Three-Night-Stand (German Edition)
notwendig war. Später, nach der Wasserschlacht, war es ihr sogar gelungen, sich einzureden, dass ihr ganzes Verhalten eher positiv zu sehen war und dafür sprach, dass es ihr endlich gelungen war, den One-Night-Stand zu vergessen und ganz normal mit Nick umzugehen. Die neu entstandene Intimität zwischen ihnen entsprang im Grunde ja nur der sich weiter entwickelnden, völlig platonischen Freundschaft, die ihnen beiden ja so gut tat. Es gab keinen Grund dagegen anzukämpfen. Das war alles ganz harmlos. Und sich zu sagen, dass man sich mochte, war eine gute Idee, um die freundschaftliche Beziehung zwischen ihnen noch weiter zu stabilisieren. Da war nichts dabei. Das war völlig in Ordnung – genauso wie die Idee, mit Nick zusammen auf die Vernissage zu gehen, um ihre Frage nach seiner Ehrlichkeit in Bezug auf sein Verhalten ihr gegenüber wiedergutzumachen. Und sie waren ja auch eigentlich als Freunde dorthin gegangen. Dass sie später ein Paar hatten spielen müssen, hatte ja keiner von ihnen vorher ahnen können…
Doch dann war da dieser Kuss gewesen. Dieser aufregende, aufwühlende, alles andere als platonische Kuss. Und sie war auf einmal wieder aufgewacht, hatte erkannt, wie sehr sie sich bis zu diesem Punkt selbst belogen hatte. Lisa wusste auch jetzt noch nicht ganz genau, was sie geritten hatte, als sie vor aller Welt so getan hatte, als ob sie eine heiße Affäre mit Nick hätte.
Doch… eigentlich wusste sie es schon. Diese Patty und ihr unsympathischer Freund waren daran schuld gewesen – und natürlich Lisas Beschützerinstinkte, die sie schon so oft in Schwierigkeiten gebracht hatten. Sie hatte es einfach nicht ertragen können, wie sich die beiden gegenüber Nick verhalten hatten, hatte schon von Weitem gesehen, wie schwer ihm diese Begegnung zu schaffen machte, wie sehr er unter dem Verhalten seiner Ex-Freundin und ihres Verlobten litt. Und sie hatte es nicht mehr ausgehalten, hatte ihn einfach davon erlösen müssen .
Eine frisch angeheizte Gerüchteküche bei TFP, ein tiefes Schamgefühl und eine fast schlaflose Nacht – das war es, was sie aus dieser Aktion gewonnen hatte. Das mit der Gerüchteküche war nicht schön, aber weniger besorgniserregend als ihre durcheinandergebrachte Gefühlswelt und die damit zusammenhängenden Gedanken über ihre ‚Beziehung‘ zu Nick. Sie hatte ihn gern – rein menschlich gesehen, hatte mittlerweile sogar das Gefühl, einen neuen, sehr guten Freund in ihm gefunden zu haben. Er war ein netter, lieber Kerl, den man einfach gern haben musste . Nein – er war ein toller Kerl, in den man sich wirklich verlieben konnte, wenn man nicht in einem anderen weit entfernten Land lebte und mit ihm professionell an einem großen Projekt arbeiten musste. Aber sie war nicht in ihn verliebt. Sie mochte ihn und sie fühlte sich – leider – auch körperlich extrem von ihm angezogen. Doch verliebt war sie nicht. Ganz bestimmt nicht. Verwirrt durch ihr sexuelles Begehren, aber nicht verliebt.
Es fehlte Lisa sehr, dass sie all diese Dinge nicht mit ihrer besten Freundin aus Deutschland bequatschen konnte. Die Telefonrechnung war nicht das Problem, darüber hinaus gab es ja zahllose Möglichkeiten der kostenlosen Internettelefonie oder dergleichen. Leider nutzte einem keine dieser großartigen Erfindungen etwas, wenn die gewünschte Ansprechpartnerin eine Rucksacktour durch die Regenwälder Borneos unternahm, selten Netzempfang für ihr Handy hatte und auch die Internetcafés im Landesinneren spärlich gesät bis nicht vorhanden waren.
Natürlich hätte Lisa auch ihren Bruder anrufen können, doch genau wie bei Karen hielt sie eines davon ab: das, wozu beide ihr unter Garantie raten würden und was genau das war, das sie selbst nicht wollte. Das Letzte, was Lisa ihrer eigenen Ansicht nach jetzt brauchte, war jemand, der sie von etwas zu überzeugen versuchte, wogegen sie sich aus logischen Gründen bereits entschlossen hatte. Sie würde ihre Gefühle, dieses rein sexuelle Sehnen nach Nick, wieder in den Griff bekommen. Im Grunde war daran ja nur ihre vorgespielte Affäre mit Nick schuld.
Dass Jasper sie am gestrigen Tage später so sehr für seine ‚Kunstgespräche‘ gepachtet hatte, war ihr eigentlich zugutegekommen – auch wenn sie sich noch für eine erschreckend lange Zeit danach gesehnt hatte, weiter mit Nick das verliebte, knutschende Paar zu spielen. Sie hatte sich so wieder beruhigen und auf etwas anderes, eigentlich viel Wichtigeres konzentrieren können. Jasper
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