Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
es in Ursann gab. Er war ungehalten. König Greedeon hatte ihm den Steppenjungen ausliefern wollen, aber der war verschwunden. Scurr hatte natürlich selbst seine Soldaten in die Steppe geschickt und ließ Ariac auch sonst überall suchen. Aber bis auf die Spur, die sie an der Grenze zu Northfort entdeckte hatten, war nichts mehr von Ariac zu hören. Auch Worran hatte getobt und selbst eine Gruppe von Soldaten in die Steppe geführt. Seine Blutroten Schatten hatten am schlimmsten unter den Clans gewütet, aber er hatte Ariac nicht finden können. Seitdem war der grausame Ausbilder in Gronsdale unterwegs und suchte den Norden ab. Gleichzeitig sollte er die Armee der Orks inspizieren, die sich in den nördlichen Bergen sammelte.
Scurr war bis an die Grenzen von Ursann geritten, um sich mit einem sehr wichtigen Mann zu treffen. Dieser wartete bereits mit einer Eskorte von fünf Mann, allesamt in unauffällige graue Umhänge gehüllt, an der vereinbarten Stelle in einem der steinigen Talkessel.
»Ich habe eine Aufgabe für Euch«, begann Scurr mit seiner leisen, aber durchdringenden Stimme.
»Natürlich«, kam die nervöse Antwort des anderen.
»Findet heraus, was Greedeon als Nächstes mit den Sieben vorhat.« Scurr verzog sein knochiges Gesicht. »Nun ja, eigentlich sind es momentan nur fünf.«
»Angeblich sollen sie derzeit auf Silversgaard sein«, erwiderte Scurrs heimlicher Verbündeter eifrig.
»Das weiß ich«, erwiderte Scurr ungehalten, sodass der kleinere Mann zusammenzuckte. »Aber er wird wohl kaum deren Talente auf Dauer auf dieser verdammten Insel vergeuden. Findet es heraus, wenn Ihr der neue König meines erweiterten Reichs werden wollt.«
Sofort nickte der andere eifrig, und seine Augen begannen gierig zu glänzen.
»Und«, fuhr König Scurr eindringlich fort, »berichtet mir sofort, falls ein Steppenkrieger und eine hübsche junge Frau in Eurem Land auftauchen. Haltet sie fest und liefert sie mir aus.«
»Natürlich, hoher König, natürlich«, beeilte sich der andere zu sagen und wollte sein Pferd schon wenden.
»Wartet«, rief Scurr ihm hinterher und warf ihm einen Beutel mit Gold und Silber zu.
»Danke, mein Herr, vielen Dank!«
Noch am Nachmittag ritten Rijana und Ariac weiter, denn die Pferde waren unruhig geworden, und sie befürchteten, dass die Soldaten noch immer auf ihrer Spur waren. Das Wetter wurde wieder schlechter. Es regnete mehrere Tage hintereinander, und in den Nächten schneite es häufig. Immer weiter ritten die beiden nach Norden, wo das Land karger wurde und man den hohen Vulkan ausmachen konnte, der vor einiger Zeit ausgebrochen war. Die Erde bebte in letzter Zeit immer öfter.
Sosehr sich Rijana und Ariac bemühten, sie konnten die Blutroten Schatten, die sie verfolgten, einfach nicht abhängen. Immer wieder erhaschten sie von weitem einen Blick auf die
Verfolger. Was sie nicht wussten, war, dass die Männer gar nicht auf ihrer Spur waren, denn die sollten nur eine Gruppe Orks aus den nördlichen Gebirgen holen und vor dem Winter nach Ursann bringen.
Also flüchteten Rijana und Ariac weiter nach Norden in der Hoffnung, irgendwann einen Unterschlupf für den Winter zu finden. Es war bereits der zweite Herbstmond, und eiskalte Stürme fegten über das Land.
Nach einigen Tagen hatte es endlich aufgehört zu regnen, aber Rijana, Ariac und ihre Pferde waren erschöpft. Zudem begann es leicht zu schneien. Als Rijana sich kaum noch im Sattel halten konnte, wollte Ariac gerade vorschlagen, Rast zu machen, doch plötzlich nahm er das Aufblitzen eines roten Umhangs in der Ferne wahr. Er fluchte und trieb Nawárr in Galopp. Rijana folgte seufzend. Durch ein zerklüftetes Tal flüchteten die beiden. Rechts und links ragten hohe Berge auf, und einzelne verkrüppelte Bäume säumten den Weg zwischen den Felsen hindurch. Plötzlich war ein dumpfes Grollen zu hören, und die Erde begann zu beben. Ariac hielt erschrocken an, und auch Rijana zügelte ihr Pferd.
»Wir sollten absteigen«, sagte Ariac und wollte schon herunterspringen, als die Erde derart heftig erbebte, dass er hinfiel. Rijana hatte zu lange gezögert. Lenya stieg erschrocken und rannte panisch davon. Nawárr riss sich los und folgte der Stute, die kopflos nach Süden stürmte.
»Spring ab!«, schrie Ariac Rijana hinterher, aber er kam bei den heftigen Beben nicht einmal mehr auf die Füße. Um ihn herum krachten Bäume, und Steine fielen von den Bergen herunter. Ariac hielt sich krampfhaft an einem Felsen
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