Three-Night-Stand (German Edition)
wie sie im Vorführraum gesessen und wie gebannt auf die Leinwand gestarrt hatte, um nur ja kein Detail zu verpassen und wenn es auch noch so winzig war…
Der Film war gut. Wirklich, wirklich gut. Nicht nur eine Verbesserung zum ersten Part, nein – sie war begeistert und ertappte sich in ihrem Enthusiasmus doch tatsächlich kurz bei der Frage, ob es wirklich ihrer Hilfe bedurfte, den dritten ähnlich gut zu gestalten. Diesen Gedanken verwarf sie selbstverständlich ganz schnell wieder. Nach dem Desaster des ersten Teils wollte sie einfach kein Risiko mehr eingehen und außerdem hatte sie ja an der Neufassung einiger Szenen mitgewirkt.
‚Ja klar, Lisa,du hast alles gerettet‘, sagte eine ironische Stimme in ihr, doch auch diese kleine Nörglerin konnte ihr das nicht madig machen. Ja, hatte sie. Ihre Bücher waren gut und verdienten es, mit Respekt behandelt zu werden. Wenn Leute zu unfähig waren, das zu verstehen, musste sie sich eben einmischen. Wer aus anspruchsvoller Literatur ein relativ hirnloses Hau-drauf-Feelgood-Movie machen wollte, sollte sich gefälligst selbst was ausdenken und sich nicht an ihrem Baby vergreifen. Lisa hätte bei diesem Gedanken fast kämpferisch die Arme vor der Brust verschränkt und laut ‚ HA! ‘ gerufen, doch sie konnte sich gerade noch zurückhalten. Außerdem durfte sie sich doch nicht ablenken lassen und musste weiterhin ganz genau das Geschehen auf der Leinwand verfolgen. Dazu fehlte ihr irgendwann allerdings ein Utensil, das sie ganz unten in ihrer Tasche vergraben hatte. Hoffentlich wenigstens dort! Lisa hatte eine leichte Sehschwäche, die sich speziell dann bemerkbar machte, wenn sie zu lange am Computer saß und Stunde um Stunde auf den Bildschirm starrte, so wie es in den letzten Wochen und Monaten sehr häufig der Fall gewesen war.
Sie beugte sich vor, doch immer noch war das Bild ein wenig verschwommen, also wühlte sie möglichst unauffällig weiter in ihrer Tasche, bis sich ihre Finger um etwas Hartes schlossen. Zwei Sekunde später zog sie ihre Brille hervor. Sie hasste sie, doch sie erfüllte ihren Zweck und nur einen wortwörtlichen Augenblick später genoss sie klare Sicht, wenn sich ihre Augen auch noch kurz an die Umstellung gewöhnen mussten. Sie nahm eine Bewegung neben sich wahr und unterdrückte einen Seufzer. Niemand außer ihr schien hier Gläser zu tragen. Es war nahezu verpönt und so machte sie sich auf irgendeinen ironischen Kommentar gefasst, doch als sie kurz zur Seite blickte, grinste Nick sie nur verständnisvoll an und deutete auf seine eigene Nase, die ein schlichtes schwarzes Modell zierte.
„Blöde Bildschirme, was?“ flüsterte er und Lisas Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen. Was man so alles herausfand, wenn es dem Leidensdruck gelang, die Eitelkeit zu verdrängen… Sie hatte große Mühe sich davon abzuhalten, sich an Nick anzukuscheln, denn irgendwie fühlte sie sich gleich noch viel mehr zu ihm hingezogen. Herrje, was war nur aus ihr geworden?
In einem anderen Moment erwischte sich Lisa bei der Frage, ob Nick auch die nächsten Drehbücher und sie selbst sie vielleicht doch irgendwie wieder mit ihm zusammen schreiben könnte. Sie wusste, dass es ziemlich unwahrscheinlich war, hatte das selbst auch nie geplant gehabt und dennoch versetzte es ihr einen gehörigen Stich. Die Zusammenarbeit mit Nick machte, trotz gewisser Komplikationen, gerade so viel Spaß, dass der Gedanke, diese bald beenden zu müssen, alles andere als angenehm war. Nein – das war nicht ganz ehrlich. Der Gedanke war unerträglich , weil sie zum ersten Mal, seit sie mit Nick arbeitete, dazu in der Lage war, sich einzugestehen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Sie hatte sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, hatte bewusst einen Fehler nach dem anderen gemacht, ihm und sich selbst dabei so richtig wehgetan, aber es hatte nicht geholfen. Derlei Gefühle ließen sich nicht so leicht abschmettern – vor allen Dingen, wenn man spürte, dass sie erwidert wurden. Wie sonst hatte Nick ihr nach der dummen Party-Geschichte so schnell verzeihen können? Wie sonst sollte sie die warmen Blicke interpretieren, das sanfte, ihr so zugeneigte Lächeln, das er ihr immer wieder schenkte, wenn er sie dabei erwischte, wie sie ihn verstohlen von der Seite ansah, und diese Bataillonen von Schmetterlingen durch ihren Bauch flattern ließ?
Und dann war da auch noch Karen, die ihr gesagt hatte, dass sie das dümmste Huhn auf der ganzen Welt war, wenn sie
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