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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Unten im Tal verdichteten sich schon die Schatten der Nacht. Der kurze Regenguss hatte eine Fülle von Gerüchen freigesetzt - den süßen Duft der Pappeln und den kräftigeren von feuchtem Sand, in den sich jetzt der würzige Rauch von Bonarottis Feuer mischte.
    Nora, die gerade einen der wasserdichten Säcke verschloss, nahm weder diese Düfte noch das Farbenspiel des Abendhimmels wahr. Noch immer wie betäubt von den Ereignissen des zu Ende gehenden Tages, hatte sie keine Augen mehr für die Schönheit der Natur. Ein paar Minuten zuvor waren Swire und Smithback von ihrem grausigen Auftrag zurückgekehrt und hockten jetzt erschöpft und mit leeren Gesichtern am Feuer.
    Mit einiger Mühe schleppte Nora den schweren Sack zu dem stetig anwachsenden Stapel von Ausrüstungsgegenständen und Gepäck am Fuß der Canon-Wand, bevor sie einen weiteren Packsack nahm und ihn zu füllen begann. Es würde den Großteil des Abends dauern, bis alles entweder in der Stadt versteckt oder für den Transport durch den Slot-Canon vorbereitet war. Nora hoffte, dass der alte Teamgeist zurückkehren und zumindest so lange anhalten würde, bis sie wieder in der Zivilisation waren.
    Ein lauter, scharf klingender Schrei aus der Richtung der Strickleiter riss Nora aus ihren Gedanken. Sie sah die lange Gestalt von Aaron Black auf sich zukommen. Gesicht und Kleidung des Archäologen starrten vor grauem Schmutz, und seine Haare waren zerzaust. Einen entsetzlichen Moment lang befürchtete Nora, dass er sich mit derselben Krankheit angesteckt haben könnte wie Holroyd. Aber dann sah sie den triumphierenden Ausdruck in seinem Gesicht, und ihre Angst legte sich.
    »Wo ist Sloane?«, fragte er grinsend und schaute sich um. Dann formte er mit den Händen einen Trichter um seinen Mund und rief so laut: »Sloane!«, dass seine Stimme vielfach von den Canon-Wänden widerhallte.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, erkundigte sich Nora.
    Als Black sich ihr zuwandte, sah sie, wie ihm kleine, grau gefärbte Schweißströme von der Stirn übers Gesicht rannen. »Ich habe es gefunden«, sagte er.
    »Was denn?«
    »Das Sonnen-Kiva.«
    Nora richtete sich auf und ließ den Packsack zu Boden fallen. »Wie bitte?«, fragte sie ungläubig.
    »In Aragons Tunnel gibt es einen versteckten Durchgang, der bisher niemandem aufgefallen ist. Aber ich - ich habe ihn gefunden.« Blacks Brust hob und senkte sich so aufgeregt, dass er die Worte kaum herausbrachte. »Durch das Loch kommt man in eine große Höhle. Und dort, Nora, habe ich eine komplette verborgene Stadt entdeckt. Mit Häusern und einem eigenen Kiva. Einem versiegelten Kiva, das seit Jahrhunderten kein Mensch betreten hat.«
    »Einen Moment mal«, sagte Nora langsam. »Haben Sie soeben gesagt, dass Sie einen versteckten Durchgang geöffnet haben?«
    Black nickte, und sein Grinsen wurde noch breiter.
    Nora spürte, wie eine Woge des Ärgers in ihr aufstieg. »Ich habe solche Aktionen doch ausdrücklich verboten, verdammt noch mal. Großer Gott, Aaron, damit haben Sie den Grabräubern einen weiteren Teil der Stadt erschlossen. Haben Sie denn vergessen, dass wir morgen von hier fortgehen?«
    »Aber das können wir jetzt nicht mehr. Nicht nach dieser Entdeckung!«
    »Wir gehen trotzdem. Und zwar morgen früh.«
    Black stand wie angewurzelt vor Nora. In seinem Gesicht spiegelte sich ungläubige Wut. »Sie haben anscheinend nicht verstanden, was ich gesagt habe. Ich habe das Sonnen-Kiva entdeckt! Wir können jetzt nicht weg, sonst stiehlt jemand das Gold.«
    Nora schaute ihn noch durchdringender an. »Gold?«, wiederholte sie.
    »Mein Gott, Nora, was glauben Sie denn wohl, dass sich in dem Kiva befindet? Maiskörner oder was? Alles deutet doch darauf hin, dass ich das Fort Knox der Anasazi gefunden habe.«
    Während Nora mit wachsender Bestürzung Blacks Gesicht studierte, nahm sie aus dem Augenwinkel wahr, wie Sloane, ihre große Kamera unter dem Arm, durch das immer dunkler werdende Tal auf sie zukam.
    »Sloane!«, rief Black ihr entgegen. »Ich habe das Kiva gefunden!« Dann rannte er auf sie zu und schloss sie in seine Arme.
    Lächelnd befreite sich Sloane aus der Umarmung und blickte zwischen Nora und Black hin und her. »Was ist denn hier los?«, fragte sie, während sie sorgsam ihre Kamera absetzte.
    »Black hat eine verborgene Höhle hinter der Stadt entdeckt«, antwortete Nora. »Er behauptet, dass sich darin das Sonnen-Kiva befindet.«
    Sloane blickte rasch zu Black hinüber, aber ihr Lächeln erstarb, als

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