Therapielexikon der Kleintierpraxis
errechnet sich mit folgender Formel:
Na + (mmol) = 0,60 P × [140-Na + gemessen (mmol/l)] oder P = Gewicht (kg)
Die Korrektur muss langsam erfolgen, um zu schnelle Verschiebungen aus dem Zellularraum ins Blut zu vermeiden (Risiko eines Lungenödems).
Extrazelluläre Hyperhydratation
Definition
Sie entsteht durch die gleichzeitige und proportionale Retention von Natrium und Wasser und hat eine isotonische „Inflation“ des Extrazellulärraums zur Folge.
Symptome
•Ödem (Flüssigkeitsansammlung im interstitiellen Gewebsraum):
• Flüssigkeitsansammlung in Körperhöhlen: nichtentzündlicher Erguss in eine große Körperhöhle.
• Flüssigkeitsansammlung in der Körperperipherie: Körperunterseiten.
•In bestimmten Fällen Hypervolämie mit Risiko eines Lungenödems.
Laborwerte
Sie sind eher unspezifisch:
•Normaler Natriumspiegel.
•Niedri gere Hämatokrit- und Plasmaproteinwerte (je nach Ätiologie unterschiedlich).
Ätiologie
• Eiweißverlust (Verminderung des onkotischen Drucks):
•Nierenassoziiert (nephrotisches Syndrom).
•Magenassoziiert (exsudative Enteropathie).
• Lebererkrankung (daher Verminderung des onkotischen Drucks und erhöhter hydrostatischer Druck):
•Leberzirrhose.
•Tumor.
• Kardiovaskuläre Erkrankung (daher erhöhter hydrostatischer Druck bei retrogradem Blutfluss):
•Herzinsuffizienz.
•Retrograder Blutfluss wegen Tumor.
Therapie
Reduktion des Natriumpools:
•Natriumarme Kost.
•Diuretika: Furosemid
(Dimazon
®): 4 – 8 mg/kg/d auf 2 Dosen, als Initialtherapie, danach langfristig
Spironothiazid
® (H. M.), ein Thiaziddiuretikum in Kombination mit einem Aldosteronhemmer zur Bekämpfung eines sekundären Hyperaldosteronismus: 4 mg Spironolacton/kg/d auf 2 Dosen.
Intra- und extrazelluläre Hyperhydratation
Definition
Gleichzeitiges Auftreten einer intrazellulären und extrazellulären Hyperhydratation. Bei Karnivoren selten diagnostiziert.
Bei Ödemsyndromen in Kombination mit einer Nierenerkrankung.
Therapie
Kombination von Diuretika und natriumarmer Kost mit einer Peritonealdialyse.
Extrazelluläre Hyperhydratation und intrazelluläre Dehydra tation
Symptome und Laborwerte
•Ödeme.
•Starker Durst.
•Hypernatriämie (
Dehydratation
).
•Hämodilution.
•Hypoproteinämie.
•Niedriger Hämatokrit.
Ätiologie
Dieses Syndrom geht zurück auf einen Anstieg der Osmolalität des Extrazellulärraums, was die Wasserverschiebung aus dem Intrazellulärraum erklärt.
Der initiale Anstieg der Osmolalität kann ein Zeichen sein für:
•Zu langen Durstversuch bei ödematösen Tieren.
•Therapiefehler in Form von Überinfusionen mit hypertoner Kochsalzlösung.
Therapie
• Paradoxerweise kann eine massive Wasserzufuhr in Kombination mit einer Natriumeinschränkung die Ursache für eine rasche Besserung, ein Wiedereinsetzen der Diurese und den Rückgang der Ödeme sein.
• Dennoch ist bei „Vergiftungen“ durch hypertone Lösungen nur die Peritonealdialyse mithilfe hypotoner Lösungen wirksam.
Extrazelluläre Dehydratation und intrazelluläre Hyperhydra tation
Dieses Ungleichgewicht ist die Folge von häufigen Therapiefehlern, wenn die Abnahme des Natrium-Wasser-Pools des Extrazellulärraums (
Dehydratation
) nur mit Wasser oder Glukoselösung kompensiert wird.
Symptome
•Hautfaltenbildung.
•Aversion gegen Wasser.
•Zittern und neurologische Störungen.
Therapie
• Injektion von hypertoner Kochsalzlösung. Sie soll eine Verschiebung des Wassers aus dem Zellraum zum Plasma bewirken, ohne dabei die Gesamtwassermenge zu erhöhen und damit das Risiko einer Volumenüberlastung zu bergen (bei begleitender Kardiopathie unbedingt darauf achten): NaCl (10 %ig oder 20 %ig) i. v. 2 – 10 ml/kg/24 h.
• Durstversuch.
• Kontrolle des Kaliumspiegels und Ausgleich einer eventuellen sekundären Hypokaliämie (i. v. Verabreichung von KCl).
Hyperkalzämie
Definition
Erhöhung des Kalziumspiegels, ausgewertet unter Berücksichtigung des Alters des Tiers und anhand von mindestens zwei Proben verifiziert, nach Korrektur des Albumineinflusses (korrigiertes Kalzium).
Diese Definition zielt auf die zahlreichen Bestimmungsfehler der Kalziumwerte ab (s. u. „Diagnostik“). Neben den Routinebestimmungen werden die Kalziumwerte i. d. R. bestimmt wegen eines PU/PD-Syndroms, muskel- bzw. knochenassoziierter motorischer Störungen, Herzrhythmusstörungen oder auch wegen maligner peripherer Nervenscheidentumoren (MPNST).
In der
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