Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
zu schlank.
»Es wird schon gehen«, sagte Ariac und schob den letzten toten Soldaten in den Gang, aus dem sie gekommen waren. Er runzelte die Stirn. Er hatte einen der Jungen erkannt, der mit ihm zur Ausbildung in Ursann gewesen war.
Tja’ris führte Rudrinn und Falkann rasch durch das Schloss. Sie alle trugen nun Scurrs Umhänge. Da sie wegen ihrer Haare und Tja’ris wegen seiner spitzen Ohren auffallen würden, hatten sie sich die Kapuzen über die Köpfe gezogen. Hin und wieder kam ihnen ein Soldat entgegen, jedoch nickten sie alle
nur flüchtig und hielten den Kopf gesenkt. Dann endlich hatten sie den Turm erreicht.
»Ich werde die Wachen ablenken«, flüsterte Tja’ris. »Wartet hinter der Ecke.«
Rudrinn fuhr sich nervös über die Lippen. Er konnte es kaum noch abwarten, Saliah endlich zu sehen.
Eine der Wachen kam nicht einmal mehr dazu, etwas zu sagen, als ihn ein schlanker Elfendolch direkt in den Hals traf. Auch der andere brachte nur noch ein Gurgeln heraus, bevor Rudrinn und Falkann ihn überwältigten. Rudrinn riss die Tür auf und blickte in Saliahs weit aufgerissene Augen. Aber da rannte sie schon auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er ängstlich und blickte sie von oben bis unten an.
»Beeilt euch«, drängte Tja’ris, nachdem er einem Soldaten die Kleider ausgezogen hatte. »Nimm die hier, Saliah.«
Ihr stockte der Atem, denn einen Elfen hatte sie noch nie gesehen, doch dann beeilte sie sich und zog sich eilig um. Rudrinn gab ihr lächelnd ihr Schwert zurück, das er die ganze Zeit bei sich getragen hatte, dann liefen sie, so schnell sie konnten, zurück zum Fluchttunnel. Saliah hielt den Kopf gesenkt und hatte ihre langen Haare unter der roten Kapuze versteckt. Rudrinn wollte sie so vieles fragen, aber Tja’ris bedeutete ihm zu schweigen.
Es war nicht mehr sehr weit, als sich eine Gruppe von Soldaten näherte.
»Wartet«, rief einer der Männer mit kurzgeschorenen Haaren. »Ihr könnt gleich mitkommen und bei den Mauern Wache halten.«
»Nein, wir sollen zum Geheimgang«, konterte Falkann.
Der andere Mann, der ein ranghoher Offizier war, erstarrte für einen Augenblick.
»Was fällt dir ein, mir zu widersprechen?«, schimpfte er und kam auf Falkann zu.
Der machte den anderen ein Zeichen weiterzulaufen und zog sein Schwert. Rudrinn zerrte Saliah mit sich und rannte los. Da schlug der Soldat jedoch Alarm, und aus den dunklen Gängen kamen Blutrote Schatten, die sich auf die Fliehenden stürzten. Hätte Falkann Zeit gehabt, hätte er den Kampfstil von Tja’ris bewundert, denn den wirbelnden Bewegungen des Elfen konnte man kaum folgen. Scurrs Soldaten wurden ein wenig vorsichtiger, griffen jedoch weiterhin an. Brogan und Nelja warfen magische Blitze und verschafften Falkann und Tja’ris ein wenig Luft. Brogan stieß Ariac zurück in den Gang, da er in seinem Gesicht den Hass sehen konnte. Er wollte nicht, dass er wieder zum Berserker wurde, sobald er auf Scurrs Männer traf. Endlich konnten auch der Elf und Falkann den anderen zum Tunnel folgen. Saliah und Rudrinn schlüpften bereits durch die Tür hindurch, als Falkann sah, wie Tja’ris hinter ihm stolperte.
»Was ist?«, schrie er dem Elfen zu.
Tja’ris schnappte nach Luft und keuchte: »Geh weiter.«
Falkann bemerkte, wie immer mehr gegnerische Soldaten auf sie zukamen. Jetzt, da die Zauberer verschwunden waren, trauten sie sich weiter vor. Falkann lief noch einmal hinaus und packte den Elfen am Arm, der nach Luft rang. In seinem Rücken steckte ein Dolch. Leise fluchend schleifte Falkann Tja’ris hinter die schützende Tür, die Brogan und Rudrinn rasch zudrückten.
Mit heftigen Schlägen warfen sich die Feinde von außen dagegen.
»Helft mir!«, schrie Brogan, denn schon wurde ein breiter Spalt sichtbar, und ein Schwert schlug nach ihm. Rudrinn stemmte sich dagegen, doch der Druck von außen wurde stärker. Auch Ariac half mit, dann Saliah und Elli’vin.
»Drückt!«, schrie Brogan. Endlich gelang es ihnen, die schwere Holztür so weit zuzuschlagen, dass sie den Riegel vorschieben konnten. Von draußen hörte man Schreie und schwere Schläge.
»Tja’ris, was ist mit dir?«, fragte Elli’vin ängstlich und kniete sich neben den Elfen, der keuchend am Boden lag.
Brogan half ihr, ihn umzudrehen, und sah mit Besorgnis den Dolch, der tief ins Fleisch eingedrungen war. Tja’ris hustete, und seine Lippen waren mit Blut benetzt.
»Oh nein!« Nelja wurde bleich,
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