Therapielexikon der Kleintierpraxis
verantwortlichen Pilze sind:
•
Microsporum-canis-Infektionen:
machen in Deutschland ungefähr 90 % der Dermatophytosen des Hundes und 98 % der Katze aus.
•
Trichophyton mentagrophytes:
verantwortlich für ca. 10 % der Dermatophytosen des Hundes. Ubiquitäre Spezies, die für entzündliche Dermatophytose-Veränderungen verantwortlich ist (
Kerion
).
•
Microsporum gypseum:
seltener, geophil. Die Infektion eines Tieres erfolgt i. d. R. über Erde.
•
Microsporum persicolor
, dessen Reservoir das Fell kleiner, wilder Säugetiere ist.
•Deutlich seltener können weitere Dermatophyten den Hund befallen:
Trichophyton erinacei
(Igel),
Trichophyton verrucosum
(Rind).
• Dermatophyten sind sehr kontagiös: Die Ansteckung eines empfänglichen Karnivoren (oder eines Menschen) erfolgt über ein mit Dermatophyten infiziertes Tier oder den Kontakt mit Pilzsporen (Arthrosporen), häufig über den Boden. Die Übertragung erfolgt direkt oder indirekt. Empfänglichkeitsfaktoren spielen für das Auftreten von Veränderungen nach Kontamination eine wichtige Rolle:
•Der für eine betroffene Art mehr oder weniger pathogene Pilz.
•Die Tierart und die Rasse.
•Das Alter (sehr wichtiger Faktor): Es werden v. a. junge Katzen < 6 Monaten und junge Hunde < 1 Jahr befallen. Langhaarkatzen (Perser) sind für die Entwicklung einer Dermatophytose mit
M. canis
prädisponiert, v. a. in Katzenzuchten.
•Immunsupprimierte Tiere (FeLV, FIV) können eine schwere
M. canis-
Infektion entwickeln.
Symptome
Die Anzeichen einer Dermatophytose sind äußerst vielgestaltig.
Die typische Läsion ist kreisrund, wie mit einem Locheisen ins Fell geschnitten, breitet sich langsam zentrifugal aus und hat einen Durchmesser von 1 – 8 cm.
Die haarlose Haut ist v. a. im Randbereich erythematös und leicht erhaben. Sie ist rasch mit gräulichen Schuppen bedeckt und sieht dadurch bei der Mikro sporie wie gepudert aus. Die Läsionen sind über den ganzen Körper verteilt, besonders zahlreich an den dorsalen und kranialen Regionen. Bei langhaarigen Hunden und Katzen muss das Fell gescheitelt werden, um die Stellen mit Haarverlust sehen zu können.
Es können allerdings auch andere, irreführende klinische Formen beobachtet werden:
•Krustöse Alopezie im Gesichtsbereich: Wange, Augenumgebung, Lefzen.
•Diffusere Alopezie mit Seborrhö und epidermalen Collerettes, über Körper, Gliedmaßen, Zehen und Schwanz verteilt.
•Regionale, sogar generalisierte Alopezie, die bei der Katze an
Alopezie (feline selbstinduzierte
) erinnert.
•
Kerion
, häufiger beim Hund, Ausgangspunkt für eine purulente Entzündung mit möglicherweise bakterieller Begleitinfektion.
•Onychie und Paronychie (
Onychie (Paronychie, Krallenerkrankung
)).
•Zellulitis (beim Hund).
•
Dermatitis (miliare) der Katze
.
Mit Ausnahme der felinen miliaren Dermatitis fehlt Pruritus ganz oder istnur geringgradig vorhanden.
Dermatophytosen der Karnivoren entwickeln sich langsam.
Die Inkubationszeit beträgt 8 – 10 Tage, die Ausbreitung der Läsionen 15 – 20 Tage. Eine Veränderung bleibt 15 – 30 Tage stationär, insgesamt ist es also ein langsamer Prozess, der nach 2 – 3 Monaten mit dem Nachwachsen von Haaren beendet ist.
Es sei darauf hingewiesen, dass purulente, stärker entzündliche Der mato phytosen natürlicherweise einen kürzeren Verlauf von 2 – 3 Wochen aufweisen.
Diagnostik
• Die klinische Diagnostik stützt sich auf das Aussehen der haarlosen, nicht juckenden, entweder trockenen, pudrigen, verkrusteten oder eitrigen Läsionen.
• Die definitive Diagnosestellung beruht auf folgenden vier Untersuchungen:
•Untersuchung mit der Wood-Lampe.
•Direkte Untersuchung von Haaren und Schuppen.
•Kulturelle Untersuchung.
•Hautbiopsie.
1. Untersuchung mit der Wood-Lampe: Mit der in totaler Dunkelheit ausgeführten Untersuchung eines verdächtigen Tieres unter der Wood-Lampe mit ultraviolettem Licht können bis zu 70 % der
Microsporumcanis-Fälle
nachgewiesen werden. Es ist eine apfelgrüne Fluoreszenz zu beobachten, die für die Anregung bestimmter in den Pilzhyphen vorhandener Pigmente (Pteridin) charakteristisch ist. Die Untersuchung muss äußerst sorgfältig ausgeführt werden, indem man bei langhaarigen Tieren bei zurückgebürstetem Haar untersucht. Auch auf falschpositive Fluoreszenzen, die besonders nach Auftragen topischer Medikamente auftreten, muss geachtet werden.
2. Direkte Untersuchung: Ziel ist der Nachweis von Arthrosporen.
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