Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
nicht so unglaublich egoistisch und dumm …«
»Hör auf«, unterbrach Ariac ihn. »Du hast genug gebüßt.« Er nahm den Freund am Arm und führte ihn zurück zum Lagerfeuer.
Rudrinn wollte Saliah gar nicht mehr loslassen. »Du meine Güte, Saliah, ich wäre verrückt geworden, wenn du wirklich tot gewesen wärst«, flüsterte er, als die anderen sich bereits hingelegt hatten.
Sie lächelte ihn mit ihren strahlend blauen Augen an und streichelte ihm über die schwarzen Haare. »Wir waren schon ziemlich dumm, oder? Ständig haben wir uns gegenseitig beleidigt und verletzt, nur weil wir uns nicht getraut haben, einander einzugestehen, dass wir uns lieben.«
»Ich bin ein verflucht dämlicher Pirat«, stöhnte er.
Saliah zog ihn an der Nase zu sich herunter und gab ihm einen Kuss. »Aber ich mag verflucht dämliche Piraten, obwohl«, sie runzelte ihre Stirn, »ein paar Flüche weniger wären schon nicht schlecht.«
»Das ist doch nichts im Gegensatz zu meinem Vater«, erwiderte Rudrinn empört, doch dann sagte er grinsend: »Kapitän Norwinn, der Schrecken der Meere, wird verdammt stolz sein, so eine hübsche Schwiegertochter zu bekommen.«
Saliah hob ihre perfekt geschwungenen Augenbrauen. »Hast du verfluchter Pirat mir etwa schon einen Antrag gemacht oder bei meinem Vater um meine Hand angehalten?«
Rudrinn schüttelte den Kopf und nahm sie auf seine Arme,
woraufhin Saliah leise aufschrie. »Das werde ich auf der Stelle nachholen!«, rief er lachend.
Die anderen, die noch nicht geschlafen hatten, erhoben sich wieder von ihren Decken.
Rudrinn ließ die leise lachende Saliah wieder auf den Boden und kniete sich vor sie. »Saliah von Catharga, ich liebe dich mehr als alles auf der Welt. Möchtest du den Rest deines Lebens mit mir verbringen?«
Einen Moment blickte Saliah ihn verblüfft an. Dass er tatsächlich ernst machen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Dann nickte sie zögernd und lachte schließlich glücklich und befreit auf, als Rudrinn sie heftig in den Arm nahm, sie küsste, dass ihr die Luft wegblieb, und sie anschließend wild im Kreis herumwirbelte.
Ihre Freunde gratulierten Saliah nach und nach. Sie freuten sich wirklich für die beiden. Nur Falkann wirkte noch immer ein wenig schuldbewusst.
Dann kramte Rudrinn in seinen Sachen herum und holte schließlich ein schmales Armband aus silbernen und goldenen, kunstvoll ineinander verschlungenen Gliedern hervor. Triumphierend hielt er es im Schein des Feuers in die Höhe.
»Ha, da ist es«, rief er und legte es der leicht errötenden Saliah um das Handgelenk. »Mein Vater hat gesagt, wenn ich eines von euch beiden Mädchen, oder ein ähnlich hübsches, herumkriege, soll ich es ihr geben.« Als Saliah empört die Luft einsog, erklärte er rasch: »Aber ich hätte ohnehin keine andere gewollt als dich.« Dann grinste er. »Das Armband hat mal einem König gehört, wenn mich nicht alles täuscht, dem König von Balmacann. Einer meiner Vorfahren hat es vor weit über hundert Jahren gestohlen.«
Saliah stieß einen empörten Schrei aus und boxte Rudrinn auf den Arm.
»Du schenkst mir ein gestohlenes Armband?«
Sein Gesicht wirkte nicht sehr schuldbewusst, und er zuckte
die Achseln. »Du bist jetzt schließlich eine Piratenbraut. Außerdem hat der König es im weitesten Sinne wohl auch seinem Volk oder sonst jemandem gestohlen.«
Diese Entschuldigung überzeugte Saliah ganz offensichtlich nicht, doch Tovion legte ihr freundschaftlich einen Arm um die Schultern.
»Tja, an so etwas wirst du dich wohl gewöhnen müssen.«
Sie grummelte etwas vor sich hin, das sich stark danach anhörte, dass sie es sich noch einmal überlegen müsste, den Rest ihrer Tage mit einem Piraten zu verbringen.
Aber schließlich seufzte sie und umarmte Rudrinn wieder. »Wie heißt das bei euch Piraten gleich wieder? ›Holt euren verdammten Fusel heraus, wir sollten darauf einen heben?‹«
Rudrinn musste lachen, und Brogan ging los, um die anderen Krieger zu fragen, ob sie zufällig etwas Wein oder Schnaps bei sich hatten.
Ariac hatte sich aufgemacht, Rijana zu suchen. Sie saß noch immer an der Stelle, an der Brogan sie zurückgelassen hatte, und starrte in die Dunkelheit.
Ariac legte einen Arm um ihre Schultern und lächelte ihr zu.
»Komm, Saliah und Rudrinn haben sich gerade verlobt.«
Im ersten Augenblick wirkte Rijana überrascht. »Das freut mich für die beiden«, sagte sie ehrlich, aber dann seufzte sie. »Ich will Falkann jetzt aber nicht
Weitere Kostenlose Bücher