Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
lügt!«
Ariac sah, wie König Scurr den Kopf schüttelte und Rijana einen Dolch an die Kehle hielt.
»Man sagt nicht so etwas über den mächtigsten König aller Zeiten.«
Rijana spuckte ihm ins Gesicht, und Scurr verpasste ihr eine Ohrfeige. Ariac zog den Orkbogen auf und schickte einen Pfeil in den Talkessel. Mit Genugtuung sah er, wie König Scurr zusammenzuckte, als der Pfeil seinen linken Arm streifte.
»Ich komme«, rief Ariac.
Er kam mit hocherhobenen Händen den Berg herunter. Außer König Scurr sah er nur zwei Soldaten, aber er wusste, dass weitere in den Bergen versteckt waren.
Als er näher kam, sah er, wie Rijana den Kopf schüttelte und ihr Tränen übers Gesicht liefen.
»Nicht, Ariac, jetzt bringt er uns beide um.«
König Scurr achtete nicht weiter auf sie, drehte nur ihr Schwert in seiner Hand herum.
»Du hast mir etwas gestohlen«, sagte Scurr zu Ariac, der sich vor ihm aufbaute und nur mit größter Anstrengung Scurrs Blick standhielt. »Was willst du mit den Schwertern?«
Als Ariac nicht antwortete, hielt Scurr Rijana ihr eigenes Schwert an die Kehle.»Wolltest du dich mit den anderen verbünden?«, fragte Scurr gelassen.
Ariac schluckte und blickte verzweifelt auf Rijana.
»Sie werden dich niemals akzeptieren«, sagte Scurr weiter. »Sie halten dich für einen Verräter und würden dir niemals vertrauen.«
»Ariac ist kein Verräter«, rief Rijana mutig.
Scurr hob die Augenbrauen und kam nun auf Ariac zu.
»So, bist du das nicht?« Der König sah Ariac direkt in die Augen, sodass Ariac ganz seltsam zumute wurde. Schon bald kamen ihm Gedanken in den Sinn, die er lange verdrängt hatte: Dieser König war gut, er sagte das Richtige, es war alles ganz anders.
»Willst du nicht dem mächtigsten aller Könige dienen?«, fragte Scurr mit seiner charismatischen Stimme und beugte sich zu Ariac. »Du kannst mein Hauptmann und mein engster Berater werden.«
Ariac hätte sich am liebsten nur noch in diese wohltuende Stimme fallen lassen. Alles, was Scurr sagte, klang so plausibel. Aber dann blickte Ariac auf Rijana, und ihm gelang es, sich dieser Stimme zu entreißen. Er sprang zurück. Plötzlich wusste er wieder, was das Richtige war.
»Nein, ich gehöre nicht hierher, ich habe es niemals getan«, sagte er hasserfüllt.
Scurr wirkte einen Augenblick lang ein wenig verwundert, weil seine Beschwörung nicht mehr zu wirken schien. Dann zuckte er jedoch die Achseln. »Nun gut, dann wirst du eben mit deiner kleinen Freundin gemeinsam sterben.« Scurrs Augen bohrten sich in die von Ariac. »Es ist gleichgültig, ob du mir dienst oder nicht. Es ist nur wichtig, dass ihr nicht vereint seid. Irgendwann werde ich euch alle haben, ob nun im nächsten oder im übernächsten Leben. Dann werdet ihr alle mir dienen.«
Rijana und Ariac machte diese Vorstellung Angst. Scurr sprach jetzt mit einer ganz anderen Stimme. Er wirkte noch furchteinflößender und größer, sodass man beinahe meinen konnte, er sei von undurchdringlicher Finsternis umgeben – oder vielmehr er selbst sei die Finsternis. Es sah so aus, als hätte der Geist von Kââr, dem uralten Zauberer, von ihm Besitz ergriffen.
König Scurr nickte seinen Soldaten zu, die sich langsam entfernten, dann lief er selbst den Abhang hinauf, was Ariac wunderte. Scurr hatte ihn nicht einmal fesseln lassen. Ariac eilte zu Rijana und versuche, ihre Fesseln aufzuknoten.
Scurr stand nun groß und geisterhaft auf dem Hügel zum Tal und rief: »Ich möchte noch eine gute Vorstellung von dir sehen, bevor du stirbst.«
Damit warf er Ariac Rijanas Schwert zu, und fast gleichzeitig strömten Orks die Hänge hinab auf sie zu. Ariac nahm das Schwert und durchtrennte Rijanas Fesseln. Er schob sie hinter sich und drehte sich im Kreis. Von fast überall her kamen Orks auf sie zu, nur ein sehr schmaler Pfad war frei.
»Dort hinauf«, rief Ariac und deutete nach links. Rijana lief los und Ariac hinter ihr her. Aber schnell änderten die ersten Orks ihre Richtung und kamen auf die beiden zu. Ariac kämpfte wie besessen, und Rijana begann Steine auf
die Orks zu werfen. Dann griff sie sich einen dicken Ast und schlug damit wild um sich. Ariac versuchte so gut wie möglich, die Orks von Rijana fernzuhalten. Das gelang ihm allerdings kaum, doch selbst mit nur einem dicken Ast in der Hand schlug sie sich sehr gut und streckte die Feinde reihenweise nieder.
»Na los, du musst hochklettern!«, schrie er.
Rijana zögerte kurz, rannte dann jedoch los, und Ariac folgte
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