Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
waren.«
Betretenes Schweigen machte sich breit.
»Vielleicht können wir ja doch noch einige überzeugen«, warf Saliah ein.
»Ich weiß nicht.« Rittmeister Londov wiegte bedächtig den Kopf. »Ich habe nur diejenigen mit mir genommen, von denen ich mir vollständig sicher war, dass sie wirklich gegen Hawionn und Greedeon sind.«
Darin waren sich alle einig, und sie nickten entschlossen.
»Ach ja, bevor ich es vergesse«, sagte Londov lächelnd. »Ich konnte eure Pferde König Greedeon entwenden.«
»Lenya ist hier?« Rijana sprang sogleich auf.
Londov war erfreut. Er mochte es, wenn sich jemand um sein Pferd sorgte. »Ja, du musst nur hinaus und in die übernächste Höhle gehen, ich werde dich begleiten …«
Aber bevor er ausgeredet hatte, war Rijana schon hinausgestürmt.
Ariac hob beruhigend die Hand. »Ich gehe mit ihr.«
Auch die anderen folgten ihnen, denn auch sie waren sehr glücklich, die Pferde, die ihnen König Greedeon in Balmacann geschenkt hatte, zurückzubekommen. Diese edlen und klugen, für den Krieg ausgebildeten Tiere waren ungewöhnlich schnell, ausdauernd und dienten ihren Herren bedingungslos.
»Wie habt Ihr das nur geschafft?«, fragte Rijana, während sie ihre Augen nicht von ihrer braunen Stute abwenden konnte.
Rittmeister Londov lächelte zufrieden. »Oh«, sagte er mit einem Grinsen, das sein schmales, langes Gesicht in viele Falten legte. »Ich war schon im letzten Sommer in Balmacann und habe vorgeschlagen, dass ich diese guten Pferde für meine Männer nutzen könnte, da ihr ohnehin nicht mehr zu König Greedeons Armee zählen würdet. Außerdem wären sie hilfreich, um euch schneller zu finden.« Sein Lachen wirkte so spitzbübisch, wie es noch kaum jemand jemals bei ihm gesehen hatte, denn Londov war immer ein ernster, strenger, wenn auch sehr gerechter Ausbilder auf der Insel gewesen.
»Vielen, vielen Dank!« Rijana umarmte ihn stürmisch.
»Oha«, rief Londov überrascht und lachte sie freundlich an. »Nicht, dass du jetzt Probleme mit deinem Verlobten bekommst, wenn du dich einem alten Kerl wie mir an den Hals wirfst. Ich habe gehört, man muss sich vor den Steppenleuten fürchten.«
Rijana lachte nur und umarmte daraufhin Ariac, der am Eingang zur Höhle stand und das Ganze mit einem leichten Lächeln beobachtete. Der große weißhaarige Mann war ihm von Anfang an sympathisch gewesen.
»Ich werde Nawárr aus der anderen Höhle holen«, sagte er, »er wird sich freuen, seine Freunde zu sehen.« Damit verschwand er und kehrte kurz darauf mit dem großen schwarzen Hengst zurück. Das Pferd wirkte ein wenig aufgeregt wegen der vielen Menschen, begrüßte seine Freunde jedoch mit einem lauten Wiehern. Rittmeister Londov wollte ihn streicheln,
der Hengst wich jedoch mit einem misstrauischen Schnauben zurück und legte die Ohren flach an den Kopf.
Londov runzelte die Stirn. »Was hat er denn?« Sein Leben lang hatte er mit Pferden zu tun, und noch niemals hatte eines vor ihm Angst gehabt.
Ariacs Gesicht verfinsterte sich, als er Londov später am Lagerfeuer von Worran erzählte und wie schlecht der grausame Ausbilder aus Ursann das Pferd behandelt hatte. Immer wieder schüttelte Rittmeister Londov den Kopf, dann bedachte er Ariac mit einem merkwürdigen Blick.
»Zunächst dachte ich, Brogan wäre verrückt, weil er jemandem vertraut, der in Ursann ausgebildet wurde.« Er sah, wie sich Ariacs Gesicht verschloss und seine Augen den gleichen misstrauischen und verletzten Ausdruck annahmen wie die des Hengstes. »Aber«, fuhr er fort, »jetzt sehe ich, dass du ein guter Mensch bist.« Der ältere Mann lächelte. »Und du hast das Vertrauen des Pferdes gewonnen. Von den Tieren kann man lernen. Sie wissen, wer reinen Herzens ist.«
Ariac zögerte, dann nahm er jedoch die ausgestreckte Hand an, die Londov ihm reichte.
»Was auch immer deine Vergangenheit war, nun bist du einer von uns.«
Rijana lächelte glücklich, denn viele der Krieger aus Camasann kamen nun zu Ariac und unterhielten sich mit ihm. Als Falkann näher kam, stand sie jedoch rasch auf.
»Ich gehe noch mal, nach den Pferden sehen«, sagte sie und ignorierte Falkanns flehenden Blick.
Falkann ließ die Schultern hängen und reagierte nicht auf die Frage eines jungen Kriegers, was denn mit ihm und Rijana los sei. Er wollte schon wieder gehen, da hielt Ariac ihn am Hemd fest und bedeutete ihm, mit ihm zu kommen.
»Es tut mir leid«, sagte Ariac, als sie sich etwas von den anderen entfernt hatten, »ich
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