Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
Thalien auf seinem silbergrauen Pferd.
Als sie aus dem Wald traten, hatten alle das Gefühl, dass sie wieder in der Realität angelangt waren. Der mystische Schutz der Elfen war verflogen. Die sommerlichen Ebenen lagen im kalten Wind vor ihnen. Das Gras, das eigentlich hätte saftig
und grün sein sollen, erstreckte sich bräunlich und bedeckt von Raureif vor ihnen. In der Ferne sah man eine breite Front, die sich wie ein blutroter Streifen von der Morgendämmerung abhob – Scurrs Armee.
Ein wenig Trost brachten gegen Abend die Verbündeten, die angeführt von Rittmeister Londov und Bali’an eintrafen. Viele bekannte Gesichter aus Camasann waren dabei, die die Sieben mit einer Mischung aus Bewunderung, Unglauben und Respekt betrachteten. Lange Zeit waren sie nur ganz normale Kinder in der Schule gewesen, doch nun waren sie Kriegsherren, ihre Anführer und die Hoffnung aller Länder.
Plötzlich löste sich ein roter Haarschopf aus der Mitte der Krieger. Mit unsicherem Grinsen stand plötzlich Ronda vor den restlichen Sieben.
»Du liebe Güte, wo kommst du denn her?«, rief Broderick überrascht aus, umarmte die große Frau jedoch sogleich freundschaftlich. Ronda war einige Jahre älter als die anderen und hatte die Schule lange vor ihnen verlassen.
Erleichtert, dass sich Broderick und seine Freunde noch an sie erinnerten, fuhr sich Ronda durch den halblangen Haarschopf. »Das Leben als Hofdame hat mir nie sonderlich behagt.« Sie schnitt eine Grimasse. »Als ich erfahren habe, dass ihr die Sieben seid, wäre ich beinahe aus meinen bestickten Pantoffeln gekippt.« Sie musterte Ariac ein wenig argwöhnisch. Auch wenn sie von überallher gehört hatte, dass er auf ihrer Seite stand, war ihr jemand, der in Ursann ausgebildet worden war, nicht geheuer und schon gar nicht, wenn er noch dazu ein Steppenmann war.
»Wir freuen uns über jeden, der an unserer Seite kämpft«, sagte Tovion ernst.
»Es tut gut, wieder ein Schwert in der Hand zu haben«, meinte sie nachdenklich und fuhr mit den Fingern über die glatte Klinge. »Wo sind Saliah und Rudrinn?«
Rijana berichtete ihr vom Vorhaben der beiden und dass sie
eigentlich jeden Augenblick mit ihnen rechneten. Eine Weile lang unterhielt Ronda sich mit den restlichen Sieben darüber, wie sie ihre letzten Jahre verbracht hatte, dann reihte sie sich wieder in die Reihen der Krieger von Camasann ein.
Etwas später erschien Tja’ris zusammen mit Zauberer Tomis und an die achthundert Steppenkriegern. Als die Dämmerung einsetzte, war ein lautes Geräusch aus der Ferne zu hören, das die meisten Menschen erschreckte. Doch Thalien beruhigte sie lächelnd und deutete nach Osten. Es dauerte eine Weile, bis alle erkannten, was seine scharfen Elfenaugen schon lange entdeckt hatten.
Schätzungsweise achthundert schwerbewaffnete Zwerge in Rüstungen marschierten auf sie zu. Allen voran Bocan, ihr schwarzhaariger Anführer. Nachdem sie überschwänglich begrüßt worden waren, fragte Bocan: »Ist mein Vater hier?« Dann biss er herzhaft in ein Stück geräucherten Schinken.
Als Brogan verneinte, fluchte der Zwerg laut und warf den Schinken ins Feuer.
Von Spähern bekamen sie Nachricht, dass auf dem Meer eine gewaltige Seeschlacht tobte. König Scurr hatte seine meisten Krieger an Land eingesetzt und nicht mit einem Angriff auf See gerechnet. Nun warteten alle ungeduldig auf Rudrinn und Saliah.
»Dieser verfluchte Pirat konnte noch niemals pünktlich kommen«, schimpfte Zauberer Tomis, »schon in meinem Unterricht kam er immer zu spät.« Er schüttelte missbilligend den Kopf. »Aber so waren auch schon alle anderen Piraten vor ihm …«
»Tomis, halt den Mund«, schimpfte Rittmeister Londov, dem das ewige Genörgel des kleinen Mannes auf die Nerven ging. »Du machst dir genauso viele Sorgen wie wir alle. Und ich weiß, dass du Rudrinn ganz besonders gern hast.«
Dem alten Zauberer blieb die Spucke weg. Er schnappte nach Luft, sprang auf und verschwand in der Nacht.
»Einer musste es ja mal aussprechen«, rechtfertigte sich Londov, als er das breite Grinsen in den Gesichtern von Brogan und Rudrinns Freunden sah.
Bis zum Morgengrauen trafen noch etwa sechshundert Mann ein. Die Elfen hatten sie nach und nach über den Fluss geführt, und als die Sonne aufging, galoppierten zwei Gestalten auf das Lager zu.
»Thondra sei gepriesen«, rief Brogan, und sein Gesicht entspannte sich.
Tatsächlich kamen Rudrinn und Saliah in rasendem Galopp herangestürmt. Sie sahen ein wenig
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