Therapielexikon der Kleintierpraxis
(„Synacthen-Test“)
Dieser Test wird häufig als Laboranalyse erster Wahl betrachtet, mit dem primären Ziel der Differenzierung zwischen spontanem (ohne Präzisierung des Ursprungs) Hyperadrenokortizismus und iatrogenem Hyperkortisolismus. Seine Spezifität ist gut, seine Sensibilität jedoch durchschnittlich (20 – 30 % sind „falschnegativ“) ( Abb. 1.13 ).
Abb. 1.13 Diagnostisches Vorgehen bei Hyperadrenokortizismus
(nach Prelaud, Rosenberg, de Fornel).
• Durchführung:
•Erste Probenentnahme zum Zeitpunkt T0 (Bestimmung des Kortisol-Basalspiegels).
•Injektion von Tetracosactid, synthetischem ACTH
(Synacthen
® [H. M.]).
Kurzzeittest: 0,25 mg als Injektion i. v., ungeachtet der Größe des Hundes.
•Zweite Probenentnahme zum Zeitpunkt T0 + 1 h 30 = T1.
Hinweis: „T1“ bezeichnet den Kortisolwert nach Stimulation.
• Ergebnisse:
•Normalwerte: Der Kortisol-Basalwert erhöht sich nach Stimulation um den Faktor 2 oder 3, T1 bleibt unter 500 nmol/l.
•Die erste mögliche Abweichung (normaler oder erhöhter Basalspiegel, sehr starker Anstieg von T1) lässt stark auf eine Hyperplasie der Nebennierenrinden schließen. Es ist jedoch unmöglich, den Ursprung dieses spontanen Hyperadrenokortizismus als primär adrenal oder sekundär hypophysär zu bestimmen, selbst unter Berücksichtigung der Epidemiologie (Rasse).
•Die zweite mögliche Abweichung (stark erhöhter Basalwert und wenig erhöhtes T1 nach Stimulation) lässt den Verdacht auf einen adrenalen Tumor zu.
•Niedriger Basalwert und wenig erhöhtes T1: mögliches „iatrogenes Cushing-Syndrom“. Wichtig: Dennoch muss die Verdachtsdiagnose auf aussagekräftige Symptome zusätzlich zu den veränderten Laborwerten gegründet werden, da Letztere bei jeder Therapie mit Glukokortikoiden beobachtet werden können.
Low-dose-Dexamethason-Suppressionstest
Mit diesem sehr sensiblen und relativ spezifischen Screening-Test kann man über 95 % der Fälle mit spontanem Cushing-Syndrom aufspüren. Das primäre Ziel dieses Tests ist daher die Bestätigung oder der endgültige Ausschluss eines spontanen Hyperadrenokortizismus, v. a. wenn sich andere ergänzende Untersuchungen als zweifelhaft herausstellen. Dagegen ist ihm der Synacthen-Test überlegen, wenn ein iatrogenes Cushing-Syndrom nicht ausgeschlossen werden kann. Im Übrigen ist der Low-Dose-Dexamethason-Suppressionstest zur Bestimmung der Ätiologie eines nachweislich spontanen Hyperadrenokortizismus schlechter geeignet als der High-dose-Dexamethason-Suppressionstest. In Anbetracht der erforderlichen, sehr niedrigen Dosierung von Dexamethason ist seine Durchführung an kleinwüchsigen Tieren (häufig) nicht ganz einfach.
• Durchführung:
•Entnahme einer Blutprobe zum Zeitpunkt T0.
Hinweis: „T0“ bezeichnet den Kortisol-Basalwert.
•Injektion von 0,01 mg/kg Dexamethason i. v
•Entnahme weiterer Blutproben zum Zeitpunkt T0 + 4 h und T0 + 8 h
Hinweis: „T0 + 4“ und „T0 + 8“ bezeichnen die Kortisolwerte nach der Suppression und nach dem Zeitraum von 4 und 8 Stunden.
• Interpretation:
•Beim gesunden Hund führt die Injektion von niedrig dosiertem Dexamethason zu einer „absoluten“ Suppression der kortikotropen Achse: Der bei T0 + 4 h schon sehr niedrige Plasmakortisolwert ist bei T0 + 8 h signifikant abgefallen (Hälfte des Basalwerts).
•Bei pathologischer Abweichung wird der Test anhand von zwei Blutabnahmen in zwei Zeitintervallen interpretiert. Die fehlende Supprimierbarkeit der kortikotropen Achse ist diagnostisch für einen spontanen Hyperadrenokortizismus, ermöglicht aber keine Aussage zu dessenÄtio logie. Zu einem späteren Zeitpunkt kann man genauer eruieren, ob es sich um einen primären adrenalen Cushing (keine Suppression) oder einen hypophysären Cushing (relative Suppression) handelt.
• Ergebnisse:
•Erster Interpretationszeitraum: Bestätigung bzw. Nichtbestätigung eines spontanen Hyperadrenokortizismus:
–T0 im Normbereich oder darüber und T0 + 8 h > 40 – 50 nmol/l (laborabhängig): Ergebnis spricht für einen spontanen Hyperadrenokortizismus.
–T0 im Normbereich und T0 + 8 h < 30 – 50 nmol/l (laborabhängig): Ergebnis spricht gegen einen spontanen Hyperadrenokortizismus.
•Zweiter Interpretationszeitraum: ätiologische Orientierung.
–Bei Nebennierentumoren beobachtet man eine Suppression zum Zeitpunkt T0 + 4 h. Zum Zeitpunkt T0 + 8 h ist jedoch keine Suppression, mit einem manchmal auffälligen Anstieg des
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