Thors Valhall
vorhin gesagt, du willst heute nichts trinken?“, äußerte sich Cay erstaunt.
„Hab’ meine Meinung geändert.“ Dylan leerte sein Glas zügig. Dann griff er zur Flasche Tequila, schenkte zwei Schnapsgläser voll.
„Hier, nimm’ auch einen. Macht locker.“
Er drückte Cay eines der Gläser in die freie Hand, dann nahm er den Tequila mit Salz und Zitrone zu sich. Sein Gesicht verzog sich dabei ein wenig, doch schließlich lächelte er und gönnte sich noch einen.
„Uahhh …“, stöhnte Cay, als er sein Glas geleert hatte. „Mein Geschmack ist das nicht.“
„Du weißt nicht, was gut ist …“
Dylan drehte sich noch einmal prüfend um. Von Thor Fahlstrøm war noch immer nichts zu sehen, sodass er sowohl Whiskey- als auch Tequilaflasche unter den Arm klemmte und Cay munter zuzwinkerte.
„Lass’ uns nach oben gehen. In meinem Zimmer sind wir ungestört.“
Es war gegen 1 Uhr, als ein Taxi vor dem Bungalow hielt und Thor Fahlstrøm daraus ausstieg. Sofort war die Aufmerksamkeit des einen Sicherheitsmannes, der an diesem Abend mit einem Kollegen vor dem Haus Wache schob, geweckt.
„Sie können gleich wieder umdrehen“, sagte er, dabei leuchtete er mit einer Taschenlampe in Thors Richtung. „Geschlossene Gesellschaft!“ Er lachte schadenfroh.
„Dann sollten Sie mich erst recht reinlassen“, konterte Thor. „Ich bin mir sicher, dass wenigstens eine der Personen im Haus mich sehnlichst erwartet.“
„Moment!“
Der Mann der Security drehte sich, ging ein paar Schritte auf seinen Kollegen zu, der im Dunklen mit seinem Handy beschäftigt war.
„Es gibt Probleme, da will einer rein … Er meint, er würde erwartet werden. Steht noch jemand auf der Gästeliste, der nicht anwesend ist?“
Gemeinsam blickten sie auf ein Blatt Papier, auf dem einige Namen eingetragen waren, da zückte auch der andere Wachmann seine Taschenlampe und leuchtete in die Richtung des Mannes, der noch immer ungeduldig vor dem geschlossenen Eingang stand.
„Shit, das ist Thor Fahlstrøm, lass’ den bloß rein, sonst gibt’s womöglich noch Ärger.“
„Ich bin wirklich froh, dass du gekommen bist“, sagte Tony, dabei sah er Erik mit großen Augen an. Zusammen standen sie am Grill, von dem aus stetig warme Luft zu ihnen wehte.
„Wieso auch nicht?“ Erik nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche und lächelte. Die beiden Männer waren sichtlich nicht daran interessiert eine weitere Diskussion zu führen, die sie im Hinblick auf ihre gescheiterte Beziehung nur unglücklich machen würde. Und Tony hatte inzwischen nachgedacht, sogar gründlich.
„Vielleicht sollten wir in Zukunft alles lockerer angehen, was meinst du?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich sollte mich lösen von diesen Hetero-Gedanken, diesen festen Gewohnheiten und Besitzansprüchen …“
„Meistens schafft das nur Probleme, das sehe ich auch so …“
Tony nickte. Dass Erik ihn sofort verstand und seine Meinung teilte, machte Hoffnung auf einen Neubeginn.
„Dann lass uns offener reden miteinander … über unsere Gedanken und Sehnsüchte … ganz unkonventionell.“
Tony schluckte. Dass er so ehrlich und uneingeschränkt neue Regeln aufstellte, obwohl er sich gar nicht sicher war, dass ihre Liebe eine zweite Chance verdient hatte, machte ihn plötzlich unsicher.
„Unkonventionell?“, wiederholte Erik. Dieses Wort gefiel ihm sehr. Selten hatte er eine derartige Phrase aus Tonys Mund gehört. Die Vorstellung in naher Zukunft ganz unkonventionell mit Tony umgehen zu können, klang verlockend.
„Im Übrigen hat Marie der Scheidung zugestimmt.“ Tonys Mundwinkel zuckten amüsiert, sodass Erik ebenfalls grinste. „Ach, ja?“
Doch ehe er Weiteres dazu sagen konnte, bemerkte er, wie Tony sich verkrampfte und dazu die Augen verdrehte.
„Und ich dachte, vor dem bleiben wir heute verschont …“
Erik musste nicht lange überlegen, wen Tony meinte. Als er sich drehte, erblickte er Thor, der direkt auf sie zusteuerte. Und sein Gesicht sah – wie gewohnt– nicht gerade freundlich aus.
„Wo ist Dylan“, fragte er, ohne vorher zu grüßen.
Tony hob die Schultern leicht an. „Was weiß ich? Irgendwo zwischen den Gästen.“
„Irgendwo, ja?“ Thor kam näher, schrie Tony direkt ins Gesicht. „Wolltest du nicht mehr Acht auf ihn geben? - Und jetzt ist er irgendwo ?“
„Schrei mich nicht an!“, brüllte Tony zurück.
„Hey!“ Erik ging zwischen sie. Womöglich hätte es noch weitere unschöne Worte gegeben, doch Thor war klug
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