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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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nichts rührte, ging er um die Ranch herum und trat durch die Vordertür ein. Die Küche bot ein Bild der Verwüstung. Die Bodenbretter waren herausgerissen worden, und aus den Wänden starrten ihn große Löcher an wie leere Augenhöhlen. An der Tür im hinteren Teil des Raumes sah Skip das gelbe Plastikband, mit dem die Polizei den Durchgang zum Wohnzimmer abgesperrt hatte. Mehrere schmale Fährten von kleinen, rötlichschwarzen Pfotenabdrücken liefen vom Wohnzimmer zur Küchentür. Vorsichtig darauf bedacht, nicht auf die Spuren zu treten, ging Skip in die Küche.
    Ein widerwärtiger Geruch schlug ihm entgegen, gefolgt vom lauten Surren unzähliger Fliegen. Skip würgte und machte instinktiv einen Schritt zurück. Dann holte er draußen tief Luft, ging vorsichtig bis zu dem gelben Band und warf einen Blick ins Wohnzimmer.
    Am Boden in der Mitte des Raumes befand sich eine große, geronnene Blutlache, die an manchen Stellen von fehlenden Bodenbrettern unterbrochen wurde. Fast hätte Skip sich vor Ekel übergeben müssen. Großer Gott, ich habe gar nicht gewusst, dass ein Mensch so viel Blut in sich hat, schoss es ihm durch den Kopf. Die Lache dehnte sich in seltsam weitläufigen Verästelungen bis an alle Wände des Wohnzimmers aus und ging an ihren Rändern in ein Durcheinander aus zahlreichen Pfotenabdrücken über. In der Mitte, wo die Blutlache etwas tiefer gewesen war, wimmelte es von weißen Maden.
    Skip wurde es von dem Anblick so übel, dass er sich am Türrahmen festhalten musste. Überall schwirrten Fliegen herum, die er durch sein Erscheinen aufgeschreckt hatte. Sie wirbelten vor seinen Augen wie ein schwarzer Vorhang. In einer Ecke des Raumes stand ein zusammengeklapptes Stativ, auf dessen einem Bein mit weißer Schablonenschrift S ANTA FE P OLICE D EPARTMENT geschrieben stand.
    »O nein!«, murmelte Skip. »Die arme Teresa.«
    Ein paar Minuten lang verharrte er reglos und starrte auf den blutverschmierten Boden des Wohnzimmers. Dann drehte er sich um und ging steifbeinig durch die Küche zurück zur Eingangstür.
    Nach der drückenden Hitze, die innen im Haus geherrscht hatte, kam Skip die Luft draußen nun fast kühl vor. Direkt vor dem Haus blieb er stehen, atmete tief durch und sah sich um. Dann formte er mit den Händen einen Trichter um seinen Mund und rief zum letzten Mal: »Teddy Bear!«
    Er wusste, dass er eigentlich gehen sollte. Jemand von der Polizei, vielleicht sogar Martinez höchstpersönlich, konnte jeden Moment hier vorbeikommen. Trotzdem blieb Skip noch eine Weile und betrachtete den Hof, in dem er als Kind so oft gespielt hatte. Obwohl ihm das, was Teresa zugestoßen war, immer noch ein Rätsel war, kam es ihm so vor, als habe sich das Böse hier in diesem Haus inzwischen irgendwie aufgelöst. Oder vielleicht war es auch nur woanders hingegangen.
    Von Teddy Bear war noch immer nichts zu sehen. Wahrscheinlich hatte man ihn mit den anderen Tieren abgeholt. Seufzend drehte Skip sich um und ging den Hügel hinauf zu seinem Wagen. Es war ein alter Plymouth Fury, Baujahr 1971, der früher einmal seiner Mutter gehört hatte. Obwohl sein olivgrüner Lack mittlerweile mit Rostflecken übersät war, mochte Skip das Auto sehr, wenn ihm auch die vordere Stoßstange, die mit ihren mächtigen Chromhörnern schräg nach unten hing, ein wildes, fast schon bedrohliches Aussehen verlieh. Inzwischen hatte der alte Wagen schon so viele Beulen, dass wohl manche Autofahrer meinten, eine mehr oder weniger würde nun auch nichts mehr ausmachen, und ihn beim Parken ramponierten, ohne sich groß darum zu scheren.
    Als Skip das Auto erreicht hatte, sah er, dass Teddy Bear vor Hitze hechelnd auf dem Fahrersitz saß. Seine riesige Zunge hing ihm aus dem Maul, und er hatte den Sitz schon voller Geifer getropft. Der Hund machte den Eindruck, als ginge es ihm gut.
    »Teddy Bear, du alter Racker!«, rief Skip.
    Der Hund leckte ihm winselnd die Hand.
    »Rutsch rüber, verdammt noch mal. Ich habe hier den Führerschein!« Mit diesen Worten bugsierte Skip den fünfzig Kilo schweren Hund auf den Beifahrersitz und klemmte sich selbst hinter das Steuer.
    Nachdem er den Revolver im Handschuhfach verstaut hatte, legte Skip den Gang ein und fuhr zurück zur Straße. Dabei fiel ihm auf, dass er sich jetzt besser fühlte als seit vielen Tagen. Irgendwie war er, trotz des grässlichen Anblicks, der sich ihm im Wohnzimmer geboten hatte, erleichtert, dass er diese spezielle Pilgerfahrt hinter sich gebracht hatte. In Gedanken ging

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