Therapielexikon der Kleintierpraxis
möglichen Superinfektionen verbundenen Entzündung an. Häufig ist es auch erforderlich, dem Tierbesitzer wieder Mut zu machen.
In der Praxis arbeitet man i. d. R. mit der
Kortikoidtherapie
und der
Antibiotikatherapie
.
•Die systemische Kortikoidtherapie beruht auf Wirkstoffen mit be grenzter Auswirkung auf den Stoffwechsel (Prednisolon, Methylprednisolon), die oral über einen begrenzten Zeitraum verabreicht werden: Prednisolon 1 mg/kg/d auf 2 Dosen bis zum deutlichen Nachlassen des Juckreizes (i. d. R. ca. 7 d). Anschließend eventuell die Verabreichung der halben Dosis (0,5 mg/kg) nur morgens für die nächsten 7 d.
•Bei der Antibiotikatherapie ist ein Penicillinase-festes Antibiotikum zu wählen, da häufig Penicillinase-produzierende Staphylokokken beteiligt sind. Außerdem muss auf unerwünschte Nebenwirkungen, Toxizität sowie auf Akzeptanz geachtet werden. Amoxicillin-Clavulansäure 25 mg/kg/d auf 2 Dosen über mind. 15 d mit anschließender Kontrolle und Schätzung der Therapiedauer je nach Art der Pyodermie (
Pyodermien
).
•Eine Therapie mit Antimykotika ist nicht systematisch, hängt aber mit dem Nachweis einer
Malassezien-Dermatitis
zusammen.
In dieser akuten Phase werden topische Mittel nur begrenzt eingesetzt:
•Die Anwendung topischer Kortikoide ist schwierig, da sich das Tier beleckt und die Läsionen i. d. R. ausgedehnt sind. Dennoch kann ihr Einsatz zur Therapie lokalisierter pruriginöser Bereiche beispielweise bei Pododermatitis ausgesprochen effektiv sein, nachdem erneut Demodex ausgeschlossen wurde (sehr empfehlenswert wegen der geringen Nebenwirkungen sind Diester-Formulierungen wie Hydrocortisonaceponat,
Cortavance
®).
•Auf beruhigend wirkende topische Präparate kann meist verzichtet werden. Bei Bedarf kann man auf Präparate zurückgreifen, die als nichtirritierend bekannt sind, wie z. B. kolloidaler Hafer
(Allercalm
®), wobei man sich der sehr unterschiedlichen Wirkung in der Praxis bewusst sein muss.
Langzeittherapie
Die langfristige Therapie zielt darauf ab, die Entzündung und die Superinfektionen in Schach zu halten und dabei gleichzeitig so weit wie möglich auf Präparate mit starken Nebenwirkungen zu verzichten.
•In der Mehrzahl der Fälle muss eine systemische Kortikoidtherapie verordnet werden. Im äußersten Notfall muss eine Verabreichung jeden 2. Tag und in den kleinstmöglichen wirksamen Dosen erfolgen.
• Topische Antiinfektiva kommen voll zur Geltung. Sie werden entweder gegen einzelne Bakterien
(Etiderm
®) oder fallweise auch gegen Hefen (z.B.
Allermyl
®-Shampoo,
Malaseb
®, Chlorhexidin-Miconazol-Shampoo) eingesetzt. Das Applikationsintervall ist abhängig von der Größe des Tiers, seiner Fellart und den Witterungsbedingungen. Die Verträglichkeit ist aufgrund ihrer rückfettenden Substanzen i. d. R. sehr gut.
•Die Desensibilisierung (spezifische Immuntherapie) wird zunehmend praktiziert und gilt als sehr erfolgreich, sofern die Indikationen streng und die Zielsetzung klar sind.
•An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass die oberste Zielset zung darin besteht, den Einsatz von Kortikoiden so weit wie möglich einzuschränken, ohne jedoch ihre Verwendung an einigen weni gen Tagen mehrmals im Jahr auszuschließen.
•Das Prinzip der Desensibilisierung besteht darin, einen Extrakt des Allergens zu verabreichen, um eine allmählich ansteigende Toleranz des Allergens zu erreichen, die es beizubehalten gilt. Die Therapieprotokolle variieren je nach Hersteller. I. d. R. steigt die Dosierung, und die Behandlungsintervalle werden von wöchentlichen Injektionen zu Therapiebeginn in der Folge weiter gefasst, ohne dass der Zeitraum zwischen 2 Injektionen 1 Monat überschreitet.
•Die Wirksamkeit hängt unmittelbar mit der Anzahl der ausgewählten Allergene zusammen: Je zahlreicher die Allergene, desto weniger bietet die spezifische Immuntherapie echte Aussicht auf Erfolg. Daher ist es unbedingt notwendig, das Ergebnis der Intrakutantests den epidemiologischen Daten gegenüberzustellen. Zudem wird eine bessere Wirksamkeit erzielt, wenn die Therapie im jungen Alter eingeleitet wird. Anderen Autoren zufolge sprechen bestimmte Rassen besser auf die Immuntherapie an als andere (Labrador).
• Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (
div. V. M.
) sind doppelt wichtig: Sie stellen den oberflächlichen Hydrolipidfilm der Haut wieder her und dämpfen die Produktion entzündungsfördernder Eikosanoide.
•Die regelmäßige Flohkontrolle ist in
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