Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
sagte nichts. Er glaubte fest daran, dass Rijana und die anderen kommen würden.
König Scurr war verärgert. Eigentlich hätte er sich denken können, dass Ariac nichts verriet, er kannte den stolzen Steppenkrieger schon lange genug.
»Irgendwann wirst du schon reden«, sagte er kalt und verließ den Raum.
Worran schleifte Ariac hinter sich her und warf ihn in eines der winzigen Kerkerlöcher, in das er Ariac schon als Kind gesteckt hatte. Jetzt, wo er erwachsen war, konnte er sich dort überhaupt nicht mehr rühren, und als er erwachte, glaubte er, den Verstand zu verlieren. Ariac zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Er umklammerte das Armband, das Rijana ihm zur Verlobung geschenkt hatte, und dachte an sie. Das war das Einzige, das ihn in den folgenden Tagen am Leben hielt.
König Scurr lief unruhig in dem halb verfallenen Thronsaal der Ruine von Naravaack herum. Er wusste nicht, was er mit Ariac machen sollte.
»Ich könnte ihm eine Feuerechse in sein Loch stecken«, schlug Worran mit bösem Lachen vor.
König Scurr winkte ab. »Das bringt nichts. Du hast ihn schon als Kind beinahe zu Tode gequält, aber er hat sich niemals unterworfen.«
Worran grummelte vor sich hin, Scurr hatte Recht.
»Warum verzaubert Ihr ihn dann nicht?«
»Weil er mir dann nur widerwillig und nicht mit voller Kraft dient«, zischte Scurr.
»Kann ich ihn dann endlich umbringen?«
»Nein.« Auf Scurrs hagerem Gesicht machte sich Unwillen breit. Sicher konnte er Ariac töten, doch dann würden die anderen Sieben umso wütender und entschlossener gegen ihn vorgehen. Sosehr es ihn ärgerte, er hatte Angst vor ihnen, vor allem vor dem Mann, der einmal Norgonn gewesen war. Ein Teil von ihm, Zauberer Kâârs Geist, fürchtete ihn mehr als alles andere auf der Welt, und vor allem wusste er nicht, wer der Sieben Norgonns Wiedergeburt war. Es konnte Ariac sein, jedoch genauso gut einer der anderen. Auf jeden Fall musste er ihre Gemeinschaft zerstören, denn in den vielen Jahrtausenden, in denen es ihm gelungen war, einen von ihnen zum Verräter zu machen, hatten sie nicht gesiegt.
Scurr hob die Hand. »Warte, vielleicht kann ich ihn nicht dazu bringen, freiwillig für mich zu kämpfen, aber ich kann ihm seine Unverschämtheiten heimzahlen und den Bund der Sieben zerstören.« Ein irres Lachen entstieg seiner Kehle, das selbst Worran die Haare aufstellte.
Also wurde Ariac einige Tage später aus dem dunklen Loch gezerrt. Er konnte kaum laufen, alles tat ihm weh.
Mit ungebrochenem Blick sah er wütend zu König Scurr auf, der vor ihm auf einem Podest stand.
»Ich frage dich ein letztes Mal: Kehrst du zu mir zurück, zu mir, dem einzigen Herrscher über alle Länder?«
»Niemals«, erwiderte Ariac mit aller Entschlossenheit.
Scurr sprang herab und packte Ariac am Kragen. »Gut, trotzdem wirst du gegen deine Freunde kämpfen, und -«, Scurr blickte Ariac mit seinen unheimlichen Augen bis in sein Innerstes, »du wirst dieses Mädchen mit deinen eigenen Händen umbringen.«
Für einen Augenblick stockte Ariac der Atem. »Das werde ich niemals!«
»Doch, das wirst du.« Scurr hob seinen Zauberstab und sandte einen gleißenden Blitzstrahl auf Ariac hinunter, der zuckend auf den Boden fiel.
Noch niemals hatte Scurr gesehen, dass sich jemand so standhaft gegen seine Magie wehren konnte, und am Ende glaubte der König beinahe, dass Ariac tot wäre, aber dann sah er, dass er noch ganz schwach atmete.
»Schafft ihn in ein Zimmer, säubert ihn und bringt ihn morgen zu mir«, wies Scurr zwei Wachen an.
Worran hatte mit Unbehagen zugesehen. Mit Magie konnte er nicht viel anfangen.
»Wird er Euch jetzt dienen?«, fragte der Ausbilder dümmlich.
»Natürlich wird er das«, erwiderte Scurr scharf.
»Und wenn Ihr mit ihm fertig seid, darf ich ihn dann endlich töten?«
Scurr blickte Worran spöttisch an. »Wenn er das getan hat, was ich von ihm will, und er gesehen hat, was er angerichtet hat, dann kannst du mit ihm machen, was immer du willst.«
Worrans Gesicht verzog sich zu einem bösen Lächeln, und er ließ die Finger knacken. Endlich war der Tag nicht mehr fern, an dem er den verhassten Steppenkrieger töten konnte.
Der Frühling schritt weiter voran, aber es gab eine Menge Stürme, und die Bauern fürchteten um ihre Ernte. Rijana war und blieb traurig. Sie redete kaum, aß nur, wenn man sie dazu zwang, und nahm eigentlich an nichts mehr wirklich teil.
Irgendwann kehrten Broderick und Falkann mit Kalina, Brodericks
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