Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
Ordnung mit dir?« Besorgt streichelte Rijana ihm über die Wange.
Er schluckte krampfhaft und sagte dann mit Entsetzen in den Augen: »Ich habe noch einmal gesehen, wie du in der letzten Schlacht getötet wurdest. Diesmal werde ich nicht zulassen, dass dir etwas geschieht, das verspreche ich.«
Ohne etwas zu erwidern und auch ohne an Falkann zu denken, nahm sie ihn fest in den Arm. Ariac drückte sein Gesicht an ihre Schulter und bemühte sich, die vielen Eindrücke zu verarbeiten, die in den letzten Augenblicken auf ihn eingeströmt waren. Er glaubte, die zukünftige Schlacht gesehen zu haben. Er hatte mit Scurr auf einem Hügel gekämpft, hatte es aber nur undeutlich wahrnehmen können.
Thalien winkte den anderen mitzukommen. »Lasst die beiden kurz allein. Später muss ich mit Ariac noch einmal die magische Quelle befragen.«
Broderick nahm Falkann, der vor sich hin starrte, am Arm. »Komm, sei nicht eifersüchtig. Rijana wird nicht …«, versuchte er, den Freund zu trösten.
Aber Falkann schüttelte den Kopf. »Schon gut, lass sie.«
Thalien ging mit den anderen in einen Raum, in dem viele steinerne Stühle standen. Aus einem Geheimfach in der Wand holte er einen steinernen Krug und silberne Kelche heraus. »Das ist Elfenwein, den werdet ihr jetzt gebrauchen können.«
Die jungen Leute nickten, die Eindrücke hatten sie doch sehr mitgenommen.
»Ich war einmal ein Mann«, sagte Saliah fassungslos zu Rudrinn. »Daran konnte ich mich nicht einmal erinnern, nachdem ich in Thondras Hallen war.«
Rudrinn verzog das Gesicht, aber auch sein Grinsen wirkte heute nicht so frech wie sonst. »Na, da habe ich in diesem Leben aber Glück.«
»Das war unglaublich«, sagte Tovion fasziniert und erschrocken
zugleich. Auch wenn die Erinnerung bereits wieder zu verblassen begann, hatte er all seine Leben vor sich gesehen.
Thalien nickte. »Das waren viele Eindrücke, die auf euch eingeströmt sind. Aber ihr habt all eure Freundschaft und all eure Stärke mit in Ariacs Schwert strömen lassen. Durch eure Verbundenheit habt ihr nun eine echte Chance zu siegen.«
»Aber was sollen denn sieben Leute gegen Scurrs Blutrote Schatten und Massen von Orks ausrichten können?«, fragte Broderick skeptisch.
Thalien schüttelte seinen Kopf. »Nicht sieben Leute, aber sieben starke und mutige Krieger, die ihr Volk und ihre Freunde um sich scharen. Einige Verbündete habt ihr bereits.«
»Aber zu wenige«, brummelte Broderick.
»Das wird sich zeigen. Noch hat Ariac die Steppenleute nicht geholt. Noch konntet ihr die Piraten nicht erreichen. Und falls es zu einer Schlacht kommt, werden sich auch die Elfen beteiligen.«
»Das ehrt Euch sehr.« Brogan verbeugte sich ehrfürchtig vor dem Elfen.
»Und die Zwerge haben ihre Hilfe angeboten«, rief Bali’an, der wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht war.
»Aha, unser junger Freund.« Thalien legte dem kleineren Elfen einen Arm um die Schultern. »Du hast dich bewiesen. Nun bist du ein erwachsener Elfenkrieger, und vielleicht kannst du eines Tages ein Mittler zwischen den Völkern werden.«
Bali’an schien bei jedem Wort von Thalien ein Stück zu wachsen. Er sah aus, als wolle er gleich vor Freude in die Luft springen. Aber dann besann er sich – schließlich war er ja jetzt ein Erwachsener.
»Vielen Dank, Thalien«, strahlte er und verbeugte sich leicht. Er wand sich ein wenig und fragte mit großen Augen: »Darf ich denn jetzt ein eigenes Pferd haben?«
Thaliens Lachen kam aus tiefstem Herzen. »Natürlich darfst du das, natürlich. Behalte die Schimmelstute, die du reitest.«
Daraufhin machte Bali’an dann doch noch einen Freudensprung und rannte aus dem Raum. Der König vom Mondfluss blickte ihm lächelnd hinterher.
Irgendwann hob Ariac den Kopf und fuhr sich über die Augen. Er lächelte Rijana zaghaft an. »Entschuldige, ich hoffe, du bekommst jetzt keine Probleme mit Falkann«, sagte er schuldbewusst.
Sie schüttelte den Kopf und streichelte ihm vorsichtig über das Gesicht.
»Er wird es verstehen. Ist wieder alles in Ordnung?«
Zögernd und mit zitternden Beinen erhob Ariac sich.
Die beiden betraten den Raum, in dem die anderen bereits ihren Wein genossen, und nahmen von Thalien ihre Gläser entgegen. Rijana ging zu Falkann und lächelte ihn vorsichtig an.
»Ich hoffe, es hat dir nichts ausgemacht, aber er …«
Falkann schüttelte rasch den Kopf, nahm Rijana an der Hand und sagte mit heiserer Stimme: »Kommst du kurz mit mir?«
Sie stimmte zögernd zu und
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