Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
verloren? Er dachte an Rijana, an seine Freunde, an den Clan der Arrowann und an diejenigen, die unter Scurrs Herrschaft zugrunde gehen würden. Noch einmal sah er sich vor seinem geistigen Auge in der letzten Schlacht von Catharga unterhalb des Teufelszahns, als sein Name Dagnar gewesen war. Er sah die dunklen Wolken am Himmel und die schreckliche Schlacht, erlebte, wie Nariwa einen aussichtslosen Kampf ausfocht, spürte die Verzweiflung in ihren Augen, dann den unheilvollen Augenblick, der sich für immer in sein Herz, nein, in seine unsterbliche Seele gebrannt hatte. Er sah, wie der Feind mit einem teuflischen Grinsen Nariwa das Schwert in den Rücken rammte.
»Neeeiiin!« Dagnars Schrei hallte über die Ebene von Catharga, durch die Zeit hinweg bis zum heutigen Tag, wo er zu Ariacs Schrei wurde, während Scurrs Klinge bereits auf sein Herz zuraste. Der Steppenkrieger riss sich aus seinen Gedanken, gerade noch rechtzeitig, um das Schwert seines Gegners zu parieren. Zorn funkelte in seinen Augen, und sein Schwert begann einen tödlichen Tanz. Es zuckte schnell nach vorn, immer wieder, immer schneller. Ariacs Schläge wurden immer härter, so, als hielte nicht nur er sein Schwert fest, sondern auch noch Dagnar und Norgonn und all die anderen, die
er einmal gewesen war. Vielleicht führte sogar Thondra selbst sein Schwert.
Scurr wich zurück. Egal wie mächtig er oder Kââr waren, er konnte nicht mehr dagegenhalten. Er begann zu stolpern und musste schmerzhafte Verletzungen von Ariacs Klinge einstecken. »Verschwinde, Ariac, du siehst, dass meine Krieger in der Mehrzahl sind«, schrie Scurr plötzlich verzweifelt und sandte noch mal einen gefährlichen Blitz auf Ariac.
Der taumelte allerdings nur ganz leicht zurück und packte sein Schwert anschließend noch fester.
»Ich muss dich vernichten, das weißt du.«
»Du kannst mich nicht vernichten«, behauptete Scurr, obwohl ihn mittlerweile die nackte Angst gepackt hatte. Ein Gefühl, das er, oder eben Kââr, in Jahrtausenden der Herrschaft noch niemals verspürt hatte.
»Doch, das kann ich.«
König Scurr sah sich nach Hilfe um, aber er stand allein auf dem Hügel. Seine Blutroten Schatten waren in Kämpfe verwickelt. Niemand konnte ihm zu Hilfe eilen.
Worran, komm sofort hierher, befahl er in Gedanken.
Der konnte ihn natürlich nicht mehr hören, doch das wusste Scurr nicht. Er hoffte, wenn er etwas Zeit schinden konnte, würde sein getreuer Diener ihm zu Hilfe kommen.
Also deckte er Ariac erneut mit magischen Blitzen ein und versuchte, ihn sich so zumindest so weit vom Leib zu halten, dass er ihm nicht gefährlich werden konnte. Pausenlos fragte sich Scurr, warum Ariac gegen seine Magie immun war.
Der Kampf schien ewig zu dauern, während die Schlacht unter ihnen gnadenlos weitertobte und die Berge im Norden ein einziges flammendes Inferno darstellten.
Rudgarr kämpfte gar nicht weit entfernt mit einigen seiner Männer vom Stamme der Arrowann, als er seinen Sohn auf der Anhöhe sah. Für einen Augenblick hielt er inne.
Noch niemals in seinem Leben hatte er jemanden so kämpfen sehen. So viel Angst er um seinen Sohn hatte, so stolz war er auch auf ihn.
»Ariac, sei vorsichtig«, flüsterte Rudgarr in den Wind. »Möge Nawárronn mit dir sein!«
Dann streifte ihn ein Schlag an der Schulter, und er wandte sich wieder seinen Gegnern zu. Jetzt konnte er für Ariac nichts mehr tun.
Obwohl Ariac ein magisches Schwert hatte, merkte er, wie er langsam ermüdete. Den ganzen Tag hatte er gekämpft, keine Pause gemacht, nichts gegessen oder getrunken. Doch jetzt durfte er einfach nicht aufgeben. Immer wieder spürte er, wie Scurr ihn mit Magie angriff, aber Thaliens Amulett schützte ihn.
Die Schwerter klirrten aufeinander und sprühten Funken. Wieder und wieder schlug er auf Scurr ein. Mit einiger Genugtuung sah Ariac, dass Scurr aus vielen Wunden blutete. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
Ich kann es schaffen.
Menschen, Elfen, Zwerge, Orks und Trolle kämpften auf den Ebenen von Balmacann um ihr Leben, während Kapitän Norwinn und seine Männer inzwischen auf dem Meer gesiegt hatten. Grölende Piraten lagen sich in den Armen und begannen bereits, auf ihren Triumph zu trinken. Doch da verdunkelte ein Schatten den Himmel.
Kapitän Norwinn blickte mit offenem Mund hoch.
Nach einigen Augenblicken des Schreckens schrie er: »Nach Silversgaard!« In Gedanken fügte er hinzu: Mögen Rammatoch und alle Götter mit dir sein, Rudrinn. Mit dir
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