Three-Night-Stand (German Edition)
diesen von sich aus zu suchen. Seit ihrer kleinen Rangelei bei der Wasserschlacht in Hannahs Garten war das richtig schlimm geworden… Nicht daran denken, Nick. Irgendwann lässt das wieder nach.
Er sah sich nun, so wie Lisa, neugierig um. In diesem Raum befanden sich ein paar der hässlichsten Bilder, die Nick je gesehen hatte, an den Wänden und eine Menge seltsamer Gebilde auf Podesten oder in Vitrinen, welche wohl ebenfalls ‚Kunstwerke‘ darstellen sollten.
„Na, dann sehen wir uns mal die Arbeiten dieses Genies an“, raunte Lisa ihm schmunzelnd zu und begann ihren Rundgang durch den Saal. Nick tat es ihr nach, nur entschied er sich, in die andere Richtung zu gehen. Es war mal wieder notwendig, ein wenig mehr Abstand zwischen sich und die junge Autorin zu bringen.
Irgendwann, nach der Betrachtung einer Reihe hässlicher, ziemlich schräger Kunstobjekte, trafen beide bei einer Statue wieder aufeinander, die Nick dazu veranlasste, erstaunt seine Brauen zu heben. Sah er da richtig? Das längliche Gebilde, auf dem der Körper des… Aliens angebracht war… war das ein… ein…
Lisa gab ein belustigtes Grunzen von sich. „Der hat ja nur ein Bein!“
Nick betrachtete das Objekt noch etwas genauer. „Äh… das ist kein Bein“, erwiderte er überzeugt.
„Natürlich!“ widersprach sie ihm.
„Nein, ist es nicht.“
Lisa lachte, verkreuzte die Arme vor der Brust und musterte ihn kurz. „Woher willst du das wissen? Du hast ja wohl kaum Moderne Kunst studiert.“
Er grinste sie breit an. „Nein, aber ich bin auch so ein Ein-Bein-Wesen.“
Sie sah ihn verblüfft an und ihre Augen weiteten sich ein wenig, bevor sie wieder die Skulptur ansah.
„Heißt das, es steht auf seinem…“ Sie sprach nicht weiter und als ihre Augen sich wieder fanden, prusteten beide los. Die empörten Blicke der Leute um sie herum zwangen sie dazu, sich zusammenzunehmen und das Lachen so weit zu unterdrücken, dass sie niemanden störten. Doch es war schwer – wirklich schwer.
„Wie ich sehe, habt ihr ziemlich viel Spaß“, ertönte eine näselnde Stimme hinter ihnen und Nick wandte sich rasch um. Natürlich war es Jasper, der die kritische Musterung seiner beiden Gäste mit einem zuckersüßen Lächeln zu kaschieren versuchte. Er war dieses Mal ganz in Weiß gekleidet. Weißer Anzug, weißes Hemd, weiße Schuhe. Nur der Schlips, den er trug, besaß ein warmes Sonnengelb. Er sollte wohl mit der Farbe seiner zurückgekämmten, goldblonden Haare harmonieren. Lackaffe – das war genau das richtige Wort für Jasper.
„Nein, wir… ähm… Nick hat mir nur gerade eben einen Witz erzählt“, meinte Lisa und erwiderte Jaspers Lächeln mit einer Ehrlichkeit und Offenheit, die Nick nur bewundern konnte. „Das ist eine wirklich interessante Ausstellung“, setzte sie hinzu.
Jasper hob seine hellen Brauen, jedoch auf eine weitaus weniger arrogante Weise als sonst. Lisa hatte ihre Worte geschickt gewählt. Hätte sie Jaspers Werke zu sehr gelobt, wäre ihm gewiss sofort aufgefallen, dass sie das nur tat, um wieder Frieden zwischen ihnen zu stiften. „Inwiefern interessant?“ hakte Jasper jetzt nach.
„Ich muss zugeben, dass ich mit moderner Kunst sonst nicht so viel anfangen kann, aber es sind ein paar Objekte dabei, die mich an die Werke von Pablo Picasso erinnern und deren Aussagekraft und Anziehung auch ich mich nicht erwehren kann“, erklärte Lisa.
„Und welche wären das?“ fragte Jasper nach. Er fühlte sich geschmeichelt, das konnte Nick ihm an der Nasenspitze ansehen.
„Der Nachtmahr dort hinten…“ Sie wies auf ein ziemlich großes, unförmiges Gebilde, das Nick noch nicht einmal im Traum als Kunstwerk anerkennen würde. „… und die Todsünde da rechts außen.“
Jasper lächelte nun schon etwas ehrlicher. „Und welche Todsünde ist es?“
Sie betrachtete das Kunstwerk noch einmal aus der Ferne. Nick lag ‚Geistige Armut‘ auf der Zunge, doch Lisa sagte mit fester Überzeugung in der Stimme: „Neid.“
Jasper schenkte ihr einen anerkennenden Blick. „Sehr gut. Bisher ist noch kein anderer darauf gekommen.“
„Dafür braucht man halt einen kreativen Geist und viel Kunstverständnis“, erwiderte sie und natürlich fühlte sich Jasper ein weiteres Mal unglaublich geschmeichelt.
„Und was sagen Sie zu meiner Lebenswurzel?“ fragte er mit einem kurzen Nicken in Richtung des Einbeinigen.
Lebenswurzel ?
„Nun…“, begann Lisa etwas zögerlich. „Ich hielt das hier…“ Sie wies auf das
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