Theres
historischen Tiefenanalyse, die, zumindest unserer Auffassung nach, von gewisser Relevanz ist für die Zeit, in der wir leben:
Der römische Heerzug in Palästina ist einer der am besten dokumentierten Feldzüge der Geschichte. Der Grund dafür ist bei dem jüdischen Geschichtsschreiber FLAVIUS JOSEPHUS (37 - 100 n. Chr.) zu finden, der die Truppen als Chronist begleitete. Eine der denkwürdigeren Episoden in Flavius’ Bericht bezieht sich auf die Belagerung des sogenannten MASADA-FELSENS . Die 960 Einwohner der Felsenstadt sollen unter ihrem Führer BEN YAIR den Eid geschworen haben, dass sie sich den römischen Truppen niemals freiwillig ergeben, sondern sich eher gemeinsam das Leben nehmen würden. Lange Zeit herrschte unter Historikern und Archäologen Einigkeit darüber, dass es genau so geschah. Für den neugegründeten Staat Israel war Masada deshalb von großer symbolischer Bedeutung. Beispielsweise war es üblich, die neuen Rekruten der israelischen Armee hier oben ihren Treueschwur leisten zu lassen. Neuere archäologischeFunde machen jedoch geltend, dass die Geschichtsschreibung des Flavius in diesem Punkt, wenn nicht gänzlich unwahr, so zumindest stark übertrieben ist. Bei Ausgrabungen fand man 1963 in dem sogenannten NORDPALAST nur die Überreste von DREI MENSCHEN und insgesamt, nach gründlichem Durchkämmen der Felsenstadt, nicht mehr als EIN PAAR DUTZEND Skelette. Etwas mehr als dreißig Tote statt der behaupteten NEUNHUNDERTSECHZIG . Die Frage bleibt: Warum sollte Flavius eine solche Geschichte erzählen, wenn sie offenbar unwahr und auch nicht sonderlich vorteilhaft für seine römischen Auftraggeber ist? Die Antwort, so erklärt der von uns befragte Literaturwissenschaftler, lautet einfach: WEIL DIE GESCHICHTE ES ERFORDERTE . Keine Fakten, davon haben wir genug und mehr als genug in diesen dramatischen Zeiten, sondern MEINUNGSÄUSSERUNG . Kurz gesagt, in allem, was wir tun, muss es einen tieferen Sinn geben, obwohl und selbst wenn die Geschichte schließlich in TOTALER VERNICHTUNG endet. Überdenken Sie das, liebe Hörer, und seien Sie wie immer herzlich willkommen, uns Ihre Vorschläge zu Themen zu unterbreiten, die wir in künftigen Sendungen aufgreifen können …
Ulrike: Nein! Jan dreht sich um und sieht sie beide Hände auf das Armaturenbrett schlagen. Ein Streifenwagen gleitet langsam auf der Gegenspur vorüber, macht eine rasche Kehrtwendung. Ulrike tritt instinktiv aufs Gas. Jan: Fahr langsamer, verdammt, bist du verrückt! Ulrike am Straßenrand, kurbelt das Seitenfenster herunter. Der Polizeibeamte draußen: Ihre Papiere, bitte. Sie befinden sich so nahe, dass sie den Atem des anderen spüren können. Ulrike überreicht ihren Führerschein (ausgestellt auf eine gewisse Sabine Marckwort ). Jan beugt sich vor zum Handschuhfach. Der Polizist tritt einen Schritt zur Seite, um den Führerschein zu kontrollieren. Jan löst die Handbremse, und Ulrike fährt los (mit über den Asphalt quietschenden Reifen). Ein Blick in den Rückspiegel, der Polizist steht unschlüssig da, rennt dann zurück zum Streifenwagen. Andere Fahrzeuge schieben sich dazwischen. Sirenen hinter ihnen: Es ist wie ein gewaltiger böser Traum.
*
Dass du nichts richtig machen kannst, Anna.
Die Sache mit den Pässen hast du vermasselt, nur die Hälfte der Sendungen ist angekommen. Und jetzt das. Die Bullen haben ein neues, gerade aufgenommenes Bild von dir. Sie werden den Wagen aufspüren, den Fluchtweg rekonstruieren. Gib diesen Scheißkerlen noch ein paar Tage, und wir haben sie hier.
Was hätte ich denn tun sollen?
Du hättest nicht anhalten sollen.
Aber das war nicht ich, das war …
Anna, sie haben Kalle erwischt.
Ruhland?
Ich weiß nicht, ob »erwischt« das richtige Wort ist, um seinen Verrat zu beschreiben. Er hat sich auf den Rücksitz eines Streifenwagens gesetzt und auf die Drecksäcke gewartet, hat ihnen seine Waffe gereicht und gesagt »fahrt mich hier weg«. Als wären sie ein verdammtes Taxi.
Wann ist das passiert?
Gestern.
Warum erfahre ich nie etwas?
Du wirst doch jetzt unterrichtet.
Er wird auspacken. Anna, wir haben die Information, dass du eine persönliche Beziehung zu ihm angefangen hast.
Das sag ich doch. Er wird auspacken.
Und du trägst die Verantwortung dafür:
Dass du dir übertragene Aufgaben miserabel erledigst. Dass deine persönlichen Beziehungen deine Werturteile beeinflussen. Dass du kurzsichtig und nicht strategisch denkst. Und fragst du mich, warum das so ist, dann liegt
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