Therapielexikon der Kleintierpraxis
neuromuskulären Endplatte (neuromuskuläre Blockade).
• Symptomatische Therapie: Limitierung der neuromuskulären Blockade durch Anticholinergika mit langer Halbwertszeit.
• Ätiologische Therapie: versucht, bei der erworbenen Myasthenie die autoimmune Fehlregulation zu beeinflussen.
Therapiegrundsätze
• Symptomatische Therapie: Prostigmin hat eine zwar gute, aber kurze Wirkung, sodass es nur diagnostische Bedeutung hat. Zur Therapie wird Pyridostigmin in einer Dosis von 1 – 2 mg/kg p. o., 2 – 3 × tgl., bevorzugt. Die richtige Dosis zu finden kann sich als schwierig erweisen. Eine Überdosierung äußert sich in schweren parasympathomimetischen Symptomen (Tenesmus, zwanghafter Kotabsatz, Brechreiz) und kann den Einsatz von Atropin erforderlich machen. Eine Dosisreduktion um bis zu 25 % ist erforderlich.
• Ätiologische Therapie: orale Kortikoidherapie in immunsuppressiver Dosis.
• Nicht zu vergessen:
•Begleitende Bronchopneumonien müssen entdeckt und behandelt werden.
•Fütterungsmaßnahmen bei Megaösophagus (semiliquide Nahrung in aufrechter Körperposition verfüttern).
Mycosis fungoides
Definition
Primäres epitheliotropes kutanes Lymphom der T-Zellen von Hund und Katze.
Symptome
Seltene Erkrankung des letzten Lebensdrittels. Eine Rasseprädisposition besteht für Cocker, Setter und Pudel.
Man unterscheidet vier klinische Manifestationen, wovon die erste die häufigste Form ist:
•Generalisierte erythematöse Dermatitis, mit starkem Juckreiz und Schuppen. Kann eine seborrhoische oder allergische Erkrankung vortäuschen.
•Ulzerationen an den mukokutanen Übergängen mit Depigmentierung, häufig mit autoimmunen Erkrankungen verwechselt (Pemphigus, SLE).
•Isolierte oder multiple kutane Knoten.
•Ulzerierende Erosionen der Mundschleimhaut, auch der Zunge, mit chronischer Stomatitis verwechselbar.
Meist sind Maulhöhle und mukokutane Übergänge betroffen, Veränderungen können jedoch am ganzen Körper vorkommen. Die Malignität ist hoch. Die Metastasierung ist häufig, bevorzugt in Lymphknoten und innere Organe (v. a. Magen-Darm-Trakt und Leber).
Diagnostik
Die histopathologische Untersuchung zeigt den Epidermotropismus der T-Lymphozyten. Sie sammeln sich und bilden die charakteristischen Pautrier-Mikroabszesse. Es werden Tumorzellen mit zerebriformer Kernstruktur beschrieben (Sézary-Zellen). Die direkte Immunfluoreszenz weist Immunglobuline im epidermalen Interzellulärraum nach und suggeriert das Vorliegen eines Pemphigus. Immunmarkierungen helfen in manchen Fällen, eine sichere Diagnose zu stellen.
Therapie
Die verschiedenen empfohlenen Therapeutika können bislang kaum zu einer Linderung der Symptome oder einer besseren Prognose führen. Die Prognose ist sehr schlecht. Die mittlere Überlebenszeit nach Diagnosestellung beträgt mit oder ohne Therapie nur 4 Monate.
Der Einsatz von Kortikoiden verbessert bei allen klinischen Formen das Wohlbefinden des Tiers.
Eine Chemotherapie mit Kortikoiden in immunsuppressiver Dosis kann versucht werden, kombiniert mit verschiedenen Antimitotika nach dem Therapieschema für Tumoren der hämolymphopoetischen Organe (
Tumoren des hämatolymphopoetischen Systems
).
Die kutane Symptomatik kann bei einigen Patienten verbessert werden durch Vitamin-A-Säure: Isotretinoin (div. H. M.) in einer Dosis von 1 mg/kg 2 × tgl. beim Hund und von 2 mg/kg 1 × tgl. bei der Katze. Auch der Einsatz von Lomustin in der Kombination mit Prednisolon führt zu einer Verbesserung der Lebensqualität und einer Linderung der kutanen Symptome, in einigen Fällen möglicherweise auch zu einer Verlängerung der Überlebenszeit (Überlebenszeiten von bis zu 12 Monaten sind beschrieben). Die in der Humanmedizin angewendete Strahlentherapie kommt infolge der meist späten Diagnosestellung beim Hund nicht zum Einsatz.
Myelome (multiple)
Plasmozytom (Kahler-Krankheit, multiples Myelom
).
Myelopathie (degenerative)
Definition
Degenerative Erkrankung des Rückenmarks, die thorakolumbal beginnt und im weiteren Verlauf zu Parese und Ataxie führt.
Prädisposition: Schäferhunde, v. a. Deutscher Schäferhund ab dem Alter von 7 Jahren.
Radikuläre degenerative Myelopathie.
Diagnostik
• Ataxie der Hintergliedmaßen, Dysmetrie, Überkreuzen der Beine, übermäßiges Abnützen der Krallen und Wunden auf der Zehenoberfläche.
• Amyotrophie der Lenden-, Kruppen- und Oberschenkelmuskulatur.
• Neurologische Untersuchung: prinzipiell Syndrom des
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