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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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schnitt damit knapp unterhalb der letzten Rippe in den verwesenden Körper. Mit einer langen Pinzette griff er in den so entstandenen Schlitz, machte eine rasche Drehbewegung und zog die Pinzette wieder heraus. Zwischen ihren Enden klemmte ein kleines rosafarbenes Stück Gewebe, von dem Nora vermutete, dass es aus der Lunge stammte. Aragon ließ es in ein Reagenzglas fallen, das bereits zur Hälfte mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt war. Aus einem kleinen Fläschchen gab er zwei Tropfen einer anderen Chemikalie hinzu, dann verschloss er das Glas und mischte seinen Inhalt, indem er alles schüttelte. Nora konnte sehen, wie sich die Farbe der Flüssigkeit in ein helles Blau verwandelte.
    Aragon nickte und stellte das Reagenzglas vorsichtig in einen Styroporbehälter. Dann packte er seine Instrumente wieder ein und wandte sich, während er eine seiner behandschuhten Hände in einer fast schützend wirkenden Geste der Leiche auf die Brust legte, Nora zu.
    »Wissen Sie jetzt, woran Peter gestorben ist?«, fragte sie.
    »Mit hundertprozentiger Sicherheit kann ich das erst nach einer gründlichen Untersuchung im Labor sagen«, erwiderte Aragon langsam, »aber meine primitiven Tests legen alle eine bestimmte Hypothese nahe.«
    Niemand sagte ein Wort. Smithback ließ sich in großem Abstand zu der Leiche auf einem Felsen nieder.
    Aragon sah erst ihn, dann Nora an. »Bevor ich Sie meine Vermutungen wissen lasse, muss ich Ihnen noch einiges in Bezug auf die Ruine mitteilen.«
    »Die Ruine?«, fragte Smithback. »Was hat denn die Ruine mit Hoiroyds Tod zu tun?«
    »Sehr viel«, entgegnete Aragon. »Ich glaube, dass der Grund, weshalb die Anasazi Quivira aufgegeben haben - und vielleicht sogar die Entstehung der Stadt -, ganz eng damit verknüpft ist.« Er wischte sich mit dem Hemdsärmel über die Stirn. »Sicherlich sind Ihnen die Risse in den Türmen und die im obersten Stockwerk eingestürzten Häuser nicht entgangen.«
    Nora nickte.
    »Außerdem muss Ihnen der große Felsrutsch am Ende des Canons aufgefallen sein. Während Sie auf der Suche nach den Pferdemördern waren, habe ich mit Black darüber geredet. Er sagte mir, dass die Schäden an den Häusern einem leichten Erdbeben zuzuschreiben seien, das sich etwa zur selben Zeit ereignet haben dürfte, in der die Stadt verlassen wurde. Auch der Felsrutsch geht laut Black auf das Konto dieses Erdbebens.«
    »Dann glauben Sie also, dass das Erdbeben all die Menschen in dem Tunnel getötet hat?«
    »Nein, absolut nicht. Dazu war es nicht stark genug. Aber der Felsrutsch und der Einsturz einiger Gebäude dürften eine Menge Staub aufgewirbelt haben.«
    »Sehr interessant«, bemerkte Smithback. »Aber was hat eine Staubwolke von vor siebenhundert Jahren mit dem Tod von Holroyd zu tun?«
    Aragon lächelte schwach. »Sehr viel sogar, wenn meine Theorie stimmt. Im Staub von Quivira findet sich nämlich eine große Menge von Coccidioides imitis. Das ist ein mikroskopisch kleiner Bodenpilz, der normalerweise nur in extrem trockenen Wüstengebieten auftritt, wo Menschen kaum in Berührung mit ihm kommen. Und das ist auch gut so, denn seine Sporen können eine tödliche Krankheit verursachen, die man Kokzidioidomykose nennt. Besser bekannt ist sie allerdings unter dem Begriff Tal- oder Wüstenfieber.«
    »Wüstenfieber?«, fragte Nora stirnrunzelnd.
    »Augenblick mal«, fragte Smithback. »War das nicht die Krankheit, die eine ganze Menge Menschen in Kalifornien dahingerafft hat?«
    Aragon nickte. »Deshalb wird sie auch manchmal San-Joaquin- Fieber genannt. Vor vielen Jahren gab es im San-Joaquin-Tal ein Erdbeben, das einen kleinen Erdrutsch auslöste. Eine Staubwolke zog durch die gleichnamige Stadt, in der daraufhin Hunderte von Menschen erkrankten. Zwanzig von ihnen starben an Kokzidioidomykose. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass durch den Erdrutsch eine große Zahl von Pilzsporen in die Luft gewirbelt worden war.« Aragon hielt einen Augenblick lang inne und verzog das Gesicht. »Allerdings handelt es sich bei dem Pilz, der im Tal von Qui-vira vorkommt, um eine sehr viel aggressivere Variante. Wenn man ihn konzentriert einatmet, tötet er binnen Tagen oder Stunden - nicht erst nach einigen Wochen. Um an der Kokzidioidomykose zu erkranken, muss man die Sporen in die Atemwege bekommen, was entweder durch Einatmen von Staub oder durch... andere Mittel geschehen kann. Der bloße Umgang mit einem Erkrankten reicht jedenfalls nicht aus.«
    Aragon wischte sich abermals über die

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