Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
nach ihnen suchten.
Der Winter schien noch einmal zurückgekehrt zu sein. Bitterkalte Stürme fegten über das Land. Es war beschlossen worden, zunächst nach Gronsdale zu gehen, um sich dort zu verstecken, bis die vielen Soldaten, die von dem Kampf an der Meerenge Wind bekommen hatten, sich vielleicht endlich doch verzogen hätten. Es war eine beschwerliche Reise in den Norden, und die Gruppe, die nun mit den ehemaligen Kriegern aus Camasann, die überlebt hatten, achtundsiebzig Mann zählte, musste unheimlich aufpassen, nicht entdeckt zu werden. Hier versagten Brogans Kräfte, für so viele Krieger wusste auch er keinen Schutzzauber. Daher teilten sie sich ab und zu auf, um weniger aufzufallen. Zum Glück war der Boden gefroren, sodass man zumindest keine Spuren sah, aber sie wagten es trotzdem nicht, sich in der Nähe irgendwelcher Behausungen aufzuhalten.
In den nächsten Tagen herrschte eine merkwürdige Stimmung unter den Sieben. Zwar waren alle froh, Saliah und Falkann zurückzuhaben, aber besonders Rijana konnte Falkann einfach nicht verzeihen, was diesen sehr traurig machte. Sosehr er sich bemühte, er kam einfach nicht an sie heran.
Natürlich fiel es auch den anderen schwer, Falkanns feige Tat zu verstehen. Er war der Verräter gewesen, der für ihr
Scheitern in ihren vorherigen Schlachten verantwortlich war, was ihn nun in einem ganz anderen Licht erscheinen ließ.
Besonders Brogan redete ihnen jedoch ins Gewissen, dass Falkann in seinen früheren Leben häufig unter Scurrs direktem Einfluss gestanden hatte und dass es nun eine ganz andere Situation war. Pure Eifersucht hatte Falkann zu seiner Tat getrieben. Brogan kannte ihn, seitdem er mit sechs Jahren nach Camasann gekommen war, und wusste, dass in ihm ein guter Kern steckte.
Häufig spürte Falkann, wie seine Freunde hinter seinem Rücken tuschelten, und das verletzte ihn. Nachdem aber selbst Ariac, der tief in seinem Inneren Falkanns Beweggründe ein Stück weit nachvollziehen konnte, die Vergangenheit auf sich beruhen ließ, gelang es den anderen nach und nach, wieder normal mit Falkann umzugehen.
Dadurch, dass er bereit gewesen war, sein Leben für Ariac zu opfern, hatte er seine Tat gesühnt, und selbst Thondra hatte ihm verziehen – nur Rijana nicht.
KAPITEL 4
Zeit der Vorbereitung
I n einem verborgenen Tal in den tiefen Wäldern von North fort blieben die Krieger aus Camasann zurück. Sie wollten nicht mit den Sieben zusammen nach Gronsdale ziehen, denn es wurde zunehmend schwierig, eine so große Gruppe geheim zu halten. Daher wurde verabredet, dass Brogan durch seinen Falken mit ihnen in Verbindung blieb und sie rief, falls sie Hilfe benötigten. Also ritten nur noch die Sieben, Nelja und Brogan weiter in den Norden. Obwohl der Frühling fortschritt, wurde es nicht wärmer. Sie hatten sich in ihre Umhänge gewickelt und ritten mit gesenkten Köpfen durch den eisigen Sturm, der selbst durch die dichten Bäume kaum gedämpft wurde.
Plötzlich kam ein Käuzchen im Sturzflug auf Brogan zugeflogen und flatterte wild um ihn herum. Brogan hob überrascht den Kopf und ließ den Vogel auf seinem Arm landen, dann entfernte er mit eiskalten, klammen Fingern die Botschaft, die der Vogel bei sich trug. Die anderen lenkten ihre Pferde im Kreis um den Zauberer, auf dessen Gesicht sich ein erfreutes Lächeln abzeichnete.
»Ich habe eine Überraschung für euch«, sagte er mit seinen von der Kälte halb eingefrorenen Lippen.
»Was denn?« Broderick zog sich sein Tuch weiter übers Gesicht.
»Das werdet ihr bald sehen, aber heute Nacht schlafen wir im Warmen«, verkündete Brogan und trieb sein Pferd an.
Die anderen blickten sich ungläubig an, folgten dem Zauberer jedoch achselzuckend, der weiter durch die Bäume trabte.
Sie hatten die Grenze zu Gronsdale wohl schon seit einer Weile überquert, denn die Wälder wurden lichter, das Land karger und unwirtlicher. Schluchten und reißende Wildbäche beherrschten die Landschaft. Die Sonne stand bereits tief im Westen, aber Brogan machte keine Anstalten, einen Lagerplatz für die Nacht zu suchen.
»Wo willst du denn noch hin?«, fragte Falkann genervt.
»Wartet nur ab.« Der Zauberer warf einen Blick auf den Himmel und nickte zufrieden. Dann trieb er sein Pferd rasch vorwärts.
Sie passierten eine Ansammlung hoher Felsen, trabten durch einen halb gefrorenen Bach, während es langsam dunkel wurde.
»Brogan, warte«, warnte Tovion schließlich, »Gronsdale ist nicht ganz ungefährlich, wir
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