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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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sie ihn kannte, zeigte sich ein richtiges, breites Lächeln auf seinem Gesicht, dessen dunkle Haut seine großen Zähne besonders weiß leuchten ließ. »Die Stadt ist fantastisch«, sagte er und drückte Nora ergriffen die Hand. »So fantastisch, dass ich es kaum fassen kann. Wir alle sind Ihnen zu Dank verpflichtet, und ich vielleicht sogar noch etwas mehr als die anderen.« Seine leise Stimme bebte von einer seltsamen Kraft. »Im Lauf der Jahre war ich zu der Überzeugung gelangt, dass wir die Geheimnisse der Anasazi nie völlig würden enträtseln können, aber jetzt denke ich anders darüber. Mit dieser Stadt haben wir den Schlüssel zu vielen ihrer Rätsel in die Hand bekommen, und ich erachte es als ein großes Privileg, dass ich bei dieser Entdeckung dabei sein darf.« Er streifte seinen Rucksack ab, stellte ihn auf den Boden und ließ sich neben Nora nieder. »Und ich muss Ihnen noch etwas sagen«, begann er zögernd. »Vielleicht ist ja jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür, aber je länger wir hier sind, desto schwieriger wird es für mich werden.«
    Nora sah ihn an. »Ja?«
    »Sie wissen doch, dass ich der Zero-Site-Trauma-Lehre anhänge. Ich bin zwar nicht ganz so fanatisch wie manche andere, aber dennoch glaube ich, dass es ein schreckliches Verbrechen wäre, in diese Stadt einzudringen, sie ihrer Seele zu berauben und ihre Schätze in den Lagerräumen unserer Museen verschwinden zu lassen.«
    Black schnaubte verächtlich. »Ach, hören Sie bloß auf mit diesem Unsinn. Der ganze ZST-Quatsch ist doch nichts weiter als eine Modeerscheinung im Kielwasser politischer Korrektheit. Ein Verbrechen wäre es, diese Stätte nicht zu untersuchen. Denken Sie nur daran, was wir hier alles lernen können.«
    Aragon maß ihn mit ruhigem Blick. »Um etwas zu lernen, müssen wir die Stadt noch lange nicht ausplündern.«
    »Seit wann gilt eine disziplinierte archäologische Ausgrabung denn als Plünderung?«, fragte Sloane sanft.
    »Weil die Archäologie von heute die Ausplünderung von morgen ist«, erwiderte Aragon. »Sehen Sie sich bloß an, was Schliemann vor hundert Jahren in Troja angerichtet hat. Er hat die Stätte im Namen der Wissenschaft praktisch platt gemacht und für künftige Generationen unwiederbringlich zerstört. Und so etwas galt seinerzeit auch als disziplinierte archäologische Ausgrabung<«
    »Wenn Sie wollen, dann können Sie von mir aus auf Zehenspitzen durch die Stadt schleichen und Ihre Fotos schießen, ohne etwas zu berühren«, sagte Black mit lauter Stimme. »Aber ich für meinen Teil kann es kaum erwarten, mich durch die Abfallhaufen zu wühlen.« Er wandte sich an Smithback. »Für einen Laien mögen Schätze und Artefakte das Wichtigste bei einer solchen Ausgrabung sein, aber in Wirklichkeit gibt es nichts Informativeres als eine Müllhalde. Es wäre gut, wenn Sie das in Ihrem Buch einmal klarstellen könnten.«
    Nora hatte diese Diskussion erwartet, wenn auch nicht so bald. »Selbst wenn wir wollten«, sagte sie, nachdem sie Black und Aragon angesehen hatte, »könnten wir die Stadt jetzt nicht ausgraben. Wir dürfen schon froh sein, wenn es uns in den nächsten Wochen gelingt, einen Plan von ihr zu erstellen und die Funde wenigstens annähernd aufzulisten.«
    Black wollte protestieren, doch Nora hob abwehrend die Hand. »Wenn wir die Stadt jedoch ordentlich datieren und vermessen wollen, müssen wir uns ein Minimum an invasiven Ausgrabungstechniken gestatten. Diese Arbeit wird Dr. Black übernehmen, aber er wird dabei Sorge tragen, dass er seine Probegrabungen in den Abfallhaufen so begrenzt wie möglich hält. Ansonsten wird kein Teil der Stadt selbst ausgegraben, und die Artefakte werden nur dann berührt oder bewegt, wenn es absolut unvermeidlich ist. Selbst dies darf nur mit meiner ausdrücklichen Erlaubnis geschehen. Wir wollen die Störung dieser Stätte möglichst gering halten.«
    »Jetzt spricht die auch schon von Störung«, murmelte Black mit einem verächtlichen Unterton, schien aber trotzdem mit Noras Entscheidung zufrieden zu sein.
    »Ein paar Proben werden wir allerdings trotz aller Zurückhaltung zur Analyse ins Institut mitnehmen müssen«, fuhr Nora fort. »Aber wir werden uns dabei auf weniger bedeutende Artefakte beschränken, die zudem mehrfach in der Stadt vorhanden sein müssen. Was auf lange Sicht mit der Stätte zu geschehen hat, liegt dann im Ermessen des Instituts. Aber ich verspreche Ihnen, Enrique, dass ich mich dort dafür einsetzen werde, dass Quivira

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