Throne of Glass – Die Erwählte
beinahe laut aufgeschrien, als Celaena aufzustehen versuchte und gleich darauf wieder zusammenbrach. Cain quälte sie – er brach nicht nur ihren Körper, sondern auch ihren Willen in Stücke … Das durfte er nicht zulassen.
Cain hieb mit dem Schwert nach Celaena und die warf sich nach hinten, war aber nicht schnell genug. Sie schrie auf, als die Klinge ihren Oberschenkel traf und sich durch Stoff und Fleisch bohrte. Blut färbte ihre Hose. Trotzdem stand sie wieder auf, das Gesicht wutentbrannt.
Er musste ihr helfen. Aber wenn er sich einmischte, könnten sie Cain einfach zum Sieger ausrufen. Mit wachsender Angst und Verzweiflung sah Dorian also zu, wie Cain ihr einen Kinnhaken verpasste.
Ihre Knie verdrehten sich unnatürlich, als sie zu Boden ging.
~
Etwas zerbrach in Chaol, als Celaena das blutige Gesicht hob und Cain ansah.
»Ich habe mehr von dir erwartet«, sagte Cain, als sie sich auf die Knie hocharbeitete, noch immer an ihr nutzloses Stück Holz geklammert. Sie keuchte durch die zusammengebissenen Zähne und Blut tropfte ihr von den Lippen. Cain betrachtete ihr Gesicht,als könnte er darin lesen, als könnte er etwas hören, das Chaol verborgen blieb. »Und was würde dein Vater dazu sagen?«
In Celaenas Augen blitzte eine Mischung aus Angst und Verwirrung auf. »Halt den Mund«, sagte sie mit zitternder Stimme. Man sah, wie sie gegen die Schmerzen kämpfte.
Aber Cain wandte den Blick nicht von ihr, sein Grinsen wurde immer breiter. »Es ist alles da«, sagte er. »Direkt unter der Mauer, die du darübergebaut hast. Ich kann es klar und deutlich sehen.«
Wovon redete er? Cain hob sein Schwert und fuhr mit dem Finger durch das Blut – durch ihr Blut. Chaol konnte sich vor Abscheu und Empörung kaum beherrschen.
Cain ließ ein kehliges Lachen hören. »Wie hat es sich angefühlt, als du zwischen deinen Eltern aufgewacht bist, mitten in ihrem Blut?«
»Halt den Mund«, sagte Celaena wieder. Ihre freie Hand krallte sich in den Boden, ihr Gesicht war vor Wut und Qual verzerrt. Was auch immer das für eine Wunde war, an die Cain da rührte, sie brannte wie Feuer.
»Deine Mutter war ein hübsches junges Ding, oder?«, fragte Cain.
»Sei still!« Celaena versuchte, auf die Füße zu kommen, aber das verletzte Bein machte nicht mit. Sie schnappte nach Luft. Woher wusste Cain diese Dinge aus ihrer Vergangenheit? Chaol schlug das Herz bis zum Hals, aber er konnte nichts tun, um ihr zu helfen.
Mit einem gellenden Schrei, der im eiskalten Wind zerstob, rappelte Celaena sich auf. Ihr Schmerz hatte sich in Wut verwandelt und sie schlug mit dem Überrest des Stocks gegen Cains Schwert.
»Gut«, keuchte dieser und presste sein Schwert so hart gegen den Stock, dass die Klinge in das Holz eindrang. »Aber nicht gut genug.« Er versetzte ihr einen Stoß, und als sie einen Schritt zurücktaumelte, riss er das Bein hoch und trat ihr in die Rippen. Sie flog nach hinten.
Noch nie hatte Chaol gesehen, wie jemand derartig fertiggemacht wurde. Celaena schlug auf dem Boden auf und rollte immer weiter, bis sie gegen den Uhrturm krachte. Ihr Kopf stieß gegen den schwarzen Stein. Chaol unterdrückte einen Schrei und zwang sich, hinter der Linie zu bleiben, zwang sich, dabei zuzusehen, wie Cain sie Stück für Stück auseinanderbrach. Wie hatte das plötzlich so schiefgehen können?
Zitternd kam Celaena auf die Knie hoch und hielt sich die Seite. Sie klammerte sich noch immer an das Überbleibsel von Nehemias Stock, als wäre es ein Fels inmitten der stürmischen Brandung.
~
Celaena schmeckte Blut im Mund, als Cain sie wieder packte und über den Boden schleifte. Sie hatte aufgehört zu kämpfen. Er hätte zu jedem Zeitpunkt sein Schwert auf ihr Herz richten können. Dies war kein Zweikampf mehr – es war eine Hinrichtung. Und niemand tat etwas, um ihn aufzuhalten. Sie hatten sie vergiftet. Das war nicht fair. Das Sonnenlicht flackerte, und trotz des furchtbaren Schmerzes versuchte sie, sich loszureißen, aber Cain hatte sie fest gepackt.
Um sie herum hörte sie Flüstern und Lachen von Stimmen wie aus einer anderen Welt. Sie riefen nach ihr, benutzten aber einen anderen, einen gefährlichen Namen …
Sie blickte himmelwärts und sah nur Cains Kinn, bevor er sie auf die Füße stellte und mit dem Gesicht voran gegen eine Wand aus eiskaltem, glattem Stein schleuderte. Vertraute Dunkelheit hüllte sie ein. Ihr Schädel schmerzte vom Aufprall, aber ihr Schmerzensschrei brach ab, als sie in der Dunkelheit die
Weitere Kostenlose Bücher