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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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hinterher. Dabei fiel ihm auf, dass die Steine des Haufens nicht aus dem Sandstein des Tunnels bestanden. Neugierig geworden, kroch er näher heran. Vor der Öffnung, in der die Ratte verschwunden war, lagen Zweige und die Häute von Kaktusfrüchten.
    Angewidert vom scharfen Geruch des Rattenurins, leuchtete Black mit der Taschenlampe in das Loch hinein und glaubte, dahinter einen erstaunlich großen Hohlraum zu entdecken.
    Black untersuchte daraufhin den Steinhaufen noch einmal eingehender und kam zu dem Schluss, dass irgendjemand ihn absichtlich aufgeschichtet haben musste, um eine dahinter liegende Öffnung zu verbergen. Und zwar mit solchem Geschick, dass Aragon Dutzende Male an diesem Steinhaufen vorbeigekommen war, ohne etwas zu bemerken. Nun, Aragon galt in Kollegenkreisen wahrlich nicht als unaufmerksam, aber er selbst, so stellte Black selbstgefällig fest, war wohl doch aufmerksamer als er.
    Er ging in die Hocke und spürte, wie sein Herz rascher zu schlagen begann. Irgendjemand hatte hinter diesem Steinhaufen etwas verborgen, und zwar auf eine sorgfältige, äußerst gekonnte Art und Weise. Vermutlich war es eine Grabkammer, möglicherweise auch eine Katakombe. Beides wäre von unschätzbarem archäologischem Wert. Black sah sich in dem Tunnel um. Er war allein. Aragon befand sich unten, im Lager und analysierte die Proben, die er Holroyds Leiche entnommen hatte. Black ging mit dem Gesicht ganz nahe an die Öffnung und leuchtete noch einmal hinein.
    Diesmal sah er etwas in dem Hohlraum aufblitzen.
    Black richtete sich wieder auf und blieb eine Weile bewegungslos sitzen. Und dann tat er etwas, was er in seiner ganzen Karriere als Archäologe noch nicht getan hatte: Er nahm einen langen Knochen und begann die Steine rings um das Rattenloch zu lockern. Während er zuerst mit vorsichtigen, dann mit immer entschlosseneren Bewegungen die Öffnung nach und nach erweiterte, verflogen alle Gedanken an Anstrengung, Krankheit und giftige Dämpfe, die aus dem Loch herauswabern könnten, und machten einem alles verzehrenden Verlangen Platz. Black wollte um jeden Preis wissen, was sich in dem Hohlraum befand.
    Bald war seine verschwitzte Haut ganz klebrig vom Staub, den er bei seiner Arbeit aufwirbelte und der ihn wiederholt niesen ließ, bis er schließlich sein Halstuch vor Mund und Nase band. Als der Knochen zerbarst, riss Black die Gesteinsbrocken mit bloßen Händen aus dem Loch. Nach fünf Minuten hatte er schließlich eine Öffnung geschaffen, die so groß war, dass er hindurchschlüpfen konnte.
    Schwer atmend wischte sich Black die Hände an seinem Hosenboden ab und nahm das Halstuch vom Mund. Dann griff er mit beiden Armen in die Öffnung und schob sich in den dahinter liegenden Hohlraum.
    Auf der anderen Seite richtete er sich keuchend auf. Die Luft war heiß und stickig und erstaunlich feucht. Black leuchtete mit seiner Taschenlampe umher und entdeckte sofort das Glitzern wieder, das ihm schon bei seinem ersten Blick in die Öffnung aufgefallen war. Sein Herz hörte für einen Augenblick auf zu schlagen. Er befand sich in einem riesigen Hohlraum, in dem ein weiteres Großes Kiva stand. Das Kiva war das exakte Gegenstück zu dem anderen, das sie draußen in der Stadt gefunden hatten, nur dass die Scheibe, die bei diesem auf die Wand gemalt war, im Licht von Blacks Taschenlampe golden schimmerte. Außerdem hatte es an der Wand eine seitliche Eingangsöffnung, die mit einem Steinhaufen blockiert war.
    Hinter dem Kiva sah Black ein kleines, aber perfekt gestaltetes Anasazi-Pueblo. Die in zwei Stockwerken angeordneten Häuser reichten bis an die Decke der Höhle, die seit sieben Jahrhunderten kein menschliches Wesen mehr betreten hatte.
    Noch ganz überwältigt von seinem Fund, ging Black auf das Kiva zu und berührte mit zitternder Hand die goldene Scheibe, die der an der Innenwand des Regen-Kivas verblüffend ähnelte. Der Glanzeffekt wurde auch hier durch ein gelbliches Pigment - Black vermutete, dass es sich um Eisenocker handelte - bewirkt, das man mit zerstoßenem Goldglimmer vermischt und dann auf Hochglanz poliert hatte. Der einzige Unterschied war, dass die golden schimmernde Scheibe einen Durchmesser von gut drei Metern hatte.
    Black hielt den Atem an, als ihm mit einem Mal bewusst wurde, dass er soeben das Sonnen-Kiva entdeckt hatte.

 
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    D ie nachmittäglichen Wolken waren verschwunden, und der schmale Streifen Himmel über dem Canon von Quivira war ins goldene Licht des Sonnenuntergangs getaucht.

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