mit demselben Uebergang und derselben Verknüpfung die Geschichte der Richter: »Und es begab

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