Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
die steile Nebenstraße hinauf zu folgen, bis sie das Gebäude erreicht hatten. Es war nichts Besonderes: ein einfaches, graues, dreistöckiges Haus, das wahrscheinlich in den sechziger oder siebziger Jahren gebaut worden war. Es hatte kleine Fenster und keine architektonischen Besonderheiten. Im Erdgeschoss lag eine Garage, eine Seltenheit in diesem Stadtteil, wo Parkplätze teuer waren.
Thomas sah sich das Haus an und bemerkte, dass die Straßenlaterne davor nicht funktionierte, sodass dieser Teil der Straße dunkler war und deshalb den Hauseingang vor menschlichen Augen verbarg. Seine Vampirsehkraft jedoch ließ ihn die Tür deutlich erkennen. Er hob den Kopf zu den Fenstern hoch. Hinter ihnen lag Licht, und im Erdgeschoss und ersten Stock waren die Jalousien offen. In der zweiten Etage versperrten Vorhänge den Blick ins Innere.
Er konzentrierte seinen Blick auf ein Fenster über der Garage. Der Raum dahinter war gut beleuchtet. Schweigend stand Thomas in der Dunkelheit eines Geschäftseingangs und wartete, Zane neben ihm. Daran waren sie gewöhnt. Warten und Beobachten war Teil ihrer Arbeit. Sie hatten es schon tausende Male gemacht, und während sie alle das Warten hassten, wussten sie doch beide, dass es notwendig war.
Es dauerte ein paar Minuten, bevor sich im Haus etwas bewegte. Ein Mann ging am Fenster vorbei, ein Handy an sein Ohr gedrückt.
„Jemand scheint zuhause zu sein,“ sagte Zane und verlagerte sein Gewicht auf die Fersen. „Willst du ihnen einen Besuch abstatten?“
Thomas wollte gerade nicken, als eine zweite Person erschien. Er erkannte diese sofort: Xander, der Mann, der ihn ein paar Nächte zuvor aufgesucht hatte. Seine Anwesenheit hier überraschte ihn nicht. Es bestätigte nur, was er bereits wusste: Xander steckte hinter K Industries. Er war die treibende Kraft, die versuchte, Kaspers Reich nach dessen Ableben wieder aufzubauen. Wenn er Xander ausschalten konnte, dann würden die anderen in die Löcher zurückkriechen, aus denen sie gekommen waren. Xander war der Mächtigste unter ihnen. Und Xanders Macht konnte er besiegen.
Doch Zane musste er da raushalten. Obwohl sein Freund eine absolute Kampfmaschine war, konnte selbst er keinen Kampf gegen einen Vampir, der Kaspers Blut in sich trug, gewinnen.
„Nein. Wir warten. Ich werde erst mit Samson darüber sprechen“, log Thomas. Er deutete auf das Haus. „Die laufen uns nicht davon. Wir kommen zurück, nachdem wir einen Plan ausgearbeitet haben.“
„Na gut“, stimmte Zane zu. „Dann lass uns mal mit Samson reden.“
„Ich kümmere mich darum. Warum gehst du nicht zurück zu Wus Büro und organisierst die Aufräumarbeiten? Wir können die Leiche nicht einfach so liegen lassen.“
Zane kniff die Augen zusammen und sah ihn argwöhnisch an. Konnte Zane erkennen, dass Thomas nur nach einem Vorwand suchte, um ihn loszuwerden?
„Wie du meinst. Bis später.“
Als Zane sich auf den Weg machte, stieß Thomas einen Seufzer der Erleichterung aus und schlug die entgegengesetzte Richtung ein, in der sich Nob Hill und Samsons Haus befanden. Nur für den Fall, dass Zane sich umdrehte, um sicherzugehen, dass Thomas ihn nicht belogen hatte.
Nach zwei Blocks wandte Thomas sich wieder um und kehrte zu dem Haus zurück, in dem er Xander gesehen hatte. Nach links und rechts blickend überquerte er die Straße und näherte sich der Eingangstür. Davor hielt er inne und atmete tief ein. Dann schloss er die Augen und ließ seinen Geist durch die Tür in das Innere des Gebäudes wandern.
Er konnte deutlich mehrere Vampire in dem Haus spüren. Xander und wer auch immer am Telefon gewesen war, waren nicht allein. Diese Tatsache schreckte ihn nicht ab. Wenn er es schaffte, Xander auszuschalten, würden die anderen leichte Beute sein. Er musst es nur schaffen, Xander in Sicherheit zu wiegen. Dann, wenn dieser seinen Schutzwall fallen ließ, würde Thomas angreifen.
Thomas beruhigte seinen Geist und klingelte. Er wartete, sein ganzer Körper wachsam und jederzeit für seinen Feind bereit. Schritte von drinnen machten ihn darauf aufmerksam, dass sich ein Vampir näherte. Die Person, die hinter der Tür stoppte, zögerte kurz, aber dann wurde der Riegel weggeschoben und die Tür öffnete sich.
Xander stand vor ihm. Thomas hatte erwartet, dass einer seiner Schergen die Tür öffnete. Aber er ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Auch Xander war scheinbar nicht überrascht, Thomas vor seine Haustür vorzufinden.
„Du hast mich also
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