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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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zu wissen.
    Auf der Rückseite des Turms entdeckte Nora nun in Höhe des zweiten Stocks einen kleinen, halb verfallenen Eingang, zu dem man über das flache Dach eines an den Turm gebauten Hauses gelangte. An der Wand lehnte eine perfekt erhaltene Holzleiter. Nora ging hinüber zu ihr und kletterte auf das Dach. Sloane klappte ihr Notizbuch zu und folgte ihr. Gemeinsam spähten sie durch die Türöffnung in den Turm hinein.
    Wie erwartet gab es darin keine Treppe, sondern einige mit Kerben versehene Holzpfähle, die, auf schmalen Simsen stehend, nach oben führten. Aus den Wänden des Turms ragten in bestimmten Abständen Steine, die als Stufen dienten. Nora hatte eine solche Anordnung schon einmal in Shaft House, einer Ruine in New Mexico, gesehen. Um in den Turm hinaufzugelangen, müsste man mit weit gespreizten Beinen einen Fuß auf die aus der Wand ragenden Steine und den anderen in die Kerben des Holzpfahls stellen. Auch mit den Händen war man gezwungen, sich in ähnlicher Weise festzuhalten, so dass man sich beim Klettern in einer extrem instabilen Position befand. Damit bot ein Angreifer, der versuchte, zu den Verteidigern des Turms hinaufzugelangen, ein gutes Ziel für Pfeile oder heruntergeworfene Steine. Hatte man den letzten Leiterpfahl erklommen, erreichte man einen kleinen Raum direkt unter dem Dach, der früher als letztes Refugium gedient hatte.
    Nora betrachtete die großen Sprünge in den Wänden und untersuchte die von Trockenfäule befallenen Leiterpfähle. Selbst als der Turm noch neu war, wäre ein Aufstieg ein anstrengendes und gefährliches Unterfangen gewesen; in seinem jetzigen Zustand war daran nicht zu denken. Sie nickte Sloane zu und trat von der Tür zurück. Eine genauere Untersuchung der Türme müsste auf später verschoben werden.
    Nora und Sloane stiegen die Leiter wieder hinunter und gingen auf das nächstgelegene Haus zu. Im Lauf der Jahrhunderte hatte der Wind viel Sand an seine Mauern geweht. Einer dieser Sandhaufen war so hoch, dass man über ihn auf die flachen Dächer der untersten Häuser steigen und von dort aus die im ersten Stock gelegenen Türen erreichen konnte. Hinter den Häusern sah Nora die runde Form des Großen Kivas mit der aufgemalten blauen Scheibe.
    Sloane blickte erst zu Nora, dann auf den Sandhaufen. Abermals schoss es Nora durch den Kopf, dass sie eigentlich die anderen holen und eine sorgfältig geplante Untersuchung der Stätte in die Wege leiten müsste. Auf der anderen Seite aber hatte noch nie jemand zuvor, Richard Wetherill mit eingeschlossen, eine so gut erhaltene Anasazi- Stadt entdeckt. Die Versuchung, sie sich anzusehen, war einfach zu groß, als dass Nora ihr hätte widerstehen können.
    Vorsichtig krabbelten die beiden den Sandhaufen hinauf aufs Dach des ersten Stocks. Dort sahen sie eine Reihe schwarzer Türöffnungen, und neben einer von ihnen entdeckte Nora eine Reihe von acht halb vom Sand zugewehten Tontöpfen. Es waren perfekt erhaltene, wunderschöne Exemplare des St.-John-Polychrom-Stils. Auf dreien von ihnen lagen sogar noch die Deckel aus Sandstein.
    Sloane und Nora gingen auf die erste Türöffnung zu und blieben davor stehen. Beide verspürten sie eine seltsame Scheu hineinzugehen. »Na los, worauf warten wir noch?«, sagte Sloane schließlich.
    Nora bückte sich und trat ein. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie, dass der Raum nicht leer war. An der dem Eingang gegenüberliegenden Wand befand sich eine Feuergrabe mit einem Backstein für Maisfladen, neben dem zwei rußgeschwärzte, mit Ritzdekor verzierte Kochtöpfe standen. Einer von ihnen war zerbrochen. Zwischen den Scherben lagen mehrere kleine Maiskolben, wie sie die Anasazi angebaut hatten. In einer Ecke des Raumes hatten Ratten aus Zweigen und Kakteenstücken ein Nest gebaut; ein stechender Gestank nach dem Kot und Urin der Tiere durchzog den Raum. Nora machte einen Schritt nach vom und sah, dass an einem Pflock neben der Tür ein Paar aus Yuccafasern geflochtene Sandalen hingen.
    Sloane schaltete ihre Taschenlampe ein und ließ den Lichtstrahl durch den Raum wandern, bis sie auf eine dunkle Türöffnung hinten in der Wand stieß. Als Nora in die angrenzende Kammer trat, sah sie, dass ihre Wände mit einem kompliziert gemusterten Fries dekoriert waren. »Das soll eine Schlange darstellen«, erklärte sie. »Eine stilisierte Klapperschlange.«
    »Unglaublich«, sagte Sloane, während sie das Muster mit der Taschenlampe ableuchtete. »Es wirkt so

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