Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
alles, was er hatte. Seine Familie.
„Ich glaube, ich habe meine Antwort“, sagte Thomas, seine Stimme flach und emotionslos. „Es hat dir nichts bedeutet.“ Er wandte sich zum Seiteneingang des Hauses und drehte den Knauf.
„Bitte gib mir Zeit. Bitte, Thomas. Ich muss darüber nachdenken.“
Ohne ein Wort verließ Thomas die Küche und zog die Tür hinter sich zu.
Eddie schlug mit der Faust auf den Küchentresen. „Scheiße!“
Darauf war er nicht vorbereitet gewesen. Er hatte Thomas mit seiner Unfähigkeit, sich zu ihrer Beziehung zu bekennen, verletzt. Denn das war genau das, was sie hatten: eine Beziehung. Thomas war sein Freund, sein Geliebter. Und wie es aussah, hatten sie sich gerade getrennt.
35
Thomas stürmte, verfolgt von Eddies Worten, aus dem Haus. Was gab es da nachzudenken? Eddie wollte alles haben: einen Schwulen lieben und als Hetero leben. Sichtlich genoss er den Sex zwischen ihnen, aber er wollte weiterhin in der Öffentlichkeit als Hetero angesehen werden, um weder seine Schwester noch seine Freunde zu enttäuschen. Tief im Innern schämte Eddie sich seiner Begierden, obwohl er sich ihm, wenn sie alleine waren, in jeder Hinsicht hingegeben hatte. Außer einer. Thomas hatte gehofft, dass sie heute Nacht die letzte Hürde überwinden würden. Er war sich beinahe sicher, dass Eddie sich ihm heute ergeben und ihm erlaubt hätte, seinen jungfräulichen Arsch zu nehmen. Aber ihr Streit hatte alles zerstört.
Thomas hätte seinen Mund halten und Eddie gegenüber seine Gefühle nicht erwähnen müssen. Doch als dieser seiner Schwester geantwortet hatte, dass es niemand Besonderen in seinem Leben gab, hatte Thomas rot gesehen. Seinen Geliebten diese Worte sagen zu hören, während er still daneben stand, hatte ihn zutiefst verletzt. Auf dem Weg zur Küche hatte er bereits die dunkle Macht in seiner Brust emporsteigen gefühlt, sodass es ihm unmöglich war, sie zurück in den Käfig zu sperren. Er hatte diese Konfrontation mit Eddie heraufbeschworen, weil er wollte, dass Eddie sich zu ihm bekannte und ihm gestand, dass sich zwischen ihnen etwas Besonderes entwickelt hatte. Etwas, das nicht nur Sex war, sondern Zuneigung und Liebe. Aber stattdessen hatte dieser ihn zurückgestoßen.
„Fuck!“, fluchte Thomas und schwang sich auf sein Motorrad, steckte den Schlüssel in die Zündung und drehte ihn, presste die Starttaste und ließ den Motor aufheulen. Er bog in die ruhige Straße ein und raste den Hügel hinunter, bis er an einem Stoppschild anhalten musste. Es gab keinen Verkehr. Er war im Begriff, die Kreuzung zu überqueren, als eine dunkle Gestalt aus dem Schatten einer Hecke in das Licht einer Straßenlaterne trat.
Der Schock ließ ihn fast sein Gleichgewicht verlieren. Was er sah, war unmöglich. Er kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder und blinzelte ein paarmal.
„Jesus, Maria und Josef!“, zischte er.
Der Mann ging auf ihn zu, sein Gang lässig und entspannt. „Das ist zwar nicht mein Name, aber es hat mich noch nie viel gekümmert, wie du mich genannt hast, mein Lieber, solange du mit mir gesprochen hast.“
Kasper, sein Schöpfer, der Mann, der vor ein paar Monaten vor Thomas‘ Augen gestorben war, blieb vor dem Motorrad stehen. Die dunkle Macht, die von ihm ausging, löschte jeglichen Zweifel darüber aus, dass dies tatsächlich sein Erschaffer war.
Thomas fand seine Stimme wieder. „Du bist tot.“
Ein wehmütiges Lächeln huschte über Kaspers Gesicht. „Ach ja, der Vorfall war bedauerlich. Aber lass uns jetzt nicht darüber reden. Wir haben andere Dinge zu besprechen.“
Kasper stellte den Motor ab und nahm den Schlüssel aus der Zündung. Plötzlich umgab sie nur Stille. Widerwillig stieg Thomas ab und rollte das Motorrad auf den Bürgersteig, wo er es parkte. Sein ganzer Körper war angespannt und wachsam. Seine dunkle Macht brodelte unter der Oberfläche, und er wusste, dass er Kasper jederzeit bekämpfen könnte, sollte er eine Gefahr von ihm ausgehen spüren.
„Das einzige, was wir zu besprechen haben ist, warum du noch lebst“, antwortete Thomas. Es musste eine Erklärung dafür geben. Kein Vampir war jemals von den Toten zurückgekommen, nachdem er zu Staub zerfallen war. „Du hast dich vor mir in Staub verwandelt. Ich sah dich sterben.“
„Bist du sicher, dass ich das war?“ Kasper lächelte.
Thomas runzelte die Stirn. Er hatte nie daran gezweifelt.
„Später werde ich deine Neugier befriedigen, aber zuerst gibt es etwas, was wir
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