Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
erreichten gegen Abend einen breiten Fluss, der sich seinen Weg durch das Land bahnte.
Ariac seufzte erleichtert. »Die Flüsse entspringen alle dem Donnergebirge, wir müssen nur flussaufwärts gehen.«
Rijana lächelte ihm aufmunternd zu, und sie liefen flussaufwärts, bis es dunkel wurde. Anschließend fing Ariac im Fluss eine Forelle, die sie dann auf einem kleinen Feuer grillten. Rijana lehnte am Stamm einer mächtigen Eiche, die vollständig mit Moos bewachsen war.
»Es ist schön hier«, sagte sie.
Ariac nickte, auch er fand es schön, obwohl dieser Wald für ihn als ein Kind der Steppe gewöhnungsbedürftig war. An
sich bevorzugte er weites Land, das man überblicken konnte. Er setzte sich neben Rijana und beobachtete den schäumenden Fluss.
Wie schon in der Nacht zuvor erhob sich ein sanfter Wind, und ehe es die beiden bemerkten, waren sie aneinandergelehnt eingeschlafen. In dieser Nacht waren es zwei Gestalten, die durch den Wald schlichen. Sie überquerten den Fluss über eine hoch in den Bäumen hängende Leiter, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen war, und blieben vor den beiden Menschen stehen, die so friedlich schliefen.
»Sie sehen fremdländisch aus«, sagte Bali’an mit neugierigem Blick. »Haben alle Menschen diese Zeichen um die Augen? Das Mädchen sieht ganz zerkratzt aus.«
Elli’vin schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, nur die Steppenmenschen haben die Tätowierungen, soviel ich weiß.« Dann nahm sie vorsichtig eine weiße Blume in die Hand, entlockte ihr etwas Blütensaft und strich ihn Rijana vorsichtig über das Gesicht.
»Werden sie über den Fluss kommen?«, fragte Bali’an aufgeregt.
Elli’vin schüttelte entschieden den Kopf. »Das dürfen sie nicht! Unser Reich muss geheim bleiben!«
Bali’an seufzte enttäuscht, denn er hätte gerne mehr über die jungen Leute erfahren.
»Du musst ihnen die Pferde zurückgeben«, verlangte Elli’vin streng.
»Sie mögen mich und sind freiwillig mit mir gekommen«, murmelte Bali’an beleidigt. Er hätte gerne ein eigenes Pferd gehabt, doch man hatte ihm immer wieder gesagt, dass er keines brauchte. »Nun gut, ich schicke sie bald zurück«, versprach er, als er Elli’vins missbilligendes Gesicht sah.
Damit verschwanden die beiden geheimnisvollen Wesen wieder.
Auch an diesem Morgen wunderten sich Rijana und Ariac, dass sie beide eingeschlafen waren. Ariac blickte Rijana verwirrt an und streichelte über ihr Gesicht. »Die Kratzer sind verschwunden.«
Sie fuhr sich über ihre Wangen und konnte es selbst kaum glauben.
»Ich verstehe das nicht«, sagte er. »Es passieren so seltsame Dinge.«
Den ganzen Tag wanderten sie flussaufwärts, bis das Gebüsch so dicht war, dass sie sich nur mit Mühe hindurchkämpfen konnten. Schließlich blieben sie stehen.
»Wir sollten über den Fluss gehen«, schlug Ariac vor, während er sich einen dicken Dorn aus dem Arm zog. »Auf der anderen Seite scheint es einfacher zu sein. Aber wir sollten unbedingt in der Nähe des Flusses bleiben, damit wir nicht in die falsche Richtung laufen.«
Rijana stimmte zu, und die beiden machten sich auf die Suche nach einer geeigneten Stelle, wo sie den Fluss überqueren konnten. Das stellte sich allerdings als gar nicht so einfach heraus. An den meisten Stellen war der Fluss sehr tief und reißend. Nur an einer Biegung schien das Wasser etwas langsamer zu fließen. Außerdem ragten dort Felsen aus dem Wasser heraus, die eine Überquerung erleichtern konnten.
»Hier sollten wir es versuchen«, schlug Rijana vor und blickte misstrauisch ins Wasser.
Ariac nickte und ging vorsichtig voran. Doch sobald er einen Fuß in den Fluss gesetzt hatte, erhob sich ein so gewaltiger Wind, dass die Bäume bedrohlich schwankten. Ariac blickte überrascht nach oben. Er tastete sich langsam voran, aber der Wind nahm an Stärke nur noch mehr zu. Ariac warf einen Blick nach hinten und sah, dass auch Rijana bereits im Wasser war und durch den Fluss watete. Der Wind wurde mit jedem Schritt, den sie durch den Fluss machten, heftiger. Schnell hatte sich ein ungeheurer Sturm daraus entwickelt.
»Beeil dich«, schrie Ariac über seine Schulter. Ihm wurde es langsam unheimlich. Als sie etwa in der Mitte des Flusses bei den Felsen angekommen waren, begann das Wasser zu brodeln. Urplötzlich bildeten sich Strudel um sie herum, während der Wind gespenstisch aufheulte.
Ariac zog Rijana zu sich heran und versuchte, sie beide an dem Felsen festzuhalten, während der Wind an ihren
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