Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
aber Falkann war trotz allem sein Freund. Broderick wusste nicht, was er denken sollte.
Ariac stand auf. »Ich habe ihm verziehen, und Thondra hat ihm ebenfalls noch eine Chance gegeben«, sagte er ernst. »Dann solltet ihr das auch tun.«
Brogan, der das alles mit Staunen angehört hatte, erhob sich und legte Ariac einen Arm um die Schultern.
»Er hat Recht. Anfangs haben wir Ariac für einen Verräter gehalten, wir alle außer Rijana. Wie wir gerade gesehen haben, war das falsch. Nun, wo ihr die einmalige Chance habt, der Welt Hoffnung zu geben, solltet ihr zusammenhalten.«
»Rijana wird mir niemals verzeihen«, murmelte Falkann und senkte den Blick.
»Ich gehe und rede mit ihr«, versprach der Zauberer.
Die anderen setzten sich wieder ans Feuer, und Rudrinn ließ Saliah für keinen Augenblick aus den Augen. Sosehr Falkanns Geständnis ihn schockiert hatte, ihn konnte nichts mehr aus der Fassung bringen, denn er war überglücklich, Saliah an seiner Seite zu haben. An den Blicken von Broderick und Tovion hingegen konnte man sehen, dass sie nicht wussten, wie sie nun mit Falkann umgehen sollten.
Brogan brauchte einige Zeit, bis er Rijana an einen Felsen gelehnt vorfand. Als er kam, sah er, wie sie sich rasch über die Augen wischte.
»Darf ich mich setzen?«
Rijana nickte nur kurz.
»Falkann hat seine Fehler eingesehen«, begann er, aber Rijana schnaubte nur entrüstet. »Rijana, er hat doch selbst am meisten darunter gelitten«, sagte der Zauberer eindringlich.
»Ich hätte niemals so etwas von ihm gedacht.« Ihre Stimme zitterte. »Falkann hat kein bisschen Anstand und Ehre in sich. Er ist ein widerwärtiges Schwein.«
Vorsichtig legte Brogan einen Arm um sie.
»Falkann war eifersüchtig. Sicher, es war falsch, aber er hat seine Fehler eingesehen, und am Ende hat er sogar sein Leben für Ariac geopfert. Zählt das denn gar nichts?«
»Scurr hätte Ariac gefoltert und umgebracht, wenn wir beide ihn damals nicht befreit hätten.« Unglaubliche Wut und Enttäuschung zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab.
Brogan nickte bedächtig. »Sicher, das hätte er wahrscheinlich. Aber Ariac hat Falkann verziehen.«
»Ich kann das nicht.« Tränen liefen ihre Wangen hinunter. »Falkann hat mich und die anderen so lange belogen. Ich kann ihm nicht mehr vertrauen.«
Brogan erhob sich und streichelte Rijana noch einmal über
den Kopf. »Überleg es dir noch einmal. Es ist wichtig, dass ihr Sieben zusammenhaltet.«
Doch sie schnaubte nur, und der Zauberer ging langsam zum Lagerfeuer zurück.
Falkann blickte ihn erwartungsvoll und zugleich ängstlich an.
»Gib ihr ein wenig Zeit.«
Falkann sank in sich zusammen. Eigentlich hatte er nichts anderes erwartet.
Noch lange saßen sie alle am Lagerfeuer. Sie versuchten, die Ereignisse zu verarbeiten. Besonders Saliah, die mit in Thondras Hallen gewesen war, bemühte sich, für ihren Freund zu sprechen, und obwohl es Falkann sichtlich peinlich war, war er dankbar dafür, dass zumindest sie ihn nicht verachtete.
»Das, was Falkann damals in Balmacann getan hat, ist furchtbar, und es war falsch. Aber bitte, verurteilt ihn nicht für Dinge, die er in früheren Leben getan hat.« Saliah sah ihre Freunde nacheinander an. »Thondra hat mir meine vergangenen Leben aufgezeigt, Dinge, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte und die auch jetzt bereits wieder im Begriff sind, aus meinem Gedächtnis zu verschwinden. Keiner von uns kann sagen, dass er nicht in einem früheren Leben einmal etwas Unehrenhaftes getan hat.«
»Irgendwie hat sie Recht«, murmelte Broderick, nachdem er über Saliahs Worte nachgedacht hatte.
Später bat Falkann Ariac, mit ihm zu kommen. Die beiden ungleichen jungen Männer gingen eine Weile stumm nebeneinander her.
»Es ist sehr großzügig, dass du mir verziehen hast, Ariac«, begann Falkann zögernd.
»Schließlich hast du mir das Leben gerettet«, erwiderte der Steppenkrieger.
»Erst jetzt, nachdem ich in der Halle der Götter war, weiß ich, was du bei König Scurr durchgemacht hast. Obwohl es
nur noch der verblassende Schatten einer Erinnerung ist, weiß ich jetzt, dass ich in einigen meiner früheren Leben in Ursann ausgebildet wurde«, gab Falkann zögernd zu.
Wie vom Donner gerührt blieb Ariac stehen und betrachtete den etwas größeren Falkann eine ganze Weile nachdenklich. »Das tut mir unglaublich leid für dich.«
Falkann hob die Schultern. »Meine Erinnerung wird wieder verschwinden, aber du musst damit leben. Wenn ich damals
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