Thriller: Tickende Bombe: Die iranische Bedrohung (Bücher auf Deutsch) (German Edition)
begleiten wollte.
Ich stand dort, blätterte durch einige Tourismusbroschüren, die auf der glänzenden Marmortheke lagen, und bekam meinen Koffer erst zurück, nachdem ich eine Münze in die Hand des Kofferträgers gleiten ließ.
Nach wenigen Minuten kehrte ich zurück zu Hassan, der geduldig vor dem Auto wartete. Ich nahm seine Telefonnummer und gab ihm irgendeine Nummer, die angeblich meine Zimmernummer sein sollte.
Ich versprach ihm, ihn anzurufen, und dass ich einen Weg fände, um ihn für den herzlichen Empfang zu belohnen. In meinem Herzen dachte ich an die knapp fünfzig Franc, die ich in meiner Tasche hatte, aber auf der anderen Seite: Was würde mir mein Geld in einem marokkanischen Gefängnis nützen? Denn wenn Hassan in meinen Passierschein geschaut hätte, hätte er sofort erkannt, dass ich der Sohn des Taghir Louis war, aber mit einem Reisepass reiste, der mich nicht gehörte.
Auf jeden Fall brauchte ich mir in einer Zeit der internationalen Kreditkarten keine Sorgen um meine Finanzen machen.
Ich kehrte zurück in die Lobby, bestellte einen Espresso und musste mich mit einem Kaffeekonzentrat zufriedengeben, das mit einem echten Espresso nichts zu tun hatte. Nach einer halben Stunde stand ich auf, ging nach draußen und stieg auf einen geschmückten Wagen, der von zwei wilden Pferden gezogen wurde, und bat den Fahrer, mir die Stadt zu zeigen.
Marrakesch war eine sehr schöne Stadt, die rote Stadt mit grünen Fenstern. Ich erinnerte mich nicht daran, dass ihre Häuser so niedrig waren, und die Kombination von westlichen Palmen und fließendem Wasser fast überall gefiel mir sehr gut.
Die Straßen waren voll mit Polizeibeamten, die vielleicht den vielen Touristen ein Gefühl von Sicherheit vermittelten, aber für mich zeigte es Schwäche und ihre Anwesenheit an jeder Kreuzung verdeutlichte mir nur die Schwierigkeiten der staatlichen Kontrolle.
Hinzu kamen die vielen Callgirls, die in der ganzen Stadt verstreut waren. In meiner Kindheit gab es viele arme Menschen in Marokko, aber sofern ich mich erinnern konnte, gab es keine Prostituierten. Marrakesch erschien mir sehr malerisch und touristisch, aber es erweckte in mir eine Art von Trauer und Mitgefühl für ihre Bewohner. Sie waren nicht einen Schritt weitergekommen, seitdem ich die Stadt vor Jahren verlassen hatte. Das Chaos herrschte überall. Keine Zebrastreifen, Fahrräder und Passanten kreuzten die Bahnen der Autos, der sehr, sehr alten Autos. Ich saß in dem Wagen, der durch die engen Straßen der La Madina, der alten Stadt, raste, und ich verstand, dass diese Stadt gut für die Oberklasse war, aber destruktiv und hoffnungslos für die Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit dem französischen Tourismus verdienten.
Kein Wunder, dass viele davon träumten, selbst Franzosen zu sein.
Gegen Abend wollte ich die Reise in die Vergangenheit stoppen. Ich hielt an einem schönen Hotel in der Nähe des bescheidenen Turms der La Koutoubia, der die Postkarten der Stadt verzierte wie der Eiffelturm in Paris oder die Klagemauer in Jerusalem.
Ich stand mit dem ersten Tageslicht auf und ging zur Rezeption des Hotels Agadir, um Informationen zu bekommen.
Der junge Angestellte bot mir an zu warten ... bis Henry, der Direktor der Rezeption, um acht Uhr kommen würde. Ich bekam ein Frühstück aus einheimischen Brotsorten, Tee, Honig und Olivenöl angeboten. Alle Gebäude kamen mir bekannt vor und brachten Erinnerungen zurück. Die Düfte, die in der Luft lagen, öffneten lang geschlossene Türen meines Gedächtnisses.
Als Henry erschien, wusste ich sofort, dass er Jude war. Ich zögerte, ihn anzusprechen. Doch dann dachte ich, wenn er mich als Jude erkannte, würde er mich trotzdem nicht verraten. Henry war etwa siebzig Jahre alt, hatte kurze, graue Haare, freundliche Augen und erinnerte mich an Henry Gelbrat in Paris.
Der einzige Unterschied zwischen ihnen war, dass der Eine das Gefühl der Gleichberechtigung eines Europäers hatte, und der Zweite den Ton der Kapitulation eines Orientalen.
Henry erklärte mir, dass man zur Stadtverwaltung gehen und dort mit Hilfe von neuen Computern und individuellem Service innerhalb von wenigen Tagen einen neuen Reisepass in der Hand halten konnte.
„Und wenn nicht“, fing er an, laut zu denken, als ob er nach einer Alternative suchte, weil er dachte, dass das Wort „Computer“ mir etwas zu kompliziert schien, „dann können Sie sich auch an das
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