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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Alles andere ergibt keinen Sinn.«
    »Großartig, Herr Kollege!«, höhnte Black. »Wenn man nicht mehr weiterweiß, bringt man die Religion ins Spiel. Aber wie vereinbaren Sie diese Erkenntnis mit der Tatsache, dass es bei den Anasazi keine sozialen Hierarchien gab? In einer Gesellschaft, die auf dem Grundsatz der Gleichheit aller beruht, ist der Gedanke an eine regierende Oberschicht ebenso absurd wie der an eine Stadt der Priester.«
    Wieder schwiegen alle.
    »Was ich persönlich viel interessanter finde«, sagte Smithback schließlich, »ist die Frage, ob es Gold und Silber in dieser Stadt gibt.«
    Jetzt fängt er schon wieder damit an, dachte Nora. »Ich habe Ihnen doch schon auf unserer Bootsfahrt erklärt, dass die Anasazi keine Edelmetalle kannten«, erwiderte sie etwas lauter, als sie vorgehabt hatte.
    »Moment mal«, sagte Smithback, während er sein Notizbuch zuklappte und wieder in die hintere Hosentasche steckte. »Was ist denn dann mit den Berichten von diesem Coronado, die Holroyd uns vorgelesen hat? Da ist doch von Kelchen und Tellern aus Gold die Rede. War das alles bloß Blödsinn, oder was?«
    Nora lachte. »Im Großen und Ganzen wohl schon. Die Indianer haben den Spaniern immer das gesagt, was sie hören wollten. Indem sie ihnen Gold verhießen, das sich irgendwo in weiter Feme befinden sollte, wollten sie erreichen, dass die Eroberer möglichst rasch weiterzogen.«
    »Vielleicht ist auch etwas bei der Übersetzung verloren gegangen«, warf Aragon mit einem leisen Lächeln ein.
    »Jetzt hören Sie aber auf«, wandte Smithback ein. »Die Existenz von Quivira hat sich ja schließlich auch nicht als Erfindung der Indianer herausgestellt. Warum sollte es sich mit dem Gold also nicht ebenso verhalten?«
    Holroyd räusperte sich verlegen. »In dem Buch, das ich gelesen habe, steht, dass Coronado Proben verschiedener Metalle bei sich hatte. Als er sie den Indianern zeigte, vermochten sie Gold und Silber sehr wohl von Kupfer und Zinn zu unterscheiden. Sie wussten also, was Edelmetalle waren.«
    Smithback verschränkte die Arme. »Sehen Sie?«
    Nora verdrehte die Augen. Es war eine der grundlegenden Thesen der Archäologie des amerikanischen Südwestens, dass die Anasazi keine Metalle gekannt hatten. Das war so klar, dass es sich kaum lohnte, darüber zu debattieren.
    »Überall im Südwesten«, ergriff Black das Wort, »hat man in Gräbern der Anasazi Papageien- und Keilschwanzsittichfedern gefunden, die aus dem Reich der Tolteken stammten. Sie waren in Mexiko beheimatet und die Vorläufer der Azteken. Umgekehrt fand man in einigen Tolteken-Gräbern Türkise aus dem Anasazi-Land. Wir wissen heute, dass die Anasazi mit den Tolteken und Azteken schwunghaften Handel trieben, und zwar mit Sklaven, Obsidian, Achat, Salz und Töpferwaren.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Nora.
    »Ich will damit sagen, dass es angesichts dieser Handelsbeziehungen nicht ausgeschlossen ist, dass die Anasazi in den Besitz von Gold gekommen sind.«
    Nora öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder. Sie war erstaunt, dass ausgerechnet ein Fachmann wie Black nun auch so etwas behauptete. Holroyd, Swire und sogar Sloane schienen ihm aufmerksam zugehört zu haben. »Wenn die Anasazi wirklich Gold gehabt hätten«, sagte Nora schließlich, wobei sie sich zwang, ruhig zu bleiben, »dann hätten wir bei den Zehntausenden von Ausgrabungen, die wir in den vergangenen hundertfünfzig Jahren in ihrem Gebiet vorgenommen haben, etwas davon finden müssen. Aber nirgends ist auch nur das kleinste Fitzelchen entdeckt worden. Wo soll es also sein, das sagenhafte Gold der Anasazi?«
    »Vielleicht ist es ja hier«, erwiderte Smithback gelassen.
    Nora starrte ihn an und fing an zu lachen. »Jetzt geht aber die Fantasie mit Ihnen durch Bill! Ich jedenfalls habe heute ein Dutzend Räume voll von den unglaublichsten Schätzen gesehen, aber Gold war nicht darunter. Wissen Sie was? Wenn wir wirklich Gold in Quivira finden sollten, werde ich höchstpersönlich Ihren lächerlichen Cowboyhut verspeisen. Abgemacht? Und jetzt lassen Sie uns hinunter ins Lager klettern und schauen, was uns Meister Bonarotti heute Fantastisches zum Abendessen gekocht hat.«

 
27
    N ora blickte besorgt hinauf zu der Gestalt, die hundertzwanzig Meter über ihr wie ein bunter Käfer in der Felswand hing. Black und Holroyd neben Nora starrten ebenfalls gespannt nach oben, und ganz in der Nähe stand Smithback mit gezücktem Notizbuch, als warte er nur darauf, dass ein

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