Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
als die Sonne bereits aufgegangen war, erschallte ein dröhnendes Horn. Ariac zuckte zusammen, und Rijana blickte ihn ängstlich an.
»Jetzt wissen sie, dass ich geflohen bin«, sagte Ariac und rannte los, immer in Richtung Süden.
Die beiden machten kaum eine Rast, versuchten so gut wie möglich in Deckung zu gehen und hielten nur kurz an, um etwas zu trinken. Als Ariac auf einen hohen Felsen stieg und nach Westen blickte, sah er, dass die Täler und Hügel unter ihnen mit Orks und Soldaten überschwemmt waren.
Er packte Rijana an der Hand, die heftig atmend an einem Felsen lehnte.
»Los, weiter«, verlangte er.
Die beiden hasteten weiter, bis ihnen die Lungen brannten. Als es dunkel wurde, hielten sie ganz kurz an, holten Proviant hervor und aßen im Gehen. Auch in der Nacht marschierten sie weiter. Immer wieder hörte man Hörner und hin und wieder auch Rufe.
»Kannst du noch?«, keuchte Ariac besorgt.
Rijana nickte, obwohl sie das Gefühl hatte, dass ihre Beine gleich unter ihr zusammenbrechen würden. Aber sie hatte keine andere Wahl, als weiterzulaufen. Am Morgen hatten sie eine weitere Hügelkuppe erklommen und eilten durch ein felsiges Tal auf den nächsten Hügel zu. Ariac kannte sich hier aus. Die Berge, die die Grenze zu Catharga bildeten, waren höchstens noch vier Tage entfernt. Sie hatten also bereits einen guten Vorsprung. Die beiden hielten gerade auf einen Hügel zu, als plötzlich links von ihnen eine Gruppe Orks aus dem Gebüsch heraussprang.
»Los, lauf dort hinauf«, stieß Ariac hervor und deutete auf
den Hügel. »Wir treffen uns dort, wo ein einzelner gezackter Felsen heraussticht. Ich lenke die Orks ab.«
Rijana zögerte.
Ariac nickte ihr eindringlich zu. »Na los, ich komme nach.«
Schließlich rannte sie in die Richtung, die Ariac ihr beschrieben hatte. Er selbst lief nach Norden. Die Orks grunzten und folgten ihm. Ariac schlug den ersten Ork kampfunfähig, entriss ihm seinen hässlichen, knarrenden Bogen und schoss auf die anderen. Diese hielten kurz inne, als einige ihrer Kumpane mit Pfeilen gespickt wurden. Dann stürmte Ariac einen Hügel hinauf und schlängelte sich im Zickzack durch die Felsen. Die Orks konnten ihm nicht folgen.
Rijana eilte den Berg hinauf und erblickte erleichtert den Felsen, den Ariac ihr beschrieben hatte, als sich plötzlich etwas von hinten auf sie warf. Rijana schrie, stieß dem Soldaten den Ellbogen in den Magen und stand blitzschnell wieder auf. Sie packte ihr Schwert fester und wandte sich den nächsten Angreifern zu. Die Männer waren gut ausgebildet und grausam im Kampf, aber Rijana war eine der Sieben. Geschickt und elegant schlug sie zu und hielt die Männer eine Weile in Schach. Beinahe glaubte sie schon, sich den Weg freikämpfen zu können, denn es lagen bereits fünf tote Männer am Boden, doch dann stürzten weitere zehn auf sie zu und konnten sie schließlich überwältigen.
»Ja, was haben wir denn da?«, fragte einer der Soldaten grinsend. Er riss ihr den roten Umhang herunter und deutete kopfschüttelnd auf den Elfenumhang. »Eine Kriegerin aus Camasann, die sich als eine von uns ausgibt.«
Rijana schlug um sich, um freizukommen, aber der Soldat schlug ihr brutal ins Gesicht.
»König Scurr wird sich freuen«, sagte er hämisch grinsend und stieß zweimal in sein Horn.
Ariac rannte zu dem aufragenden Felsen und hielt sich keuchend fest.
»Rijana!«, rief er leise. Aber er bekam keine Antwort. Er suchte die ganze Umgebung ab, aber sie war nirgends zu finden.
Sie müsste doch schon hier sein , dachte er verzweifelt.
Kurz darauf hörte er eine mächtige Stimme durch die Berge hallen – König Scurr.
»Ich habe dein Mädchen. Komm her und ergib dich, sonst bringe ich sie um.«
Ariac schloss verzweifelt die Augen. Scurr hatte Rijana, jetzt war alles aus.
Ariac dachte nach. Vielleicht konnte er zumindest ihr die Flucht ermöglichen. Er schnallte sein Schwert ab und versteckte es zusammen mit dem anderen in einer Felsspalte. Dann folgte er dem Klang der Hörner, die immer wieder aus einer bestimmten Richtung ertönten. Er stieg auf einen Hügel und sah in einem engen Tal König Scurr neben Rijana stehen, die an einen Felsen gebunden war.
In Ariac kochte Wut und Verzweiflung auf. Wie sollte er sie nur befreien?
»Komm schon, Ariac«, rief König Scurr, und seine Stimme hallte drohend laut von den Bergen wider. »Du bist doch einer von uns. Komm her, dann lass ich die Kleine frei.«
»Nein!«, rief Rijana. »Er
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