Theopolis - Heimat meines Herzens
gemacht. Sogar nachdem sie ein Facharzt über den Zustand ihres Vaters aufgeklärt hatte, war sie beharrlich bei ihrer Meinung geblieben, dass Joannas Ansprüche den Kollaps heraufbeschworen hätten. Demetri hätte sie nicht vom Gegenteil überzeugen können, ohne sich selbst bloßzustellen.
Und das durfte er nicht, wenn er seinen Vater nicht erneut verraten wollte. Solange der alte Mann wollte, dass sie Joanna für seine Geliebte hielten, musste Demetri das Geheimnis wahren. Früher oder später würde er allerdings seine Sünden beichten müssen.
Warum eigentlich?, überlegte er bitter. Was würde ein Geständnis bewirken? Olivia würde ihn verachten, und sogar Alex würde es schwerfallen, ihm zu verzeihen. Joanna würde er mit einer Selbstanklage auch nicht dazu bewegen, stolz auf ihn zu sein. Die Tatsache, dass sie keinen Versuch unternommen hatte, ins Hospital zu kommen, bewies, wie wenig sie an einem Wiedersehen mit ihm interessiert war.
Constantine regte sich. Sofort näherte Demetri sich dem Bett. Er wirkt so zerbrechlich, dachte er. Makarios, der behandelnde Arzt, hatte ihnen mitgeteilt, dass er keine Prognose über die Lebenserwartung des Patienten abgeben könne. Constantines Tage waren gezählt.
“Demetri?” Selbst seine Stimme klang schwach.
“Ich bin hier, Papa.” Demetri beugte sich vor. “Wie fühlst du dich?”
“Schon viel besser”, log Constantine tapfer. “Ist Joanna draußen?”
Es war nicht das erste Mal, dass sein Vater sich nach ihr erkundigte, aber bislang hatte Olivia ihn mit Ausflüchten beschwichtigt. Seine Schwester weigerte sich hartnäckig, Joanna als Teil der Familie zu akzeptieren, und nun musste Demetri das Täuschungsmanöver auch noch fortsetzen.
“Ich bin sicher, sie wäre gern hier.” Er wusste, dass sein Vater die Worte auf eigene Weise interpretieren würde. “Leider hat sich nach deiner Abreise von der Insel das Wetter verschlechtert. Roussos war nicht bereit, den Helikopter unter diesen Bedingungen zu starten.”
“Mit anderen Worten, du hast ihr nicht erlaubt, herzukommen.”
Trotz aller Gewissensbisse fand Demetri es unfair, dass ihn allein der Zorn seines Vaters traf. Constantine hatte Olivia nicht beschuldigt. “Das ist nicht wahr”, entgegnete er. “Es gibt auch noch andere Transportmittel. Fähren, beispielsweise.” Am liebsten hätte er hinzugefügt, dass sie es irgendwie nach Athen geschafft hätte, wenn sie es gewollt hätte, aber eine solche Äußerung wäre zu grausam gewesen. Joanna konnte schließlich nicht wissen, dass Olivia das Krankenzimmer bewachte.
Constantine ließ sich jedoch nicht beirren. “Tu nicht so, als würdest du sie hier willkommen heißen”, rief er. Demetri erschrak über die plötzliche Röte, die die Wangen seines Vaters überzog. “Schwester Delos hat mir gesagt, dass Joanna oft anruft. Ist es denn so schwer zu begreifen, dass ich sie sehen möchte?”
“Nein.” Die bloße Vorstellung, sie wieder zu sehen, genügte, um seinen Pulsschlag in die Höhe zu treiben. Aber seine Gefühle waren unwichtig. “Ich werde sehen, was ich tun kann.”
“Gut. Gut.” Sein Vater schien mit dieser Antwort zufrieden. “Ich habe Durst.”
Demetri reichte ihm die Schnabeltasse vom Nachttisch.
Der alte Mann trank einen Schluck. “Danke.”
Demetri stellte den Becher zurück und rang sich ein Lächeln ab. “Ruh dich aus. Ich komme später wieder.”
“Ich hätte euch sagen müssen, dass ich sterbe.”
Demetri blieb an der Tür stehen. “Papa …”
“Leugne es nicht, Demetri.” Sein Vater seufzte resigniert. “Mach Joanna deshalb keine Vorwürfe.”
Demetri schüttelte den Kopf und ging zum Bett zurück. “Sei unbesorgt. Ich akzeptiere, dass du deine Gründe hattest.”
“Du bist sehr verständnisvoll. Das ist untypisch für dich. Lass dich nicht von dem kleinen Rückfall täuschen. Bald bin ich wieder auf den Beinen, und dann wirst du dir vielleicht wünschen, ehrlicher zu mir gewesen zu sein.”
Demetri lächelte wehmütig. “Ich finde, du solltest schlafen, Papa.”
“Das werde ich.” Constantine ergriff seine Hand. “Wenn du mir versprichst, mit Joanna Frieden zu schließen.”
“Frieden schließen mit …”
“Du weißt, wovon ich rede”, unterbrach ihn sein Vater. “Ich habe gesehen, wie du sie in der Nacht angesehen hast, als ich den Anfall hatte. Du dachtest, ich würde es nicht merken, aber es war unverkennbar, dass dir ihre Anwesenheit missfiel – genau wie die Rolle, die sie gespielt
Weitere Kostenlose Bücher