Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
er.
Der Finstergnom, der scheinbar der Anführer war, legte den Kopf schief und blickte Rijana eindringlich an. Es wirkte, als würde er überlegen.
Rijana hob ihre Arme, um erneut anzuzeigen, dass sie unbewaffnet war, und wiederholte noch einmal langsam, was sie gesagt hatte.
Der Finstergnom knurrte etwas nach hinten, und drei weitere Gnome kamen zu ihm. Sie schienen etwas zu besprechen, aber für menschliche Ohren war ihre Sprache nicht verständlich. Schließlich kam der Anführer auf Rijana zu. Ariac trat einen Schritt vor und drohte mit dem Schwert, woraufhin der Anführer wütend zischte.
»Nicht, lass ihn«, schimpfte Rijana.
Ariac trat vorsichtig einen Schritt zurück, behielt sein Schwert jedoch in der Hand. Der Finstergnom stellte sich in seiner ganzen Größe vor Rijana, knurrte etwas und begann
dann, mit einem Stock etwas in die Erde zu zeichnen, bevor er zu den anderen Gnomen etwas grummelte und sie wie Schatten in die Büsche verschwanden.
Ariac stieß einen Stoßseufzer aus und kniete sich neben Rijana, die auf den Boden blickte. Dort waren ein Mond und etwas, das wie eine aufgehende Sonne aussah, eingeritzt.
Rijana lächelte zufrieden. »Sie geben uns bis morgen nach Sonnenaufgang Zeit zu verschwinden.«
Ariac blickte sie verwirrt an. »Seit wann sprichst du Finstergnomisch?«
Sie lachte leise auf und gab ihm einen Kuss. »Zauberer Tomis, einer der Lehrer auf Camasann, hat die Finstergnome studiert. Jeder fand seine Ausführungen furchtbar langweilig. Aber ich habe mir zumindest gemerkt, dass er gesagt hat, dass Finstergnome nur ihr Land verteidigen wollen. Wenn man nur hindurchreist, lassen sie einen in Ruhe. Und – sie können zwar die menschliche Sprache nicht aussprechen, aber die meisten Worte angeblich verstehen.«
Ariac blickte Rijana bewundernd an. »Ihr habt nützliche Dinge beigebracht bekommen.«
»Manchmal schon.«
Ariac blickte in die Büsche. »Ich weiß nicht sehr viel von den Finstergnomen, nur, dass man das Buschland meiden sollte.«
»Gut, bis morgen wird uns nichts geschehen, aber wir sollten bald aufbrechen«, sagte Rijana und setzte sich auf ihre Decke.
Ariac nickte und blickte weiter in die Dunkelheit. »Schlaf du zuerst, ich halte Wache.«
Kurz vor der Morgendämmerung schlugen sich die beiden weiter in Richtung Süden durch das Buschland. Man sah zwar nichts, aber sowohl Rijana als auch Ariac hatten das Gefühl, dass sie von vielen kleinen Augen beobachtet wurden.
Auch die beiden Pferde wirkten angespannt. Aber die Finstergnome schienen Wort zu halten, denn niemand griff an.
Im Wald überquerten Rijana und Ariac die Handelsstraße, die um diese frühe Zeit noch menschenleer war. Endlich hatten sie das Buschreich verlassen und trabten durch einen lichten Wald. Es war ziemlich gefährlich hier, denn die Handelsstraßen, die von Gronsdale und Errindale nach Northfort führten, kreuzten sich immer wieder. Aber Rijana und Ariac hatten Glück. Sie konnten den vielen Soldaten in roten Umhängen und auch einigen deutlich weniger häufig auftretenden Soldaten von König Greedeon aus dem Weg gehen.
Endlich hatten sie die unbewohnten und verwachsenen Wälder von Northfort erreicht, doch Rijana kam es nicht sehr bekannt vor. Alles hatte sich in den letzten zehn Jahren verändert, und sie war früher nie sehr weit aus Grintal fortgekommen. Das Einzige, was sie wusste, war, dass Grintal ziemlich weit im Süden abseits der Straßen an einem Fluss lag. Also ritten die beiden viele Tage lang weiter nach Süden. Glücklicherweise trafen sie auf keine weiteren Soldaten, die sich wohl auf den Norden beschränkt hatten, um Ariac zu suchen. Die Wälder waren jetzt meist licht, mit alten, knorrigen Bäumen. Es gab viele kleine Bäche, genügend Wild zu jagen, Beeren und jede Menge Pilze.
»Es ist schön hier«, sagte Ariac lächelnd, als sie durch den herbstlichen Wald trabten. Unter den Hufen der Pferde raschelte das Laub. »Ich mag zwar die Weite der Steppe, aber hier gibt es im Überfluss zu essen, und«, er grinste, »man braucht sich nicht ständig Gedanken um Holz für ein Lagerfeuer zu machen.«
Rijana nickte. Auch sie fühlte sich hier wohl, aber sie war in den letzten Tagen sehr nachdenklich geworden. Wie würden ihre Eltern nach der langen Zeit reagieren?
Ariac schien ihr anzusehen, dass sie sich Gedanken machte. Er lächelte ihr aufmunternd zu. »Sie werden sich sicherlich
freuen, dich zu sehen. Und wie gesagt, ich muss ja nicht mit ins Dorf kommen.«
Rijana
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