Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
dachte, du willst keine Frau, die in einem Adelshaus aufgewachsen ist. Ich liebe dich nämlich auch, du verfluchter, rüpelhafter Pirat.«
Dann ließ er sie nicht mehr los.
Auf einmal redeten alle wild durcheinander. Jetzt wollten sie alles ganz genau wissen. Rijana fasste Falkann vorsichtig am Arm, so, als wäre sie noch immer nicht sicher, ob er nicht nur eine Erscheinung war.
Brogan konnte sich auf das Ganze keinen Reim machen. In seinem langen Leben als Zauberer hatte er schon viele merkwürdige, mystische, faszinierende oder unheimliche Dinge gesehen. Aber dass zwei Menschen, die eindeutig tot gewesen waren, plötzlich wieder gesund und munter vor ihm standen, das verstand auch er nicht. »Saliah, Falkann, ihr müsst uns jetzt erklären, was passiert ist.«
Sofort verstummte das aufgeregte Geplapper, und die beiden blickten den Zauberer unsicher an. Falkann räusperte sich und blickte in die gespannten Gesichter seiner Freunde.
»Wir … wir waren in einer gewaltigen, lichtdurchfluteten Halle«, begann Falkann langsam. »Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, es war so verwirrend.« Hilfesuchend sah er zu Saliah, aber die war sich auch nicht ganz sicher.
»Es waren, glaube ich, alle Götter anwesend, obwohl man sie nicht wirklich gesehen hat«, erklärte sie in einem verzweifelten Versuch, das Erlebte in Worte zu fassen.
»Ihr habt Thondra, Rammatoch und all die anderen gesehen?«, fragte Rudrinn ungläubig.
»Ich glaube, sie haben uns all unsere Leben aufgezeigt, all unsere Fehler und falschen Entscheidungen.« Dann lächelte Saliah. »Aber auch das, was wir richtig gemacht haben.«
Falkann schluckte und blickte die anderen schuldbewusst an. »Thondra hat uns noch eine letzte Chance gegeben, weil wir in diesem Leben den richtigen Weg eingeschlagen haben und …« Er stockte, straffte schließlich die Schultern und sagte: »Und weil ich meine Fehler erkannt habe. In den letzten Schlachten war immer ich der Verräter. Und auch dieses Mal habe ich einen unverzeihlichen Fehler gemacht. Ich weiß nicht, ob ihr mir das jemals verzeihen könnt.« Dabei blickte er vor allem Ariac an.
Der lächelte zaghaft. »Das habe ich bereits.«
Die anderen wussten jedoch nicht, wovon Falkann sprach.
»Was hast du denn getan?«, fragte Tovion verwirrt.
Falkann warf Ariac einen ungläubigen Blick zu. »Hast du es ihnen nicht erzählt?«
Der schüttelte den Kopf und sagte kaum hörbar: »Ich wollte, dass sie dich als Freund und guten Menschen in Erinnerung behalten, denn ich denke, dass du das eigentlich auch bist.«
Falkann keuchte und senkte den Blick. »Umso schlimmer ist es, dass ich dich verraten habe.« Er blickte schuldbewusst in die Runde seiner ungläubigen Freunde. »Ich habe Flanworn damals umgebracht, dann habe ich das blutige Hemd in Ariacs Zimmer versteckt«, gestand er und fuhr rasch fort, bevor ihn der Mut verließ. »Ich hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen, habe es aber nicht aufgeklärt, weil ich wollte, dass Ariac verschwindet und ich Rijana für mich haben kann. Das soll jetzt keine Entschuldigung für meine Tat sein, aber es ist kein Tag vergangen, an dem ich das nicht bereut habe und an dem mich die Schuldgefühle nicht zerfressen haben.«
Alle blickten Falkann ungläubig an. Ausgerechnet er, ihr guter, starker und ehrenvoller Freund, der Sohn eines Königs
und einer der mutigsten Kämpfer von Camasann, sollte ein Verräter sein?
»Du warst das?« Fassungslosigkeit und Entsetzen standen nicht nur in Rijanas Gesicht.
Diesen Ausdruck in den Augen seiner Freunde zu sehen, tat Falkann wohl am meisten weh. »Rijana, es tut mir leid, ich wollte nicht …«
Aber diese sprang entrüstet auf: »Das werde ich dir nie verzeihen! Weißt du eigentlich, was Scurr mit Ariac gemacht hätte?« Ihre sonst so sanften blauen Augen leuchteten in diesem Moment beinahe schwarz und schienen Feuer zu sprühen. »Du hast Scurr niemals gesehen, aber wie kannst du nur …« Sie keuchte entsetzt, dann setzte sie nach: »Ich hasse dich, und ich wünschte, du wärst nicht zurückgekommen.«
Damit rannte sie davon. Falkann sank in sich zusammen. Genau diese Reaktion von Rijana hatte er kommen sehen, und davor hatte er sich am meisten gefürchtet. Aber es war trotz allem richtig und eine Erleichterung, dass es jetzt heraus war.
»Ich habe die ganze Zeit über gemerkt, dass etwas nicht mit dir stimmt«, murmelte Broderick und blickte seinen Freund verwirrt an.
Das, was Falkann getan hatte, war wirklich furchtbar,
Weitere Kostenlose Bücher