Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
Satellitenschüssel, die immer noch in ihrem Transportnetz aus Nylon steckte, in der Morgensonne.
    Holroyd rappelte sich hoch und ging hinüber zu den Geräten. Black folgte ihm widerstrebend. »Dann werde ich das Zeug mal in Betrieb nehmen und kalibrieren«, sagte er. »Es wird nicht lange dauern.«
    Nora blickte zufrieden auf ihre Uhr. Es war Viertel vor elf, fünfzehn Minuten vor dem vereinbarten Zeitpunkt, an dem die tägliche Verbindung mit dem Institut aufgebaut werden sollte. Während Holroyd das Funkgerät einschaltete und die Satellitenschüssel ausrichtete, genoss sie den atemberaubenden Ausblick, den sie von hier oben hatte. Unter ihr erstreckte sich, vom gleißenden Licht der Sonne beschienen, auf einem Gebiet von vielen tausend Quadratkilometern eine Landschaft aus roten, gelben und sepiafarbenen, nur hier und da von Wacholderbüschen und Pinien bewachsenen Felswände. Im Osten konnte sie die gewundene Schlucht des Colorado erkennen sowie das unheilvolle Devil's Backbone, das hinüber zum Kaiparowits-Plateau führte. Die Hochebene selbst sah aus wie ein riesiges, dunkelrotes Schlachtschiff aus Stein, das mit stumpfem Bug durch die felsige Wildnis pflügte. In seine Seiten hatte die Erosion im Laufe vieler Jahrtausende tiefe Spalten gegraben. Nora kam es so vor, als würde sich die Wüste aus Stein zu ihren Füßen bis ins Unendliche erstrecken.
    Holroyd kletterte auf einen der verkrüppelten Wacholderbäume in der Nähe und befestigte den rund um die Uhr arbeitenden Wetterempfänger ganz oben an seinem Stamm. Nachdem er auch noch die Drahtantenne des Gerätes mehrmals um einen langen Ast gewickelt hatte, stellte er den zu empfangenden Sender ein. Nora hörte die monotone Stimme eines Ansagers, der den neuesten Wetterbericht für Page in Arizona verlas.
    Black, der Holroyd beim Aufbau der Geräte zusah, hielt sich in respektvollem Abstand vom Canon-Rand und machte ein selbstzufriedenes Gesicht, das irgendwie nicht so recht zu dem Klettergeschirr passen wollte, das Sloane ihm angelegt hatte. Sloane selbst stand gefährlich nahe am Abgrund und blickte in den Canon hinunter. »Ist das nicht erstaunlich, Nora?«, rief sie zu ihr herüber. »Von hier oben käme man nie auf die Idee, dass sich unter einem ein Alkoven befände, geschweige denn eine verborgene Stadt. Irgendwie finde ich das unheimlich.«
    Nora trat neben sie an den Klippenrand. Sloane hatte Recht: Der Felsüberhang verbarg Quivira vor ihren Blicken. Zweihundert Meter unter ihnen lag das Tal wie ein grüner Edelstein in seiner Fassung aus roten Felswänden. In der Mitte, wo sich der Fluss hindurchschlängelte, erkannte Nora deutlich den etwa hundert Meter breiten Streifen, den die häufig auftretenden Sturzfluten in den Boden des Tales gegraben hatten, und die gelben und blauen Zelte des Lagers, das sie zwischen den Pappeln oberhalb des Überschwemmungsgebiets aufgeschlagen hatten. Von Bonarottis Kochfeuer stieg eine dünne Rauchsäule auf. Es war ein guter, sicherer Lagerplatz.
    Als es auf elf Uhr zuging, schaltete Holroyd den Wetterbericht ab und ging zum Funkgerät. Zuerst hörte Nora laute Störgeräusche, dann einen schrillen Pfeifton. »Ich habe die Frequenz«, verkündete Holroyd, während er sich die Kopfhörer aufsetzte. »Schauen wir mal, wer uns antwortet.« Dann sprach er etwas in ein kleines Mikrofon, das Nora irgendwie an ein Spielzeug erinnerte. Plötzlich richtete er sich auf. »Sie werden es nicht glauben«, flüsterte er, »aber Dr. Goddard höchstpersönlich ist dran. Warten Sie, ich lege ihn auf den Lautsprecher.«
    Sloane drehte sich abrupt um und beschäftigte sich mit ihren Kletterutensilien. Nora sah ihr kurz nach, dann ließ sie sich von Holroyd das Mikrofon geben. Sie spürte die Erregung über die Entdeckung der verborgenen Stadt abermals in sich aufsteigen und fragte sich, wie Dr. Goddard wohl auf die Nachricht von ihrem Erfolg reagieren würde.
    »Dr. Kelly?«, hörte sie die leise, weit entfernt klingende Stimme aus dem Lautsprecher fragen. »Sind Sie da, Nora?«
    »Guten Morgen, Dr. Goddard«, sagte Nora. »Ja, ich bin dran. Wir haben es geschafft.«
    »Gott sei Dank«, entgegnete Goddard, gefolgt von einem langen Störgeräusch. »Ich war jeden Vormittag um elf Uhr hier und habe auf ein Lebenszeichen von Ihnen gewartet. Wenn Sie sich heute nicht gemeldet hätten, hätte ich eine Suchexpedition losgeschickt.«
    »Die Wände der Canons waren zu hoch, um von unterwegs Verbindung aufnehmen zu können. Außerdem haben

Weitere Kostenlose Bücher