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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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die anderen zwei, mit denen wir es zu tun hatten, waren angesehene Finanz- und Immobilienmakler. Stützen der Gesellschaft, würde man die nennen, und schwerreich noch dazu. Stammpublikum vom Opernball. Die Rothaarige da hieß Marie Schmahl. Ihr gehörte ein Bankhaus hier in Wien. Alle vier waren vermögende, angesehene Leute, ihr Verschwinden wird für Aufsehen sorgen. Kaum zu glauben, dass es gleichzeitig auch Vampire waren ...“
    „Ich verstehe nicht, was das ...“
    „Sie waren es, die de Bors das Palais in Köln-Marienburg gekauft haben, ganz legal. Auf deren Name ist es auch beim Grundbuchamt geführt.“
    Auf diesem Weg war Thorn also auf ihre Fährte gekommen.
    „Für unseren Freund Rotauge waren sie ebenfalls tätig. Während sie dich gejagt haben, fand ich in ihrem Haus Unterlagen, dass sie auch für ihn ein Domizil besorgt haben, ein standesgemäßes noch dazu. Sagt dir die Craque des Chevaliers etwas?“ Sie beantwortete sich ihre rhetorische Frage im selben Atemzug: „Ist eine Kreuzfahrerburg in Syrien. Etwa achthundert Jahre alt, eine richtige Festung.“
    „Und Sie meinen ...?“ Cesaros Herz schlug plötzlich noch schneller, drohte fast zu explodieren, als er Thorns Plan endlich begriff.
    „Ich weiß nicht, ob Rotauge Susanna dort festhält“, gestand sie und schleuderte ihre angerauchte Zigarette in die Schwärze der Nacht, wo sie verglühen würde. „Ich weiß nicht, ob wir deine Mutter von dort befreien können. Ich weiß nicht einmal, ob sie überhaupt noch am Leben ist ...“
    „Aber wir werden es versuchen“, unterbrach sie der Knappe mit leuchtenden Augen wie ein Kind unterm Weihnachtsbaum. Hoffnung tauchte in ihm auf, doch noch seine Mutter zu finden, die er verloren geglaubt hatte. „Wir werden Rotauge so was von den Arsch aufreißen ...“
    Obwohl sie seinen Enthusiasmus nicht ganz teilen konnte und sie wusste, das Bevorstehende würde alles andere als ein Pappenstiel werden, rang sich Thorn zu einem Lächeln durch. Cesaros Begeisterung schien auf sie ansteckend zu wirken.
    Vor allem aber fiel ihr ein Stein vom Herzen. Er hatte nicht nur ihren Plan verstanden, er hatte ihr auch verziehen. Gemeinsam hatten sie möglicherweise gar nicht so schlechte Chancen, Rotauge wirklich, wie der Gun-Man es ausgedrückt hatte, ‚den Arsch aufzureißen’.
    Jovial nahm sie ihn bei der Schulter und holte tief Luft. „Lust auf ein Bier? Oder lieber Whisky?“
    „Bier wäre okay“, nickte er. „Kennen Sie hier ein Lokal, das jetzt noch offen hat, Signo ...?“
    „Klar“, schnitt sie ihm seufzend das Wort ab. „Aber hör’ endlich mit dem dämlichen Gesieze auf!“
     
     
    Kapitel 7
    DER ERSTE UND DER LETZTE
     
    „Nennt mich Thorn ...“
    Die weißhaarige Frau nahm den Feldstecher von den Augen, doch ihr Blick blieb weiter auf die gewaltige Burg gerichtet, die auf dem höchsten Berg ringsum thronte. Sie konnte einfach nicht ihren Blick davon abwenden, wie gebannt klebte er darauf.
    Hier, wusste sie, würde sich ihr Schicksal erfüllen.
    In die eine oder andere Richtung.
    Es handelte sich um keine jener Burgen aus dem Mittelrheintal, die zu Recht Teil des Weltkulturerbes waren. Wo man den Eindruck gewann, trotz aller Zweckmäßigkeit waren sie einst nicht zuletzt auch errichtet worden, um dem Auge des Betrachters zu gefallen.
    Diese Konstruktion war eine Festung!
    Imposant anzusehen, beeindruckend und auf bizarre Weise sogar ästhetisch. Trotz ihrer eiskalten Mauern strahlte die Craque des Chevaliers etwas aus, das den Betrachter direkt ins Herz traf. Ein Hauch von Ewigkeit.
    Wie hypnotisiert war Tatjana Thorn von der Feste, die im 12. und 13. Jahrhundert von Kreuzrittern erbaut worden war, um Macht und Einfluss im Heiligen Land zu sichern.
    Eindrucksvoll ruhten die massigen Mauern in sich selbst. Etwa ein Dutzend runder Wachtürme säumte die Ringmauer, die mit Wehrgängen, Zinnen und mehreren Schießscharten ausgestattet war. Dahinter befand sich eine etwas kleinere Schildmauer: das letzte Hindernis vor der eigentlichen Festung, dem Wohnbereich, der etwas erhaben lag. Selbst diese Gebäude, in denen sich vermutlich die Kapelle, das Zwerchhaus, Vorratsräume und Unterkünfte befanden, muteten unbezwingbar an.
    Von hier aus überblickte man halb West-Syrien. Schon von weitem hatte man hier nahende Angreifer entdeckt und vermochte Gegenmaßnahmen zu treffen. Und wenn die Übermacht zu groß war, konnte man sich immer noch hinter den schier uneinnehmbar dicken Mauern verschanzen und

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