Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
Akte. Sie war leer. Das hatte er erwartet. Warum sollte auch jemand Wu töten und Beweise zurücklassen? „Zu spät. Was auch immer hier zu finden war ist weg.“
Thomas erhob sich und stützte sich an einen Aktenschrank, der mit „Bankunterlagen“ beschriftet war.
„Wahrscheinlich war er gierig und versuchte es mit Erpressung. Was sie ihm bezahlt haben, hat ihm wohl nicht gereicht.“
„Gier ist eine schreckliche Sache“, bestätigte Thomas.
„Ja. Aber sein Bankkonto konnte er jetzt auch nicht mitnehmen.“
Plötzlich klickte etwas in Thomas‘ Gehirn. „Sein Bankkonto! Natürlich!“
„Wovon redest du?“
Thomas wandte sich dem Aktenschrank hinter sich zu und zeigte auf das Etikett. „Wenn Wu bezahlt worden ist, dann dürfte es Unterlagen von Überweisungen oder Schecks geben.“ Er riss die oberste Schublade auf und blickte auf die ordentlich organisierten Akten. „Perfekt, sie sind in chronologischer Reihenfolge.“
Er erinnerte sich an das Datum, an dem die Firmengründung in Delaware eingereicht worden war und entnahm die Akten, die diesen Zeitraum umfassten. Eine davon warf er Zane zu, während er die andere selbst prüfte. „Sie hätten Wu für die Registrierung der Firma bezahlen müssen, und die meisten Anwälte wollen das Honorar im Voraus. Und da das Unternehmen noch kein Bankkonto haben konnte, bevor es registriert wurde, hätte jemand einen Scheck von seinem Privatkonto ausstellen müssen.“
„Siehst du, darum bist du das Genie bei Scanguards“, behauptete Zane.
„Wohl kaum.“
„Na, na, warum so bescheiden? Du weißt doch, dass jeder zu dir aufschaut, oder?“
Thomas schüttelte den Kopf. „Bestimmt nicht.“
„Also blind und ein Genie! Du solltest dich gelegentlich mal umschauen. Besonders die jungen Kerle bei Scanguards schauen zu dir auf wie zu einem Halbgott!“
„Zane, du steckst wie immer voller Scheiße. Willst du was von mir, oder warum schleimst du dich sonst bei mir ein?“
Zane verdrehte die Augen. „Mich einschleimen? Also wirklich! Aber jetzt wo du’s erwähnst, kannst du mir Maya vom Hals halten? Sie liegt mir wegen einer Entschuldigung an Oliver in den Ohren.“
Thomas steckte seinen Kopf zurück in die Akte und fuhr fort, die Dokumente zu studieren. „Du brichst dir keinen Zacken aus der Krone, wenn du dich entschuldigst. Außerdem dachte ich, ich hätte Maya die Party ausgeredet und sie überzeugt, dass wir Ursula und Oliver eine Auslandsreise schenken.“
„Sie redet immer noch von einer Party. Und du weißt ja, wie sehr ich solche Sachen hasse.“
„Ich rede mit ihr.“
„Danke.“
Thomas schloss die Akte, nachdem er nichts gefunden hatte. „Irgendwas bei dir?“
Zane zog ein Blatt Papier hervor und betrachtete es genauer. „Kann sein. Das ist eine Fotokopie eines Schecks und am Rand wurden ein paar Notizen gemacht.“
Thomas griff danach und beleuchtete die Worte, die Wu neben den Scheck gekritzelt hatte. Del Antrag, KI , dann ein Datum etwa zwei Wochen vor dem Registrierungstag.
„Sieht so aus“, murmelte Thomas und verlagerte den Lichtstrahl, um den Scheck besser zu beleuchten.
Eine Adresse war in die linke Ecke gedruckt. Die Adresse war in San Francisco, aber den Namen konnte er nicht lesen. Wer auch immer den Scheck fotokopiert hatte, hatte dabei den oberen Teil, auf dem der Name des Ausstellers stand, abgeschnitten.
Thomas‘ Augen wanderten zu der Unterschrift. In einer eher altmodischen Handschrift war in Tinte ein Name geschrieben. Er konnte ihn nicht entziffern. Dennoch setzte sein Herz einen Schlag aus. Er kannte diese Handschrift. Er schüttelte den Schauer ab, der ihm über den Rücken hochkroch. Er musste sich irren. Viele Leute hatten eine ähnliche Handschrift.
27
Die Adresse, die sie auf dem Scheck gefunden hatten lag am Rande von Chinatown, an der Grenze zu Little Italy oder North Beach, wie die Gegend offiziell hieß. Die Straßen waren hier schmal und die Gebäude meist drei Stockwerke hoch, gelegentlich vier. Geschäfte reihten sich an Restaurants und darüber lagen Wohnungen, auf deren Feuerleitern Wäsche zum Trocknen aufgehängt war. Die Nachbarschaft war bunt, um es gelinde auszudrücken.
Selbst zu dieser späten Stunde hatten viele der Läden noch offen, und stechende Gerüche drangen aus deren Eingängen. Thomas rümpfte die Nase und warf Zane einen Blick zu.
Zanes Lippe zog sich vor Ekel hoch. „Und jetzt?“
„Lass uns die Adresse mal überprüfen.“ Thomas winkte seinem Kollegen, ihm
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