Three-Night-Stand (German Edition)
wiederhaben will“, erklärte Nick. „Das heißt, wir müssen uns erst darum kümmern, bevor wir uns das Drehbuch von Jasper zu ‚Gefallener Engel‘ vornehmen.“
Lisa nickte sofort willig. „Okay.“
Er sah sie an. „Brauchst du noch irgendetwas? Was zu essen oder zu trinken?“
„Ein Glas Wasser wäre nicht schlecht“, gab sie mit einem kleinen, äußerst niedlichen Lächeln zurück. „Und die Chips sehen ziemlich lecker aus…“
„Bedien’ dich“, forderte er sie lachend auf und erhob sich rasch. Als er hinüber zur Küche lief, fühlte er sich irgendwie beschwingt und so hochmotiviert wie schon lange nicht mehr, denn eine innere Stimme sagte ihm, dass ihre Zusammenarbeit besser funktionieren würde, als sie beide das zuvor gedacht hatten.
Nick fuhr sich erschöpft mit einer Hand über das Gesicht und atmete tief durch. Er wusste nicht, wie viele Stunden schon vergangen waren, seit sie mit der Arbeit an den Skripts begonnen hatten, aber nach dem bereits sehr tiefen Stand der Sonne zu urteilen, musste es nun schon später Nachmittag sein – was auch den Zustand der Erschöpfung und Überreizung, in den Lisa und er sich immer tiefer hinein bewegten, erklärte. Einfach und locker gestaltete sich ihre gemeinsame Arbeit an dem Drehbuch trotz des guten Startes leider schon eine kleine Weile nicht mehr.
„Du verstehst nicht, was ich meine“, sagte er und Lisa wollte ihm erneut widersprechen, doch er würgte sie ab, indem er einfach die Hand hob. „Lass mich das doch erst einmal erklären!“
Sie verkreuzte die Arme vor der Brust, schürzte kritisch die Lippen und zuckte kurz die Schultern. „Okay.“
Er atmete einmal tief aus und versuchte sich zu sammeln, um die richtigen Worte zu finden – die Worte, die Lisa möglichst nicht noch weiter aufregen würden. „Ich weiß, dass du eine genaue Vorstellung davon hast, wie der Film später aussehen soll“, begann er vorsichtig. „Die hat wohl jeder Autor beim Schreiben seines Romans. Und ich weiß auch, dass Jasper einige Dinge zu sehr verändert und zu viele seiner eigenen Ideen in das Drehbuch geschrieben hat…“
„Fang den nächsten Satz jetzt nicht mit einem ‚aber‘ an, Nick!“ unterbrach Lisa ihn mit vor Entrüstung funkelnden Augen. „Fang nicht wieder an, seine miese Arbeit zu verteidigen!“
Natürlich hatte er seinen nächsten Satz genau mit diesem Wort beginnen wollen. Und natürlich brachte ihn ihre so strenge Ansage völlig aus dem Konzept, ließ auch sein Blut wieder hochkochen. Sie stritten jetzt schon seit einer halben Stunde um eine Szene, die Jasper geschrieben hatte, um der Verfilmung eines ganzen – für Lisa unglaublich wichtigen – Kapitels aus dem Weg zu gehen. Als Autor verstand er natürlich Lisas Wut über diese Tatsache, doch aus Sicht eines erfahrenen Skript-Doktors begriff er auch, warum Jasper so gehandelt hatte, und fand die Szene gar nicht mal so schlecht. Nick hatte nur den Fehler gemacht, das auch, nachdem sie bisher so wundervoll an den anderen Szenen hatten arbeiten können, ganz unverblümt zu äußern und Lisa war auf einmal hochgegangen wie eine übersensible Tretmine, über die eine Kakerlake gekrabbelt war. Die Jasper-Kakerlake.
„Dieser… dieser Jasper“, fuhr Lisa nun aufgewühlt fort, „hat mein Buch genommen und es verstümmelt, zerstückelt und umgeformt, damit es zu einem sinnlosen Actionreißer wird, der es in den Kinokassen klingeln lässt.“ Ihre Stimme wackelte bedenklich, zeigte genau, wie aufgewühlt sie innerlich war, wie sehr Jaspers Handeln sie immer noch empörte. „Und danach hat er noch die Frechheit besessen, mir zu sagen, dass der letzte Film so bei den Kritikern durchgefallen ist, weil dieser sich zu sehr an der Vorlage orientiert habe! Zu sehr an der Vorlage!“
„Ich weiß“, erwiderte Nick verständnisvoll. „Und ich kann völlig nachvollziehen, dass du mit ihm nichts mehr zu tun haben willst, aber dieses Drehbuch ist nicht vollkommener Schrott, sonst hätte das Studio und vor allem Cooper es nicht angenommen.“
Lisa atmete hörbar durch die Nase ein und aus, presste die Lippen zusammen und sah hinaus zum Pool. Ihr ganzer Körper hatte sich verspannt, bis hinein in die Finger, die sie kampfbereit zu Fäusten geballt hatte.
„Wir sollen dieses Drehbuch nicht völlig neu schreiben“, fuhr Nick dennoch weiter fort. „Wir sollen es gemeinsam verbessern, Szenen streichen oder hinzufügen, da, wo es nötig ist, aber auch das drin lassen, was schon gut
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