Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
könnten in eine Schlucht stürzen.«
»Wir sind gleich da«, rief der Zauberer nach hinten.
Nach einer Weile, es war bereits vollständig dunkel, sah man das Licht einer Fackel, die hin und her bewegt wurde. Das Käuzchen erhob sich flatternd von Brogans Arm und verschwand in der Nacht.
»Was ist das?«, fragte Ariac und hielt seinen Hengst an.
»Keine Sorge, das sind Freunde.« Brogan ritt vorsichtig den Abhang hinunter, auf die Fackel zu.
Die Sieben folgten verwirrt, aber sie vertrauten dem Zauberer, der sein Pferd energisch hinuntertrieb. Alle waren mehr als erstaunt, als plötzlich Rittmeister Londov in seiner ganzen Größe vor ihnen stand.
»Na endlich seid ihr eingetroffen«, rief er in seiner eigentümlichen, harten Aussprache. Er stammte ganz aus dem Norden von Gronsdale.
»Londov?«, fragte Rudrinn ungläubig.
Die schneeweißen Augenbrauen des älteren Mannes hoben sich missbilligend, obwohl ein Lächeln in seinen stahlblauen Augen funkelte.
»Rittmeister Londov, wenn ich bitten darf!«
Doch da ertönte eine bekannte schnarrende Stimme: »Ha, einem Piraten wirst du niemals Manieren beibringen, das sage ich doch immer. Es hat schon angefangen, als damals, vor etwa einhundertfünfunddreißig Jahren dieser rüpelhafte Piratenjunge auf Camasann aufgetaucht ist …«
»Zauberer Tomis, ich glaube es nicht«, rief Saliah und sprang trotz der Eiseskälte elegant aus dem Sattel.
Der uralte, verhutzelte Zauberer, der Saliah gerade einmal bis zur Schulter reichte, nickte und unterbrach seine Schimpftirade über Piraten.
»Kommt herein, ihr seid sicher ganz verfroren«, schnarrte er und bedeutete ihnen, ihm in die Dunkelheit zu folgen.
»Was soll denn das bedeuten?«, fragte Tovion an Brogan gewandt, und auch Nelja wirkte überrascht.
»Kommt rein, wir werden euch alles erklären«, versprach der Zauberer und folgte Tomis und Rittmeister Londov über den felsigen Boden der Schlucht in eine unterirdische Höhle, wo bereits etwa dreißig Krieger aus Camasann saßen, die erfreut und überrascht aufsprangen. Im Gegensatz zu draußen war es behaglich warm, mehrere Feuer brannten, und ein ganzer Hirsch brutzelte über den Flammen. Die Sieben, Brogan und Nelja wurden von den überwiegend jungen Männern aus Camasann herzlich begrüßt. Alle redeten durcheinander, man konnte sein eigenes Wort nicht mehr verstehen.
Schließlich ließ Brogan einen magischen Blitz in der Höhle aufleuchten, der aus seinem mit Runen besetzten Zauberstab kam. »Jetzt lasst es euch doch erst einmal erklären!«
Daraufhin verstummten die Gespräche, und Brogan begann zu erzählen: »Erst heute habe ich den Botenvogel von Zauberer Tomis bekommen.« Der kleine Mann nickte und
streichelte dem Käuzchen über das Gefieder. »Rittmeister Londov und Zauberer Tomis sind schon seit langem an einer Revolte gegen Zauberer Hawionn und König Greedeon beteiligt.«
»Bei Londov verstehe ich das ja noch«, flüsterte Rudrinn Saliah ins Ohr, »aber von Tomis hätte ich das niemals gedacht.«
Sie nickte grinsend und blickte auf den kleinen Zauberer mit dem Spitzbart und dem Sichtglas, das er sich wie immer in sein eines Auge geklemmt hatte.
»Ich wurde damit beauftragt«, fuhr Rittmeister Londov mit seiner harten Stimme fort, »mit fünfzehn Kriegern nach den Sieben zu suchen und sie zurück nach Camasann zu bringen. Dabei war es sowohl Greedeon als auch Hawionn gleichgültig, ob tot oder lebendig.«
»So ein dreimal verfluchter Hurensohn!«, rief Rudrinn, und seine dunklen Augen blitzten gefährlich.
»Ich gebe es nicht gern zu«, schnarrte Zauberer Tomis, »aber in diesem Fall sind Rudrinns Worte durchaus angemessen.« Er blickte in die Runde. »Ich wurde in diesem Frühjahr damit beauftragt, weitere junge Krieger zu finden, denn Greedeon hat sich nun endgültig mit Scurr verbündet. Sie wollen gemeinsam gegen euch vorgehen.«
»Ich fasse es nicht«, flüsterte Tovion, seine Freunde waren ebenfalls schockiert.
Auch die Krieger aus Camasann konnten es noch immer nicht glauben. Sie hatten sich zwar schon lange im Geheimen Londov und Tomis angeschlossen, denn auch ihnen war nicht entgangen, dass auf Camasann und in Balmacann viele Dinge nicht in Ordnung waren. Aber dass König Greedeon sich mit seinem ärgsten Feind verbündet haben sollte, das konnten sie nicht fassen.
»Aber was verspricht sich Greedeon denn davon, wenn er sich mit Scurr einlässt?«, fragte Saliah. »Wir sind doch nur zu siebt, nun gut, ein paar Verbündete haben wir
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