Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
Bett.Von hier aus konnte man hinunter auf einen der großen Seen blicken, in dem sich der aufgehende Mond spiegelte. Rijana dachte über den heutigen verwirrenden Tag nach, als es leise an ihrer Tür klopfte.
»Herein«, sagte sie unsicher. Wer konnte das denn jetzt noch sein?
Eine grinsende Saliah stand in der Tür. In ihrer Hand balancierte sie zwei Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit.
»Darf ich reinkommen, oder bist du müde?«
Rijana schüttelte lachend den Kopf.
Die beiden Freundinnen setzten sich auf das breite Bett, und Saliah drückte Rijana den Becher in die Hand.
»Hier, nimm! Es ist heiße Schokolade. Ich habe einen Küchenjungen bestochen«, erklärte sie frech grinsend.
Rijana lachte leise. »Ich nehme mal an, du hast ihn nur anlächeln müssen, oder?«
Saliah nickte grinsend und nippte an ihrem Becher. Auch Rijana trank vorsichtig. Heiße Schokolade hatte es auf Camasann nur in Ausnahmefällen oder wenn jemand krank war gegeben. Birrna war damit nicht sehr großzügig gewesen.
»Falkann sind beinahe die Augen herausgefallen, als er dich gesehen hat«, sagte Saliah grinsend.
Rijana lief rot an und stammelte: »Entschuldige, ich weiß auch nicht …«
Doch Saliah legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. »Das macht doch nichts! Wir sind schließlich schon lange kein Paar mehr.«
»Nicht?«, fragte Rijana überrascht und verschüttete vor Schreck beinahe ihre heiße Schokolade. Saliah schüttelte den Kopf, und eine blonde Strähne löste sich aus der silbernen Haarspange.
»Weißt du, alle haben immer erwartet, dass wir eines Tages heiraten. Ich habe Falkann ja auch gern, aber eben nicht so sehr, dass ich mein Leben mit ihm verbringen möchte«, sagte Saliah ernst. Dann lächelte sie verträumt und erzählte: »Es gibt hier allerdings einen jungen Soldaten, der hat dunkle Haare und ist schon einige Jahre älter als ich …«
Rijana lächelte. Saliah könnte sicherlich jeden Mann haben, den sie wollte. Aber Rijana konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Falkann sich ernsthaft für sie, das kleine Bauernmädchen aus Grintal, interessierte.
Saliah redete noch eine ganze Weile über das Schloss und die vielen Reisen, die sie in den letzten zwei Jahren unternommen hatten, doch Rijana konnte irgendwann einfach die Augen nicht mehr offen halten.
»Entschuldige bitte«, sagte Saliah irgendwann erschrocken. »Du hast eine lange Reise hinter dir, und ich rede wie ein Wasserfall.«
Rijana winkte ab, konnte jedoch ein Gähnen nicht verhindern. Saliah umarmte sie noch einmal.
»Schön, dass du da bist«, strahlte Saliah und verschwand aus dem Zimmer.
Müde ließ sich Rijana in die weichen Kissen fallen. In dieser Nacht hatte sie wirre Träume von galoppierenden Pferden, von Falkann, der sie anlächelte, und von diesem merkwürdigen Schloss. Am Morgen wachte sie mit verquollenen Augen auf und wusste zunächst gar nicht, wo sie war. Dann streckte sie sich und kleidete sich an.
Eine Dienerin führte sie in die Halle, wo bereits einige ihrer Freunde beim Frühstück waren. Zum Glück waren diesmal der König und sein Berater nicht anwesend, sodass die Gespräche wesentlich ungezwungener waren. Genau betrachtet hatten sich die Freunde gar nicht so sehr verändert, wie Rijana fand. Gut, alle waren ein wenig älter und erwachsener geworden, aber im Grunde waren sie doch immer noch dieselben geblieben. Broderick war noch immer ein Scherzbold und Rudrinn ein Rabauke, der mit Kirschkernen auf ein Ölgemälde an der Wand zu schießen versuchte. Tovion saß wie immer nachdenklich auf seinem Stuhl, und Saliah bezauberte alle mit ihrem strahlenden Lächeln. Nur Falkann verhielt sich anders, denn er betrachtete sie neuerdings mit merkwürdigen Blicken.
Nach dem Frühstück kam der König in den Raum, der zuerst etwas verwirrt die Kirschkerne auf dem Boden zur Kenntnis nahm, bevor er sich an Rijana wandte: »Rijana, darf
ich dich nun zu den Pferdekoppeln führen? Es wird Zeit, dass du dir ein passendes Pferd aussuchst«.
Sie nickte zögernd und erhob sich. Der König bot ihr lächelnd seinen Arm an, und sie ging, während sie einen unsicheren Blick auf ihre Freunde warf, mit ihm aus dem Raum. Greedeon überhäufte sie mit Komplimenten, sodass Rijana immer unbehaglicher zumute wurde.
»Vielleicht sollte ich mir lieber Reitkleidung anziehen«, sagte sie, bevor König Greedeon sie ins Freie geleitete.
Der ältere Mann lächelte verständnisvoll. »Sicher, sicher, du wirst das Tier
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