Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
habe schon versucht, mit ihr zu reden, aber sie hört nicht auf mich.«
Mit bedrücktem Gesicht lehnte sich Falkann an die kalte Höhlenwand. »Es ist ein Wunder, dass du mir verziehen hast. Eigentlich kann ich es ihr nicht verübeln«, sagte er deprimiert. »Ich kann mir ja selbst nicht verzeihen.« In vielen schlaflosen Nächten hatte er über seine Schuld gegrübelt, und er wusste noch immer nicht, wie er mit dem Wissen umgehen sollte, dass er in den letzten Schlachten der Verräter gewesen war. Auch in der Schlacht am Teufelszahn vor über tausend Jahren hatte er den Tod seiner Freunde zu verantworten gehabt. Er selbst, sein Name war damals Slavon gewesen, hatte dem damaligen Herrscher über Ursann zum Sieg verholfen. Dass er selbst noch während der Schlacht getötet worden war, erschien ihm als ein kleines Stück Gerechtigkeit. Die Erinnerung daran war verblasst, aber die Schuldgefühle würde er nicht mehr loswerden – zumindest nicht in diesem Leben.
»Rijana hat dich gern, das weiß ich. Sie wird sich schon noch beruhigen.«
Ariac hatte ihn aus seinen düsteren Gedanken gerissen. Obwohl Falkann noch immer ein furchtbar schlechtes Gewissen plagte, wollte er versuchen, nach vorn zu blicken. Aber dass Rijana ihn jetzt hasste, das tat am meisten weh.
Ariac packte den etwas größeren Falkann an der Schulter. »Es war mein Ernst, ich bin dir nicht böse. Auch ich habe Dinge getan, die ich wohl niemals vergessen kann. Aber ich hoffe, dass wir eines Tages Freunde werden können.«
Nach einer Weile nickte Falkann und blickte Ariac mit gerunzelter Stirn an. Eigentlich sollte er ihn als Konkurrent sehen, aber er mochte den ernsten Steppenkrieger, auch wenn der jetzt die Frau bekommen würde, die eigentlich seine hatte werden sollen. Falkann schlug Ariac auf die Schulter.
»Das hoffe ich auch.«
Die beiden lächelten sich zu und gingen gemeinsam ans Feuer, wo sie noch lange miteinander sprachen. Sie konnten sich beide nicht mehr daran erinnern, aber so war es auch
vor vielen tausend Jahren gewesen. Damals, als der Kriegsgott Thondra sie erwählt hatte und sie das Leben von Gondolas und Norgonn gelebt hatten, waren sie die besten Freunde gewesen; aber vielleicht spürte das ein Teil ihrer Seele auf unbegreifliche, magische Art auch heute noch.
Rijana kam erst zurück, als sich schon alle zum Schlafen hingelegt hatten. Sie drückte sich ganz dicht an Ariac und verdrängte jeden Gedanken an Falkann.
Die nächsten Tage vergingen mit anstrengenden Beratungen. Rittmeister Londov hatte sich mit dem König von Gronsdale besprochen und kehrte daraufhin mit guten Nachrichten zurück. Er hatte den König überzeugen können, sich ihnen mit seinen etwa vierhundert Soldaten anzuschließen, falls es zu einem Krieg kommen sollte.
»Aber Gronsdale führt doch auch Krieg mit Errindale«, wandte Brogan mit gerunzelter Stirn ein.
Doch Londov schüttelte den Kopf. »Seitdem Scurr in alle nördlichen Länder eingefallen ist, haben sie sich versöhnt. Nur zum Schein haben sie ihre Scharmützel fortgesetzt.« Er seufzte jedoch. »Allerdings traut die Bevölkerung nun niemandem mehr. König Algrim hat gesagt, sein bester Schmied würde ihn nicht beliefern, und das, obwohl er ihn sogar einige Tage in den Kerker gesteckt hat.«
»Wie heißt denn der Schmied?«, fragte Tovion interessiert.
»Logrin oder so ähnlich«, murmelte Londov und fuhr sich über sein glattrasiertes Kinn.
»Nicht vielleicht Lonrinn?«
Londov dachte kurz nach und nickte dann. »Ja, ich glaube schon.«
»Er hat meinen Vater in den Kerker gesteckt?« Tovion sprang empört auf.
»Dein Vater?«, fragte Rittmeister Londov überrascht und
machte anschließend eine beschwichtigende Handbewegung. »Er sitzt nicht mehr im Kerker.«
Noch immer wirkte Tovion aufgebracht, versprach anschließend jedoch: »Ich werde mit ihm reden, er wird Schwerter für uns anfertigen.« Stolz blickte er in die Runde. »Und zwar die besten, die in allen Ländern zu finden sind.«
»Ja«, stimmte Brogan zu. »Die Waffen aus Gronsdale waren immer die besten.« Er lächelte. »Mal abgesehen von denen, die ihr Sieben tragt.«
»Nun gut«, schnarrte Zauberer Tomis, »lasst mich zusammenfassen. Die Krieger von Saliahs Eltern, einige Männer aus Errindale, König Algrim, die Steppenleute, wir hier und …« Tomis’ runzeliges Gesicht verzog sich noch mehr.
»Und?«, fragte Rudrinn herausfordernd und verschränkte die Arme.
Tomis stieß einen undeutlichen Fluch aus. »Ja, ja, und
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